Wenn ein Patient ins Krankenhaus aufgenommen wird, der aus welchem Grund auch immer nicht mehr geordnet sprechen kann, dann versucht man auf andere Weise herauszubekommen, wer der Patient ist und was mit ihm los ist. Der typische Fall ist der bewusstlose Patient, der in ein Allgemeinkrankenhaus aufgenommen wird. Aber auch in der Psychiatrischen Klinik werden nicht selten Hilflose Personen (Rettungsdeutsch: “HiLoPe“) aufgenommen, deren Personalien sich auf „ca. 40 Jahre, männlich“ beschränken.
Traditionell sucht man dann erst mal die Taschen des Patienten nach seinem Portmonee ab. Hier findet man oft eine EC-Karte oder etwas ähnliches mit dem Namen des Patienten. Das kann schon mal helfen. Mit viel Glück hat der Betroffene auch einen Pass mit Namen und Adresse bei sich. Aber selbst dann weiß man über die Vorgeschichte oder mögliche Vorerkrankungen noch nichts.
In letzter Zeit immer wichtiger wird allerdings das Handy des Patienten. Es gibt nicht wenige Patienten, die keine Ausweispapiere bei sich haben, aber ein Handy. Nicht immer ist das so gut organisiert, dass man genau heraus bekommt, wie der Besitzer heißt und was mit ihm los ist. Aber die Telefoneinstellungen „Favoriten“ gibt es doch bei den meisten Betriebssystemen. Und wenn man da einen der Einträge „Mama“, „Schatz“, “Heimleitung” oder „Dr. Winkelmann“ anruft, kommt man in der Regel schon mal weiter.
Mit der weiteren Verbreitung der Smartphones wird es allerdings für den ärztlichen Ermittler erst mal schwieriger. Viele Handys haben – und das ist auch gut so – eine Code-Sperre. Wenn die Patienten in ihrem Bewusstsein so eingeschränkt sind, dass sie die Sperre nicht mehr aufheben können, und die guten alten Versuche „1234“, „0000“ und „2580“ nicht funktionieren, dann kommt man hier allerdings nicht weiter.
Auftritt iOS 8 und der hier integrierte Notfallpass. Seit iOS 8 auf den iPhones gelandet ist, kann man in der App „Health“ für den Notfall relevante Informationen hinterlegen. Insbesondere
- Name
- Geburtsdatum
- Erkrankungen und Befunde
- Allergien und Unverträglichkeiten
- Medikation
- Kontaktpersonen mit Name und Telefonnummer
- Größe, Gewicht
- und die Information, ob man Organspender ist oder nicht.
Das Besondere ist, dass diese Informationen auch von einem gesperrten iPhone aus zugänglich sind. Im Lock-Screen, in dem man den Entsperr-Code eingeben kann, erscheint unten links die Auswahl Notfall:
Wenn man den Schriftzug “Notfall” antippt, kann man von diesem gesperrten iPhone aus die Notrufnummern 110 und 112 wählen. Und man hat unten links Zugriff auf die Schaltfläche „Notfallpass“:
Tippt man auf den Schriftzug “Notfallpass”, zeigt einem das immer noch gesperrte Handy die in der App Health hinterlegten Informationen an. Das sieht dann etwa so aus:
Finde ich wirklich praktisch. Insbesondere Kontaktpersonen für den Notfall, aber auch die Medikation hilft sehr. Man kann die Felder auch für weiterführende Informationen wie etwa den Hinweis auf eine Behandlungsvereinbarung oder ähnliches verwenden. Sehr sinnvoll ist natürlich auch das Feld „Organspender“. Ich denke, mit den Handys kann sich hier eine größere Verbreitung ergeben als mit den Organspendeausweisen.
Also: Wenn Du ein iPhone hast und iOS 8 ist installiert, dann trag mal zumindest Deine Kontaktpersonen für Notfälle ein. Und dann hoffen wir, dass diese Funktion bei deinem Telefon nie gebraucht wird…
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