Nach der Einleitung in die Radiologie und der allgemeinen Begeisterung muss man auch irgendwann anfangen, praktisch zu arbeiten. Die erste Aufgabe eines Radiologen ist fast immer das Befunden von Röntgenbildern des Thorax. Das ist zwar eine Aufgabe für Beginner, kann aber auch sehr raffiniert sein. Im Endeffekt gehört es leider zu einer “aussterbenden” Kunst. Sobald es kompliziert wird, macht man heutzutage einfach ein Thorax-CT. Nichtsdestotrotz ist und bleibt das Befunden von Aufnahmen des Thorax ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zum Facharzt.
Um nicht wie ein Depp vor dem Monitor zu sitzen, empfiehlt sich sehr, sich in das Thema einzuarbeiten. Hier muss man ein Wochenende investieren, um eine ordentliche theoretische Grundlage zu schaffen. Sonst kann es peinlich sein, wenn der Kollege von der Intensivstation einen anruft, und man als Radiologe nichts zum Rö-Thorax sagen kann (egal ob es dein erster Arbeitstag oder nicht, sowas fühlt sich echt scheisse an 🙂. Und das sind meine persönliche Buchempfehlungen:
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem Buch von Hamer et al. – „Grundkurs Thoraxröntgen“ gemacht. Ich habe es sogar fast komplett durchgelesen. Es gibt einem genau das, was es verspricht. Es geht mit Grundlagen von Thoraxröntgen los (hier kann man manchmal in das entsprechende Kapitel von Oestmann (link) schauen, ich finde, dort ist es nicht so trocken erklärt), dann werden die wichtigsten Pathologien präsentiert (keine Zebras, sondern wirklich das, was man auch in der Praxis sieht). Ich fand die anspruchsvollen Aufnahmen besonders gut . In der Praxis sind die Pathologien oft einfacher zu sehen, als in den Bildern in diesem Buch. Aber wenn man es im Buch sieht, dann ist man schon auf der sicheren Seite. Später, wenn man für den Facharzt lernt, sollte es auch für das Thema ausreichen (munkeln die erfahrene Kollegen).
Wenn man sich mit dem Thema intensiver beschäftigen will, gibt es einen tollen „Trainer Thoraxdiagnostik“. Qualitativ ist es ein kleiner Sprung nach vorne. Leider auch preislich. Ich habe selber nur sporadisch reingeschaut und war jedesmal von der Verarbeitung des Buchs, sowie von der Qualität der Abbildungen beeindruckt. Sachlich bietet es etwas mehr Informationen, trotzdem mutiert es nicht zu einem dicken Nachschlagwerk. Im Unterschied zu anderen hier vorgestellten Büchern ist es nicht nur ein Buch, das man durcharbeitet und dann verkaufen kann, sondern ein Augenschmaus für die eigene “medizinische Bibliothek” 🙂
Würde ich jedoch nochmal von vorne anfangen, würde ich mir „Chest-X-Ray Trainer“ von Matthias Hofer unbedingt anschauen. Über die letzten Monate bin ich großer Fan von seiner Buchreihe geworden. Es handelt sich weniger um Lehrbücher als um Arbeitsbücher, die den Einstieg in das Thema erleichtern. Mir gefällt sein Konzept der Gegenüberstellung der Skizzen und echten Aufnahmen sehr. Nach jedem Kapitel kommen Aufgaben, die man lösen sollte, bevor man weiter macht. Ich habe seine Bücher für Sonographie und CT geliebt. Den „Chest-X-Ray Trainer“ habe ich jedoch leider etwas zu spät entdeckt.
Insgesamt finde ich das Thema “Röntgen Thorax” sehr cool. Man investiert ein Wochenende und in der darauffolgenden Woche kann man buchstäblich sehen, wieviel es einem gebracht hat. Extrem gute positive Verstärkung für das Lernen und die steile Lernkurve machen echt viel Spaß. Man darf den Fehler nicht machen, ohne Ahnung auf die Bilder loszugehen. Befunden vom Thorax ist eine der ältesten radiologischen Aufgaben und die unsortierte Menge der Informationen aus Internet, Tipps von Kollegen sowie vereinzelte Kapitel aus den dicken Nachschlagwerken können einen sehr schnell auf Selbstmordgedanken bringen. Also: ein gutes Einsteigerbuch nehmen, ein Wochenende lernen und Spaß daran haben!