Patientencoaching – Schlüssel für eine bessere Patiententeilhabe

Bildquelle: 4sigma GmbH

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Durch die Errungenschaften der modernen Hygiene und der Medizin sind in den Industrienationen die Infektionserkrankungen von chronischen, häufig lebensstilbedingten Erkrankungen als führendes Gesundheitsproblem abgelöst worden. Immer mehr Menschen leiden an Krankheiten, die eine dauerhafte, oft lebenslange Behandlung erfordern. Doch während die Medizin sich immer aktiver mit medikamentösen und apparativen Therapien um unsere Gesundheit bemüht, nimmt gleichzeitig die Passivität des betroffenen Patienten zu. Die Folge: Selbst regelmäßige Arztbesuche und die Verordnung geeigneter Medikamente und Maßnahmen erzielen oft keine befriedigenden therapeutischen Erfolge. Denn der Schlüssel für Gesundheit oder zumindest für eine Stabilisierung und einen besseren Umgang mit der Erkrankung liegt nicht selten bei den Betroffenen selbst. Ihr persönlicher Lebensstil und ihre Bereitschaft, die ärztliche Behandlung aktiv zu unterstützen, sind das Fundament, auf dem jede therapeutische Maßnahme fußt. Warum aber fällt es erkrankten Menschen im Alltag schwer, die Empfehlungen des Arztes korrekt und konsequent umzusetzen?

Vorwürfe bewirken Widerstand bei den Patienten

Objektiv gehört das Gesundheitssystem in Deutschland weltweit zu einem der besten. Nicht nur die Lebenserwartung steigt hierzulande, auch die in Gesundheit gelebten Jahre nehmen laut aktuellen Erhebungen zu. Die subjektive Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung hält dagegen nicht im gleichen Maße Schritt. Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Mit dem Standard der Medizin sind auch die Anspruchshaltung und Erwartungen des Patienten an das Gesundheitssystem gestiegen: Bei vielen Menschen steht Medizin heutzutage für Medikamente und Operationen. Der Patient erwartet eine rasche, konkrete Diagnose und eine schnell wirksame Therapie. Wie wichtig aber das eigene Verhalten und Mitwirken für die Gesundheit und den Erfolg der Behandlung ist, wird dabei leicht übersehen. Wenn dieser Aspekt überhaupt ins Spiel kommt, dann leider oft im negativen Sinne: In der öffentlichen Diskussion wird der Patient nicht selten zum Buhmann, der mit seinem ungesunden Lebensstil teure Folgeerkrankungen verursacht, nicht die nötige Willensstärke aufbringt und durch Radikalmaßnahmen wie die „Dicken-Steuer“ diszipliniert werden soll. Statt ihn konstruktiv als Kooperationspartner der Therapie zu gewinnen, treibe solche Vorwürfe den gescholtenen Patienten eher in den Widerstand. Vorbei sind die Zeiten, in denen er sich vertrauensvoll „in gute Hände“ begab und mit gutem Gefühl dem Rat seiner Ärzte folgte.

Patienten brauchen Unterstützung

Doch die mangelnde Mitarbeit des Patienten ist nicht nur ein Akzeptanz- und Vertrauensproblem, das durch Medizinskandale und negative Berichterstattung in den Medien geschürt wird. Der informierte mitentscheidende Patient, der sich aktiv in das Therapiegeschehen einbringt, braucht auch Führung und Orientierungshilfen, um den modernen Medizinbetrieb in seiner zunehmenden Komplexität verstehen und sich dort zurechtfinden zu können. Je ausgefeilter – und teilweise teurer – medizinische Verfahren der Diagnostik und Therapie werden, desto weniger Ressourcen bleiben der Arztpraxis für eine umfassende Erhebung der Gesundheits- und Lebenssituation, informierende Gespräche, praktische Ratschläge und eine motivierende Begleitung bei Lebensstiländerungen. Das Internet als alternative Informationsquelle liefert eine schier unüberschaubare Flut an Meinungen, sodass für den Patienten die seriösen und gesicherten Erkenntnisse ohne fachkundige Hilfe nicht identifizierbar sind. So fehlt ihm nicht selten das notwendige Wissen über die Vorgänge im eigenen Körper und die positiven Effekte eines aktiven Mitwirkens, um die Therapieempfehlungen des Arztes nachvollziehen und mittragen zu können. Manchmal sind es schlicht Missverständnisse oder praktische Hindernisse, die zunächst überwunden werden müssen. Manchmal steht dem erfolgreichen Einsatz der eigenen Ressourcen der fehlende Glaube an ihre Wirksamkeit entgegen.

