Gemütlich erreicht Hajo seinen Shuttlebus und die Klimaanlage bläst ihm erst einmal die Nebenhöhlen frei. Geschafft, jetzt nur noch 1,5 Stunden bis zum Hotel. Er ist ziemlich müde und muss etwas Schlaf nachholen. Der Bus schaukelt hin und her. Sein Kopf schlägt ab und zu ans Fenster an, es ist kalt, also im Bus zumindest, draußen herrscht brütende Hitze. Das Hotel ist in Sicht und der Strand.
Hajo checkt ein und bezieht sein Zimmer. Einfach gehalten, aber gemütlich, wenige Meter entfernt dröhnt eine Musikanlage. Vermutlich der hausinterne Club. Das könnten kurze Nächte werden denkt sich Hajo. Aber er ist jung und möchte doch auch ein wenig feiern, oder? Er zieht sich rasch um und geht in Richtung Strand. Sehr schön, genauso hat er sich das vorgestellt. Die Sonne knallt ihm ins Gesicht. Wummernde Bässe klingen aus diversen Strandbars.
Da hinten ist ein Surfverleih. Hajo fackelt nicht lange, schließlich ist er ein aktiver Mensch und möchte auch im Urlaub etwas für seine Fitness tun. Gesurft ist er zwar schon lange nicht mehr, aber er fühlt sich heute bereit dafür. Und los gehts, der Wind ist ablandig und geht voll ab, nach ein paar Stürzen kann sich Hajo ins Segel legen und spürt die Kraft der Wellen und der Luft. Herrlich! Er saust weg vom Ufer. Hajo! Vorsicht! Nicht zu weit raus, gell?
Was soll schon passieren? Vor ihm rast ein anderer Surfer hinaus in Richtung einer Insel. Doch Entfernungen auf offener See können ziemlich täuschen. Doch das kann Hajo ja nicht wissen. Er hält sich dicht an den Surfer. Kein Blick zurück. Doch nach einer Stunde ist Hajo ziemlich erschöpft. Die Insel kommt und kommt nicht näher, er lässt ihn ziehen und versucht zu wenden. Doch er traut seinen Augen kaum. Den Strand von dem er gestartet ist erscheint in weiter weiter Ferne. Wie weit ist er nur rausgefahren? Und das Schlimmste: Fast kein Wind landeinwärts! Die Sonne brennt erbarmungslos und Hajo fällt vor Schreck ins Wasser. Jetzt erst wird ihm klar, dass er gerade mit seinem Leben spielt.
Doch es hilft alles nichts, er reißt das Segel hoch und dümpelt in Richtung Festland, fast in Schrittgeschwindigkeit. Es ist schon spät am Nachmittag, keine Ahnung wieviel Uhr genau und Hajo weiß, wenn es dunkel wird, ist es vorbei mit ihm. Seine Arme schmerzen fürchterlich, er hat Blasen an den Händen und ihn dürstet. Um ihn herum nichts als Wasser und doch nichts zum trinken. Hajo bekommt schlagartig Panik und malt sich die schlimmsten Dinge aus …
Seine Haut brennt mies und Kopfschmerzen hämmern wie wenn man eine Hüftprothese in den Knochen reinschlägt. Wäre er doch nur am Baggersee geblieben, bei Anna. Warum ist sie nicht hier? Mag sie ihn nicht mehr? Und was ist mit Michelle? Vielleicht will sie ihn doch noch. Er könnte heulen vor Wut auf sich selbst. Aber sein wichtigster Antrieb im Moment ist das Selbstmitleid. Ja, damit kennt er sich prima aus … Hajo surft und surft, die Gedanken verwirren ihn immer mehr. Hat er schon einen Sonnenstich? Ihm ist übel! Nein, jetzt nicht schlappmachen. Bevor ich sterbe, muss ich noch den Everest besteigen … ja! Wie kommt er jetzt nur darauf? Seit seinem Winterurlaub mit Michelle träumt er davon, irgendwie. Hätte er nur etwas Schnee dabei, wie gerne wäre er jetzt im Himalaya … Hajo ist alleine auf hoher See …
Ist es aus mit Hajo? Wird er gerettet? Oder hat er die unmenschliche Kraft sich selbst zu retten? Fragen über Fragen. Bis nächsten Donnerstag müsst ihr euch allerdings gedulden … Aloha