Ahmeds Großvater war Gastarbeiter. Als junger Mann kam er in den Sechziger Jahren nach Deutschland. Um im Betrieb mit dem Vorarbeiter und dem Meister kommunizieren zu können, reichten die paar Brocken Deutsch, die er sich bald angeeignet hatte, völlig aus. Wenn er abends in der schäbigen Gastarbeiterunterkunft mit seinen Kollegen zusammensaß, Tee trank, Zigaretten rauchte und Backgammon spielte, sprach man ausschließlich türkisch. Später folgte Achmeds Großmutter ihrem Mann nach Deutschland und kurz darauf kam Achmeds Vater zur Welt.
Ahmeds Vater spricht fließend Deutsch. Immerhin ist er hier geboren und zur Schule gegangen. Trotzdem ist er Ausländer geblieben. Als Deutscher galt er nur, wenn er daheim in der Türkei Urlaub machte, was mit den Jahren immer seltener wurde, denn schließlich gibt es auch genügend andere Orte in der Welt, wo man Urlaub machen kann. Ahmeds Vater hat Abitur und Maschinenbau studiert, später machte er mit seiner eigenen Firma Karriere und inzwischen ist er sogar Mitglied im Gemeinderat. Ja, er hat längst einen deutschen Paß. Trotzdem ist er Ausländer geblieben, obwohl die Türkei für ihn inzwischen kaum mehr ist als ein fernes Märchenland.
Ahmed ist Mitbürger mit Migrationshintergrund. Er spricht viel besser türkisch als sein Vater. Die Schule hat er nach dem Realschulabschluss verlassen, dann eine Frisörlehre gemacht, aber weil Ahmed nicht dumm ist, gehören ihm inzwischen drei Frisörläden und ein aufgemotzter BMW. Im Gegensatz zu seinem Vater geht Ahmed regelmäßig in die Moschee.
Was er da wohl macht?
Wissen wir doch, dass sich da bloß die Terroristen treffen, die dann…. ab nach Syrien und so, oder?
Und überhaupt, dieser Frisörladen: das ist doch bestimmt bloß ein konspirativer Treffpunkt, wo Ehrenmorde und Bombenanschläge geplant werden!
Man muss schließlich vorsichtig sein heutzutage…