Verständnis und Vertrauen – das sind die Grundsteine dafür, dass der Patient überhaupt fähig und bereit ist, seine Rolle als Mitentscheider und Mitgestalter der eigenen Therapie wahrzunehmen. Ein gezieltes Patientencoaching kann entscheidend dazu beitragen, diese Basis zu schaffen beziehungweise auszubauen – gerade bei chronisch Erkrankten, die auf dauerhafte therapeutische Unterstützung angewiesen sind. Das Coaching steht dabei nicht in Konkurrenz zur ärztlichen Betreuung. Manch engagierte Arztpraxis hat diese Form der Unterstützung bereits in ihren Praxisablauf integriert. In vielen anderen mangelt es jedoch oftmals an den notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung. Ein Coaching durch externe Dienstleister kann dann eine sinnvolle Maßnahme sein, um diese Lücke zu schließen.

Wie funktioniert Patientencoaching?

Dieses Unterstützungsangebot setzt gezielt bei der gesundheitsbezogenen Selbstwahrnehmung und der Eigenkompetenz der Patienten an. Dafür wird ihm ein neutraler, wertschätzender Gesundheitscoach zur Seite gestellt, mit dem er zunächst seine individuelle Krankheits- und Lebenssituation analysiert. Der Patient kann ausführlich und in Ruhe seine persönliche Problematik schildern und Fragen klären. Zugleich macht sich der Berater ein genaues Bild davon, an welcher Stelle Unterstützungs- und Beratungsbedarf besteht. Durch individuelle Information unterstützt der Gesundheitscoach den Patienten dabei, sich ein tieferes Verständnis für die Erkrankung und ihre Therapie anzueignen, die Vorteile und Chancen eines gesundheitsfördernden Verhalten zu erkennen und sein Vertrauen in seine Selbstmanagementkompetenz und Selbstwirksamkeit zu stärken. Zusammen mit seinem Coach legt der Patient für sich einfache Gesundheitsziele fest. Gemeinsam erarbeiten beide praxisnahe Strategien, um hierfür notwendige Verhaltensänderungen im Alltag erfolgreich umzusetzen. In den folgenden Wochen und Monaten begleitet der Coach den Patienten kontinuierlich auf seinem Weg zu einer besseren Krankheitsbewältigung, sowohl im körperlichen wie auch im seelischen Bereich. Idealerweise kann die Wiederentdeckung der Selbstwirksamkeit den Patienten aus der Passivität holen. Er empfindet sich der Erkrankung und möglicherweise dem Medizinbetrieb nicht mehr hilflos ausgeliefert, sondern kann aktiv die Therapie unterstützen, den Alltag meist wieder besser meistern und gewinnt Lebensqualität zurück.

Bildquelle: 4sigma GmbH

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Coaching dauert in der Regel etwa ein Jahr

