Studien zur Darmflora sind heute von besonders hohem wissenschaftlichen Interesse. So konnten erst kürzlich amerikanische Forscher nachweisen, dass bestimmte Mikroorganismen vor Lebensmittelallergien schützen. Doch der Darm ist nicht nur für die körperliche, sondern auch für die geistige Gesundheit von besonderer Wichtigkeit.
Heute sprechen wir die wichtigsten Darm Merkmale und gleichzeitig bekommt ihr eine Buchempfehlung von mir: “Darm mit Charme”. In diesem Buch erklärt die junge Wissenschaftlerin Giulia Enders vergnüglich, welch ein hochkomplexes und wunderbares Organ der Darm ist.
Was der Darm mit unseren Gefühlen zu tun hat
Dass die Ernährung einen nicht unwesentlichen Einfluss auf unser Wohlbefinden ausübt, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Doch Experten sind überzeugt, dass nicht nur die Nahrung, sondern auch der Darm unsere Emotionen beeinflussen kann. Denn im Darm selbst befinden sich etwa 100 Millionen Nervenzellen, die man als das sog. „Bauchhirn“ bezeichnet. Dieses ist dem Gehirn neurochemisch sehr ähnlich und kommuniziert mit ihm. Der Austausch erfolgt über Hormone und Nervenbahnen. So sind die Nervenzellen z. B. über den Vagusnerv mit dem Gehirn verbunden, der in die Hirnregionen führt, die für die Verarbeitung von Gefühlen oder das Empfinden von Schmerzen zuständig sind. Es ist erwiesen, dass das Gehirn auf den Darm und seine Funktionstätigkeit einwirken kann, aber auch im umgekehrten Fall findet eine Beeinflussung statt, wie z. B. bei Lebensmittelallergien.
Warum Ballaststoffe so wichtig sind
Wenn die Darmflora gestört ist, ist auch das Immunsystem geschwächt und wir sind anfälliger für verschiedene Krankheiten. Ballaststoffe stimulieren die Darmtätigkeit und sind auch bei der Vorbeugung vieler Zivilisationskrankheiten wie Diabetes Typ 2 oder Herzinfarkt beteiligt. Als Füllstoffe aktivieren sie die Darmbewegung, werden dabei aber selbst nur zu geringen Teilen verdaut: Bakterien zerkleinern einige der Stoffe im Dickdarm und bauen sie ab zu kurzkettigen Fettsäuren. Diese senken dort den pH-Wert und dienen der Darmschleimhaut als Nährstoffe.
Neue Studie: Darmbakterien schützen vor Lebensmittelallergien
Erst kürzlich wiesen amerikanische Forscher im Tierversuch nach, dass Darmbakterien der Klasse Clostridia vor Lebensmittelallergien schützen, indem sie die Überreaktion des Immunsystems verhindern. Die Clostridien sind in der Lage, Immunzellen zu bilden und den Signalstoff Interleukin zu produzieren, der die Durchlässigkeit der Darmwände verringert. So werden die Allergene daran gehindert, durch die Darmwand in den Blutkreislauf zu gelangen. In weiteren Untersuchungen hoffen die Wissenschaftler nun diese Ergebnisse auch beim Menschen erzielen zu können.
Warum wird Darmkrebs so oft zu spät erkannt?
Frühzeitig erkannt ist Darmkrebs heilbar, denn er entsteht meist aus gutartigen Vorstufen wie z. B. Polypen. Über 90% der Darmkrebserkrankungen entwickeln sich aus einem vorbestehenden Adenom, das rechtzeitig erkannt und entfernt werden kann. Weil er jedoch mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen und man von keinem einheitlichen Krankheitsbild sprechen kann, wird er oft erst spät erkannt. Mit etwa 71.400 Neuerkrankungen im Jahr allein in Deutschland ist Darmkrebs die häufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste Krebstodesursache. Etwa 28.900 Deutsche verlieren den Kampf gegen die heimtückische Erkrankung jährlich. Das sind fünf Mal so viele Todesfälle wie im Straßenverkehr.
Was können erste Anzeichen sein?
Die Symptome, die auf eine beginnende Darmkrebserkrankung hinweisen können, sind uncharakteristisch und können auch auf andere Krankheiten hindeuten. Halten jedoch Leistungsminderung, Müdigkeit, Nachtschweiß oder ein unerklärlicher Gewichtsverlust über längere Zeit an, kann es sich dabei um die ersten Alarmzeichen handeln. Treten dazu noch Blut- und Schleimbeimischungen im Stuhl, plötzlich veränderte Stuhlgewohnheiten oder ein faulig-eitriger Geruch sollte man zur Darmkrebsvorsorgeuntersuchung gehen.
Quellen:
- medicalpress.de
- Ullstein Buchverlage
- Bildquelle: Iberogast