Related Posts
PI-Camp 2015 in Berlin: Trifft die „digitalisierte Pflege“ auf den „digitalen Patienten“?
Klamme Kassen, Fachkräftemangel und eine immer älter werdende Bevölkerung sind nur einige der Herausforderungen des Gesundheitswesens. Personalabbau und Kostenreduktion sind heute keine effizienten Lösungen mehr. Ein Blick in andere Wirtschaftszweige zeigt Potentiale, die auch zunehmend in den Gesundheitseinrichtungen erkannt und … Weiterlesen →
Ethische Grundregeln beim Einsatz von Roboter in der Pflege
Die ersten ethischen Grundregeln des Einsatzes von Robotern im menschlichen Umfeld definierte bereits Isaac Asimov in seiner Kurzgeschichte Runaround (Astounding, 1942) als „Grundregeln des Roboterdienstes“. Die Asimovschen Gesetze lauten:[2] Ein Roboter darf kein menschliches Wesen (wissentlich) verletzen oder durch Untätigkeit … Weiterlesen →
Immer mehr Diabetes-Apps, weiterhin große Defizite im Verbraucherschutz
Das Angebot an deutschsprachigen Diabetes-Apps, die in Google Play kostenlos verfügbar sind, ist deutlich angewachsen, so das Ergebnis des aktuellen Marktscreenings “Diabetes-Apps 2015” der Initiaitve Präventionspartner.
- Waren es 2013 noch 15 Diabetes-Apps, die als Ergebnis eines strukturierten Marktscreenings als relevante Treffer identifziert werden konnten, so ist die Zahl in 2014 bzw. 2015 auf 24 bzw. 44 Diabetes-Apps angestiegen.
- Auch die Häufigkeit, mit der diese Apps in den Stores heruntergeladen und auf Smartphones installiert worden sind, hat sich fast verdoppelt auf 4,42 Millionen (2.284 Mio. in 2014; +94%).
80 Prozent dieser Downloads gehen dabei auf lediglich 5 Diabetes-Apps zurück, die Hälfte der Diabetes-Apps (22 von 44) erreicht lediglich Downloadzahlen von unter 5.000, und schafft es somit nicht, das Interesse einer breiten Nutzerbasis zu wecken.
Auch beim dritten Screening “Diabetes-Apps” werden große Lücken im Verbraucherschutz deutlich, das Informations- und Sicherheitsbedürfnis müdiger App-Nutzer nehmen die Anbieter nicht ernst:
- Nur jede siebte (6/44; 14%) Diabetes-Apps verfügt über eine Datenschutzerklärung, obwohl 70 Prozent der Apps die Möglichkeit bieten, gesundheitsbezogene Daten zu dokumentieren.
- Nur sieben Apps informieren mit einem Impressum innerhalb der App über ihren Anbieter. Wie soll ein Verbraucher die Seriosität des Anbieters einschätzen oder im Beschwerdefall Rechte oder Haftungsansprüche durchsetzen?
- Die Finanzierung lässt sich bei drei von vier Apps erklären, ein expliziter Hinweis fehlt hedoch bei fast allen Apps, was problematisch ist, weil alle untersuchten Apps vermeintlich kostenlos zur Verfügung gestellt werden: Jede Dritte nutzt Werbeeinblendungen von Google (13/44), oder finanziert sich offensichtlich durch den Anbieter der App (6/44), den Verkauf von Messgeräten (4/44), durch In-App Verkäufe (n=2), die kostenpflichtige Vollversion der App (n=2), Sponsoren (n=2), eine kostenpflichtige Mitgliedschaft (n=1), Spenden (n=1) oder öffentliche Fördermittel (n=1). Bei jeder vierten App ist nicht erkennbar, wie sich die App finanziert. Ein expliziter Finanzierungshinweis.
- Über Quellen oder Autoren informieren nur wenige Apps (5/44). Wie soll der Nutzer die Aktualität und fachliche Richtigkeit der gesundheitsbezogenen Informationen einschätzen können oder sicher sein, dass das methodische Unterstützungskonzept der App fundiert und wissenschaftlich belegt ist. Die Hälfte aller untersuchten Apps wertet Daten aus. Woher weiß der Nutzer, dass die Berechnungen korrekt sind?
Fazit: Weil die Basisangaben der Anbieter sehr lückenhaft sind, sind Verbraucher kaum in der Lage, die Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit der Angebote zu überprüfen.
Eine neue Checkliste für Gesundheits-Apps unterstützt soll Verbrauchern bei der selbstbestimmten Auswahl vertrauenswürdiger Gesundheits-Apps zu helfen. Mit dieser Checkliste kann der Nutzer das Risikopotential einer App auf einer vierstufigen Vertrauensskala einschätzen. Zum anderen führt sie den Nutzer Schritt für Schritt durch die strukturierte Überprüfung der Herstellerangaben zu Qualität und Transparenz der jeweiligen Gesundheits-App. Denn eine “gute” Diabetes-Apps bietet nicht nur hilfreiche Unterstützungsfunktionen, sondern klärt umfassend über die Qualität der Informationen und den Schutz der Nutzerdaten auf.
Quelle: Screening Diabetes-Apps 10/2015, Initiative Präventionspartner. Testberichte der 44 Diabetes-Apps in HealthOn Datenank