Das Coaching von Patienten kann in Gruppen- oder Einzelsitzungen erfolgen – der direkte Kontakt mit dem persönlichen Berater ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Die 4sigma GmbH als zertifizierter Gesundheitsdienstleister mit langjähriger Erfahrung in der bedarfsorientierten Begleitung chronisch kranker Menschen setzt vielmehr auf telefonbasierte und gegebenenfalls auch telemetrische Ansätze. Die Vorteile: Die Betreuung per Telefon oder Telemetrie ist zeitlich und örtlich unabhängig und auch Patienten zugänglich, die beispielsweise ihr häusliches Umfeld aufgrund einer eingeschränkten Mobilität nicht verlassen können oder aber aus beruflichen Gründen viel unterwegs sind oder in wechselnden Schichtzeiten arbeiten. Entschließt sich ein Patient zur Teilnahme an einem Coaching-Programm der 4sigma, steht er während der gesamten Programmlaufzeit in regelmäßigem telefonischem Kontakt mit einem persönlichen Coach – je nach Erkrankung in der Regel über die Dauer von einem Jahr. Die Gesundheitsexperten der 4sigma, examinierte Krankenpflegekräfte mit langjähriger Berufserfahrung, sind auch geschult in Techniken der Gesprächsführung. So können sie dem Patienten nicht nur laienverständlich medizinisches Wissen vermitteln. Sie helfen ihm auch gezielt dabei, sich die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Fähigkeiten in Bezug auf seine Gesundheit zu verdeutlichen.

Verantwortung geht zurück zum Patienten

Bei schwerer Erkrankung oder bei immer wieder auftretenden Notfällen in der Vergangenheit, kann der Patient mit einem Home-Monitoring-System zur häuslichen Überwachung wichtiger gesundheitlicher Daten ausgestattet werden. Dabei übermitteln telemetrische Messgeräte die erfassten Werte automatisch an die persönliche Beraterin. Sie kann bei Abweichungen von den vereinbarten Zielwerten zeitnah Kontakt zum Patienten aufnehmen, die Situation mit ihm besprechen und geeignete Gegenmaßnahmen empfehlen, beispielsweise einen baldigen Arztbesuch. Wichtig ist, dass die Verantwortung im Laufe des Programms wieder auf den Patienten übergeht: Er lernt, eine Verschlechterung seiner gesundheitlichen Situation selbst rechtzeitig zu erkennen und richtig darauf zu reagieren. So vermeidet er aktiv gesundheitliche Krisen und belastende wie kostenintensive Klinikaufenthalte. Bei Bedarf bezieht der Gesundheitscoach den behandelnden Arzt in die Begleitung ein, um mit ihm bei einem unklaren Krankheitsbild Fragen zu besprechen und eine gemeinsame Strategie festzulegen. Auch kann der Arzt auf Wunsch des Patienten in die Telemetrie eingebunden werden oder beispielsweise Quartalsberichte vom Gesundheitscoach erhalten.

Coaching als Investition in die Gesundheit

Erfolgreiches Patientencoaching, wie es die 4sigma seit Jahren praktiziert, ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Der Patient erhält durch die Begleitung die individuelle Unterstützung, die er braucht, um aktiv auf seine Gesundheit zu achten und Verschlechterungen seines Zustandes vorzubeugen. Da ein gutes Coaching die gesamte Lebenssituation miteinbezieht, stehen verbesserte Teilhabe im Alltag und Lebensfreude ebenfalls im Fokus. Geht es einem Menschen mit chronischer Erkrankung gut, darf sich auch sein Versicherer mit ihm darüber freuen: Gesundheitsbewusstes Verhalten und erfolgreiches Krankheitsmanagement schlagen sich langfristig in sinkenden Behandlungskosten nieder, beispielsweise indem für den Patienten belastende und für den Kostenträger teure Klinikaufenthalte vermieden werden. Patientencoaching-Programme sind jedoch keine Sparinstrumente der Krankenkassen auf Kosten der Patienten, sondern eine langfristige und gewinnbringende Investition in dessen Gesundheit. Die Ärzteschaft, die dem Konzept des Patientencoachings oftmals noch kritisch gegenübersteht, kann von einem seriös informierten und motivierten Patienten ebenfalls profitieren: Er kommt besser vorbereitet in die Sprechstunde und kann sich konstruktiver mit seinem Arzt austauschen. Er weiß, welche Beschwerden nicht bis zur nächsten Routinekontrolle warten dürfen und nimmt die medizinische Hilfe seines Arztes bedarfsgerechter in Anspruch. Und nicht zuletzt versteht er die Vorschläge und Verordnungen seines Arztes, kann sie aktiv mittragen und besser umsetzen und macht damit auch die Arbeit seines Arztes zu einer erfolgreicheren.

 

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