Stellen Sie sich eine Praxis vor in der 2 MFA arbeiten, Agnes und Verah. Beide lieben ihren Beruf, haben eine Berufserfahrung von 3 bzw. 5 Jahren und sind grundsätzlich engagiert und mit Liebe zum Beruf bei der Sache. Das Patientenaufkommen in der Praxis, in der sie arbeiten, ist seit jeher hoch. So hoch wie die Frequenz in der Praxis ist die Altersstruktur der Patienten. Das bringt es mit sich, dass den beiden jungen Damen mit der Betreuung chronisch Kranker verbunden mit Hausbesuchen zusätzliche Aufgabengebiete auferlegt wurden.
Related Posts
Zentrale Organisation besser für Impfung – und meine Recherche…
Heute habe ich versucht, herauszufinden, wie die einzelnen Länder die Impfaktion gegen Schweinegrippe organisieren. Klar, ich könnte auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit jedes einzelne Bundesland anklicken und mich dort schlaumachen. Aber optimistisch, wie ich bin, dachte ich, ich komme irgendwie bequemer an die Info – die ich übrigens für den letzten Blogbeitrag brauchte…
Bei der KV Berlin erfuhr ich von den gescheiterten Verhandlungen mit der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, in der Presse war zu lesen, dass sich auch die KV Rheinland-Pfalz aus der Organisation der Scheinegrippeimpfung zurückgezogen hatte.
Am Bürgertelefon des Gesundheitsministeriums, wo ich ca. 30 Minuten lang darum gebeten wurde, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anzurufen, hieß es, man wisse nicht, wo und wo nicht die KV die Impfung organisiere. Ich solle doch bitte jedes einzelne Bundesland anrufen… Nach ein paar weiteren, nicht sehr informativen Anrufen in Rheinland Pfalz ("das organisiert jedes Bundesland für sich"), Thüringen (dauerbesetzt), Sachsen (dauerbesetzt) und bei der KBV habe ich erstmal weiter Zeitung gelesen und fand meinen Recherchefrust in einem Artikel des heutigen Tagesspiegels Überforderter Föderalismus bestätigt: Zentralismus ist besser für Impfung – und für meine Recherche. Hier wird Siegmar Dittann (ehemaliger Chef der Programme für Infektionskrankheiten und Impfungen des Europabüros der WHO) zitiert. So zeigen sich nach Dittmann in der Ausführung der Impfung, für die die Länder zuständig sind, "massive Probleme":
"…für die gerade anlaufende Massenimpfung gegen die Schweinegrippe werden rund 30 000 Impfärzte benötigt, rechnet Dittmann vor. Aufgrund knapper Kassen haben die Bundesländer den öffentlichen Gesundheitsdienst aber so stark geschrumpft, dass er inklusive Hausmeister und Bürokräfte nur noch 3000 Beschäftigte in ganz Deutschland hat. Also müssen niedergelassene Ärzte die Lücke füllen. Diese werden allerdings erst zu einem Zeitpunkt angesprochen, an dem die Impfkampagne bereits läuft."
weiter heißt es:
"Zentral organisiert könnten Ärzte und Bevölkerung viel besser über Impfungen aufgeklärt werden. Nur so aber lassen sich die Impfraten erhöhen, die nach wie vor das beste Mittel gegen Infektionen sind, erklärt Dittmann nachdrücklich."
Übrigens, selbst das im Artikel so lobend erwähnte Robert Koch Institut hatte leider auch keine "Impforganisations-Übersicht" für mich. Obwohl dies bereits "Gegenstand mehrerer Anfragen gewesen sei"…
also hieß es dann doch doch: weitertelefonieren…
Lieber einen Arzt, der mit Apps arbeitet?
Die Patienten in den USA haben eine klare Präferenz: Sie würden einen Arzt bevorzugen, der seinen Patienten im Behandlungsprozess eine App anbietet – das sagen 59 Prozent der über 2025 befragten erwachsenen US Verbraucher, von denen 1.736 in hausärztlicher Betreuung sind (1). Wenn Patienten Behandlungs- und Beratungsleistungen eines Arztes auch virtuell nutzen können, ist das für fast die Hälfte (47%) der Befragten ein Pluspunkt, ebenso wenn der Arzt die Trackingdaten aus Wearables seiner Patienten in Therapieentscheidungen mit einbezieht (38%). Hier gibt es deutliche Unterschiede abängig vom Alter der Befragten, d. h. für die Hälfte (50 %) der 18 bis 35 Jährigen ist das ein positives Auswahlkriterium, bei den Baby Boomern (55 Jahre und älter) nur für jeden Dritten (29%).
Über alle Altersgruppen betrachtet, besitzt jeder Dritte ein sog. Wearable (27%), etwa die Hälfte (55%) nutzt dies täglich. Die große Mehrheit würde dem Arzt Zugriff auf diese Daten geben (78%). Ein Wearable ihrer Krankenkasse würde die Hälfte der Befragten nutzen, um im Gegenzug für ihre Daten niedrigere Versicherungsbeiträge bezahlen zu müssen.
