Von der neuen Studie “Qualitätsmanagement in den ärztlichen Praxis” habe ich ja an dieser Stelle schon geschrieben. Die Medien, insbesondere die Publikumspresse, interessierten sich verständlicherweise insbesondere für das Thema Arzt-Fehler resp. Fehlerkultur unter Ärzten.
Das ist aber beileibe nicht der einzige interessante Aspekt: Über die Jahre konnten wir in der Fortsetzungsstudie beobachten, wie sich die Implementierung des Qualitätsmanagements vollzog. Einer der aufregendsten Aspekte davon war der Wettbewerb der verschiedenen Zertifizierungssysteme.
Noch 2007, in der ersten Studie, hatten sich lediglich ein Drittel der Responder überhaupt für ein QM-System entschieden. Marktführer war damals mit großem Abstand DIN EN ISO 9000ff mit 12 Prozent, also gut einem Drittel der bisherigen Zertifizierungen. QEP, das damals gerade gestartete QM-System der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, lag bei einem Anteil von 4,9 Prozent. Damals war “DIN” bisweilen noch synonym mit QM. Da haben sogar in Einzelfällen windige Berater einer Ein-Personen-Psychotherapeuten-Praxis das sündhaft teure DIN EN ISO-Verfahren aufgeschwatzt – mit Hinweis auf die vermeintliche Gesetzeslage. Humbug, wenn nicht gar Betrug, war so etwas.
In diesem Jahr nun hat QEP das ISO-System in der Verbreitung überholt. QEP liegt nun bei einem Anteil von 26,4 Prozent. ISO hat mit 24,1 Prozent seine deutliche Führung verloren.
Die Entwicklung erscheint schlüssig, wenn man bedenkt, dass QEP speziell für die Anforderungen kleinerer Arztpraxen entwickelt wurde, während das ISO-System ursprünglich aus industriellen Zusammenhängen stammt und sich heute im Medizinbetrieb als eher für größere Einheiten tauglich gezeigt hat. Zudem ist QEP kostengünstiger – und auch seine Herkunft aus der KBV dürfte eine Rolle spielen.
Spannend wird 2010 die Frage, was den Arztpraxen droht, die noch immer kein QM-System implementiert haben. Zu Ende 2009 ist QM verpflichtend vorgeschrieben für alle niedergelassenen Ärzte.