Wadenkrämpfe

8331_R_K_B_by_Dietmar-Meinert_pixelio.de Foto: © Dietmar Meinert auf pixelio.de

Wadenkrämpfe sind schmerzhaft, rauben vielen Menschen den Schlaf, sind gar nicht nicht so selten (jeder dritte über 60 hatte schon welche) und ihre Ursache bleibt meistens im Dunkeln.

Wadenkrämpfe entstehen, weil sich die der große Wadenmuskel urplötzlich und kräftig schmerzhaft zusammenzieht, ohne dass man irgend etwas dagegen tun kann. Das dauert einige Sekunden oder Minuten, bis von selbst oder nach Dehnung der Muskeln der Krampf wieder vorbeigeht. (Der große Wadenmuskel, der Musculus gastrocnemius wird gedehnt, indem man die Zehen in Richtung Nasenspitze zieht.) Bisweilen ist es nicht die Wade, die krampft, sondern die Muskeln im Oberschenkel oder im Fuß.

Die Wade der Nation

Dummerweise zieht sich der Wadenmuskulatur gerade dann zusammen, wenn man noch im Bett liegt. Entweder passiert das nachts beim Umdrehen oder morgens, wenn man sich gerade so richtig schön strecken und recken will. Aber auch bei und nach körperlichen Anstrengungen, vor allem in großer Hitze, kommt es häufig zu Wadenkrämpfen. (Erst letztes Jahr war Ballacks Wade Thema der ganzen Nation.)

Schwangerschaft, Mangel an Wasser und Mineralien als Ursache

Fast jede dritte Frau leidet im letzten Drittel der Schwangerschaft unter Wadenkrämpfen, nach der Geburt ist in der Regel Schluss damit. Wadenkrämpfe werden begünstigt durch eine Schildrüsenunter- oder Überfunktion, eine Leberzirrhose sowie chronische Nierenerkrankungen. Der Verlust von Wasser oder verschiedenen für den Körper wichtigen Mineralstoffen (Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium etc.) z.B. durch Erbrechen und Durchfall sind ebenfalls häufige Ursachen.

Mehrere Medikamente können die Entstehung dieser schmerzhaften Plage begünstigen, dazu zählen die das Cholesterin senkenden Statine, Wasser treibende Mittel, einige Betablocker und bestimmte Mittel gegen Asthma bronchiale: Die sogenannten Betasympathomimetika wie Salbutamol und ähnliche. Zuviel Alkohol am Vorabend macht oft am nächsten Tag die Wade schmerzhaft hart.

Wann zum Arzt ?

Der Gang zum Arzt wird fällig, wenn Wadenkrämpfe nicht nur hin und wieder auftreten, sondern mit einer gewissen Regelmäßigkeit die Lebensqualität empfindlich stören. Neben einer Blutuntersuchung wird der Arzt eine körperliche Untersuchung durchführen, z.B. die Pulse am Fuß prüfen, um eine Durchblutungsstörung auszuschließen. Ist die „Sensibilität“ gestört, also empfindet der Patient Berührungen, Vibrationen oder Kälte schlecht, dann ist dies ein Hinweis auf Nervenerkrankungen als Ursache der Krämpfe im Bein. Das gleiche gilt, wenn die Reflexe, z.B. am Knie oder an der Ferse abgeschwächt oder gesteigert auslösbar sind. Auch Erkrankungen des Kniegelenks äußern sich mitunter in hartnäckigen Wadenkrämpfen.

Der Ausdruck Krampfadern hingegen hat nichts mit Krämpfen zu tun, das Wort kommt vom Althochdeutschen „krimpfan“ für „krümmen“, auf neudeutsch übersetzt müssten sie also eigentlich „Krummadern“ heißen.

Was hilft?

Magnesium soll vor allem in der Schwangerschaft helfen, es ist auch in allen anderen Fällen einen Versuch wert.

Dehnen beugt vor

Dehnungsübungen helfen nicht nur im akuten Anfall, sondern sind auch vorbeugend wirksam. (Ca. 1 Meter entfernt vor einer Wand aufstellen, die Arme nach vorne ausstrecken. Gegen die Wand fallen lassen, mit den Armen abstützen und die Ellenbogen so weit beugen, bis ein leichtes Ziehen die Waden erfasst, dabei die Fersen nicht vom Boden abheben! Diese Übung mehrfach täglich, nach einer Woche tritt Besserung ein.)

Aufpassen, dass die Zehen im Bett nicht nach unten zeigen können! Ein Kissen am Fußende kann da Wunder wirken.

Chinin: Wirksam, aber nicht immer unbedenklich

Chinin ist gut wirksam und in Deutschland frei verkäuflich. In den USA wurde es wieder der Rezeptpflicht unterstellt, weil seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen durch unkontrollierten Chiningebrauch zunahmen. Dazu gehören Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Blutbildveränderungen, Erbechen, Kopfschmerzen und Schwindel. Chinin hilft nach einer aussagekräftigen Studie in 80 % der Fälle verglichen mit 50 % nach Placebo. Bei langfristigem Gebrauch empfehle ich EKG- und Laborkontrollen, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Quellen

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, AWMF online, Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Crampi/Muskelkrampf

Neuro24.de: „Wadenkrämpfe und andere Krampi“

Clinical Knowledge Summaries: Scenario: Leg cramps – unknown cause

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *