Wie bringen wir Transparenz in unser Gesundheitswesen?

Bildnachweis: Matthias-Preisinger / pixelio.de

Bildnachweis: Matthias-Preisinger / pixelio.de

Die Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass Menschen untereinander kommunizieren. Auf diese Weise entstehen Vernetzungen und damit Netzwerke. An sich sind solche Netzwerke nichts Negatives, solange sie transparent sind. Durch Transparenz wird Kontrolle möglich.

Problematisch wird es nur, wenn Beziehungen nicht offen gelegt werden. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass Marktteilnehmer hinters Licht geführt und übervorteilt werden. Der beste Schutz dagegen ist eine marktliche Steuerung.

Ein Markt ist eine Institution, die schon durch ihre Struktur zur Transparenz beiträgt. Sowohl die Nachfrager als auch die Anbieter legen ihre Präferenzen offen dar. Dieser Prozess ist anonym. Netzwerke spielen zwar auch hier eine Rolle, aber sie werden durch die Entscheidung für oder gegen einen Marktakteur transparent. Relevant ist weiter, dass bei einer solchen Marktlösung immer Handeln und Haften zusammengebunden sind. So wird gewährleistet, dass immer rationale Entscheidungen getroffen werden.

Im Gesundheitswesen herrscht häufig noch eine hohe Intransparenz. Weder die Patienten noch die Versicherer wissen, was die Leistungserbringer qualitativ und manchmal auch quantitativ an Leistungen erbringen.

Es stellt sich hier die Frage, inwieweit eine marktliche Steuerung im Gesundheitswesen möglich ist. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, das Gesundheitswesen vollständig zu privatisieren. Es muss allerdings sichergestellt werden, dass ökonomisch Schwache (der Ausdruck sozial Schwache ist falsch, denn diese Menschen sind durchaus sozialkompetent – was ihnen fehlt, ist das Einkommen und damit die Kaufkraft, um auf dem Markt ihre Nachfrage entsprechend zu artikulieren) nicht auf der Strecke bleiben.

Dies kann durch eine wirksame Subjektförderung geschehen – wie es etwa analog auf dem Wohnungsmarkt geschieht, in dem einkommensschwache Menschen in Form des Wohngeldes die notwendige Kaufkraft individuell übertragen bekommen. Auf diese Weise sind die Menschen in der Lage, ihre Bedürfnisse in einer kaufkraftfähigen Nachfrage zu artikulieren. Analog könnte dies auch im Gesundheitswesen geschehen, indem entsprechende Einkommenstransfers durchgeführt werden.

Es stellt eine normative Entscheidung dar, bestimmte Güter, die an sich privat sind, zu meritorischen, das heißt öffentlichen Gütern zu transformieren. Dies führt jedoch dazu, dass für das Handeln der Akteure keine Haftung mehr besteht und es zu einem Mangel an Transparenz und zugleich einem Verantwortungsvakuum kommt. Dieses

Handeln ohne Haftung versucht die Politik mit Hilfe zentraler, planwirtschaftlicher Eingriffe zu eliminieren, durch DRG, Regelleistungsvolumina, Festbeträge und so weiter. Da zentral nur sehr begrenzt die Bedürfnisse und die Gegebenheiten auf der Mikroebene erfasst und bewertet werden können, kommt es zu einer „Anmaßung von Wissen“  (Friedrich August von Hayek) mit entsprechenden Fehlsteuerungen – die dann wiederum zu weiteren zentralen Eingriffen und letztlich zu einer Interventionsspirale führen. Die Transparenz nimmt weiter ab, je länger wir uns in dieser Spirale befinden.

Ein möglicher Ausweg aus dieser Situation – vorausgesetzt, es soll an der Meritorisierung festgehalten werden – wären dezentrale, selektive Verträge. Auch hier würde es notwendigerweise Fehleinschätzungen geben, weil die Vorgänge auf der Mikroebene nur sehr bedingt prognostizierbar sind. Wichtig ist jedoch, dass von einer solchen Fehleinschätzung nicht alle individuellen Akteure (Patienten, Versicherte), sondern nur die Mitglieder des betreffenden Akteurs betroffen sind. Zudem könnte rascher eine Korrektur vorgenommen werden. Die Sachkenntnis aller Akteure ist höher, da sie näher an den eigentlichen Problemen sind. Transparenz wird möglich, wenn die Interventionsspirale angehalten wird oder gar nicht erst in Gang kommt – wenn alle Akteure wissen, was sie wann und aus welchen Gründen tun.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *