Better save then sorry

Heute war wieder eine da…eine 52-jährige Patientin mit bekanntem Bluthochdruck.

Sie klagte über Schwindel und Übelkeit. Bei den momentan umgehenden Infekten ist das keine Seltenheit. Durchfall wurde verneint, ebenso Brustschmerzen. Sie wirkte aber sehr mitgenommen.

Der Blutdruck war normal, zur Sicherheit führte ich noch ein EKG durch, denn gerade bei Frauen äußern sich Herzinfarkte häufig symptomarm oder mit untypischen Beschwerden.

Im EKG fanden sich dann Hinweise auf Durchblutungsstörungen am Herzen. Ein Schnelltest auf Herzinfarkt war zum Glück negativ und die EKG Veränderungen besserten sich unter Sauerstoffgabe und Nitrospray.

Trotzdem waren bei ihr zum ersten Mal solche Symptome aufgetreten und die EKG Veränderungen waren eindeutig. Das musste schnellstmöglich in der Klinik weiter abgeklärt werden. Da ich in der Regel nicht die Spechstunde abbrechen kann, um die Patientin zu begleiten, muss ich in solchen Fällen den Rettungsdienst und den Notarzt rufen, um die Patientin in die Klinik am besten in eine Chest Pain Unit begleiten zu lassen.

Im Großen und Ganzen ist das immer blöd. Alle anderen Patienten müssen erstmal warten bis der Notfall versorgt ist. Rettungsdienst und Notarzt kommen mit Blaulicht und großem Aufgebot. Für den betroffenen Patienten ist das häufig sehr beängstigend. In diesem Fall lief alles einigermaßen ruhig und geordnet ab. Ich konnte meine Patientin mit allen Unterlagen, meiner Anamnese und der notwendigen Vorgeschichte an den Notarzt übergeben. Sie wurde kompetent weiterversorgt und ins nahe gelegene Krankenhaus transportiert.

Leider habe ich das aber auch schon ganz anders erlebt. Ich bin bewußt Hausarzt geworden, um den Patienten und ihrem Leben nahe zusein. Ich habe 6 Jahre studiert, noch viel mehr Jahre Weiterbildung gemacht, ich habe Intensivstationen versorgt und bin Notarzt gefahren. Ich bilde mich kontinuierlich fort und unterrichte Studenten. Ich bin nicht nur Lotse im Gesundheitsdienst oder Fallmanager, sondern kompetenter Partner und wichtigster Ansprechpartner für meine Patienten. Ich begegne jedem Notarzt und jedem Retttungsassistenten mit Respekt und erwarte das auch im Gegenzug.

Bei meiner Patientin konnte letztendlich ein Herzinfarkt ausgeschlossen werden. Weitere Diagnostik steht noch aus. Trotzdem lieber den Notarzt einmal zu viel anfordern.

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