Wie viele Befragten zeichen Daten auf, und wofür?
Hier die Ergebnisse nach Alterskategorien: 18 bis 35 Jahre, 35-54 Jahre, Älter als 55 Jahre
- Besitzen ein Tracking Tool (Wearable): 39%, 26%, 20%
- Nutzen dies im Fitness-Kontext: 27%, 20% 13%
- Nutzen dies zum Krankheitsmanagement: 7%, 6%, 4%
Blick nach Deutschland: Nach einer repräsentativen Umfrage unter 1.236 Personen von Bitkom Research nutzen derzeit 31 % der Bundesbürger ab 14 Jahren so genannte Fitness-Tracker zur Aufzeichnung von Gesundheitswerten (2).
Quelle:
- (1) Harris Poll MobiHealthNews, June 27, 2016
- (2) Bitkom Research. Fast ein Drittel nutzt Fitness-Tracker. Feb. 2016
Health-Apps: Neue Verschreibungsplattform für Ärzte
Bisher gehen Patienten auf eigene Faust los (GAPP-Studie 2014), wenn sie im Dickicht der weltweit über 100.000 health-Apps nach Unterstützung suchen. Das soll sich nach den Vorstellungen von IMS Health zukünftig ändern.
Mit der App-Empfehlungsplattform “IMS Appscript” soll es nach dem Willen des Unternehmens für Ärzte zukünftig einfacher werden, ihren Patienten per elektronischem Rezept sinnvolle und nützliche Apps zur Krankheitsbewältigung zu verordnen bzw. zu empfehlen.
Wie funktioniert der Service?
- Nach einem vom Unternehmen entwickelten Bewertungsschlüssel fischen die IMS-Experten aus den über 100.000 Gesundheits-Apps die für wichtige Patientengruppen “nützlichen health-Apps” heraus. In die Auswahlkriterien fließen dabei z. B. die Bewertungen der App-Nutzer, die Anzahl der Downloads, die Häufigkeit und Intensität der App-Nutzung durch die Anwender sowie die Ergebnisse eines noch nicht näher beschriebenen Prüfprozesses ein.
- Ärzte können die Plattform nach vorheriger Registrierung kostenlos nutzen und erhalten Zugang zu einer Liste mit derzeit ca. 100 empfohlenen Health-Apps. Sie können diese Datanbank z. B. nach Indikationen durchsuchen. Haben sie eine passende App gefunden, können sie diese innerhalb von Sekunden per elektronischem Rezept an ihre Patienten schicken. Diese loggen sich auf einer Website ein, identifizieren sich mit einer PIN und können danach die Gesundheits-App nutzen.
Wer bezahlt für den Service?
- Unternehmen oder Institionen, die Ärzten den Zugang zu diesem Service ermöglichen wollen, tragen die Kosten des Services. Die Gebühr richtet sich nach der Anzahl der Ärzte, die diesen Service nutzen und der Anzahl der Verschreibungen bzw. Empfehlungen, die diese über die Plattform an Patienten verschicken.
Bisherige Empfehlungspraxis von health-Apps
- Im Moment spielt der Arzt als Empfehler für health-Apps keine Rolle. Patienten sind es gewohnt, die App-Stores auf eigene Faust nach hilfreichen Unterstützungen zu durchsuchen. Sie wünschen sich allerdings Orientierung oder Hilfe beim Erkennen sicherer und nützlicher Angebote (GAPP-Studie 2014). IMS hat diese Lücke offensichtlich erkannt. Mit ihrem neuen Service soll es für Ärzte einfacher werden, Patienten hilfreiche health-Apps zu empfehlen.
Aus dem Scheitern lernen: Die App-Zertifizierung von Happtique
- Zur Erinnerung: Das Unternehmen Happtique ist mit einem ähnlichen Ansatz gescheitert und hat im Dezember 2013 seinen Service eingestellt. Der ausgeklügelte Kriterienkatalog zur Bewertung von Health-Apps hat das Unternehmen sehr schnell an Kapazitätsgrenzen gebracht. Die Qualitätsprüfung war komplex, zeit- und kostenaufwändig. Happtique geprüfte health-Apps wiesen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in der Praxis Sicherheitslücken auf, so dass dieser Ansatz aufgegeben werden musste.
Es bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen IMS Health daraus bei der Entwicklung des eigenen Kriterienkatalogs gezogen hat.
Die Initiative Präventionspartner geht mit dem HealthonApp-Ehrenkodex einen anderen Weg. Sie setzt auf die Stärkung der Medienkompetenz von Verbrauchern sowie auf die Kraft der Online-Community. Mit wenigen, einfach überprüfbaren Mindestangaben sollen Verbraucher die Qualität und Transparenz von gesundheitsbezogenen Informationen in health-Apps selbst überprüfen und beurteilen können. Ziel ist es, App-Anbieter zu meiden, die durch fehlene Angaben Interessenkonflikte oder den Umgang mit Nutzerdaten verschleiern.
Informationen zu Appscript IMS Health
Quelle:
(1) GAPP-Studie 2014)
mhealth news: A System for Scoring Health Apps, 12.12.2014