Wo bin ich?

In der letzten Zeit stelle ich mir oft diese eine Frage.

Zum Beispiel, wenn ich in der Bahn sitze und die Mittsechzigerin mir gegenüber ganz vertieft “Feuchtgebiete” liest.
Oder wenn ich in der Fußgängerzone den asiatischen Touristen entdecke, der die Beethoven-Statue fotografiert – und mit einem “Dort mund”-T-Shirt (ja, das mit dem Pfeil) durch die Gegend läuft.

Ab und zu frage ich mich das auch, wenn ich an der Drogerie-Kasse stehe und vor mir zwei geschätzt 12-Jährige Mädels knapp 60 Euro für Make-Up bezahlen. Oder wenn ich wenig später dort gefragt werde, ob ich eine Payback-Karte habe.

Einmal musste ich mir die Frage nach einer Weihnachtsfeier stellen, nach der ich zu Hause aufgewacht bin, ohne wirklich zu wissen, wie ich dorthin kam.

Von Zeit zu Zeit beschleicht mich die Frage,  wenn ich in meiner alten Schule was erledigen, abholen oder vorbeibringen muss. Häufiger aber, wenn ich in der Klinik arbeite und nervige unkooperative Eltern da sind.

Ab und an kommt mir der Gedanke auch, wenn ich nicht auf dem Campus Poppelsdorf, sondern in der Nähe des Hauptgebäudes oder des Juridicums bin. Oder wenn ich morgens drei meiner Kommilitoninnen in den Hörsaal kommen sehe – und die Hälfte der männlichen Studenten drum herum bei ihrem Anblick unweigerlich murmelt: “Mädels, hoffentlich kommt ihr grad nicht von der Arbeit…”.

Besonders häufig bekomme ich die Frage auch von Kommilitonen gestellt, wenn wir uns über Studiengebühren unterhalten. Oder über die Motivation Einstellung Arbeitsmoral Grundhaltung, die einige Leute dem Studium gegenüber mitbringen.

Zum bisher letzten Mal habe ich mir die Frage gestellt, als ich gelesen habe, wofür Uns’ Ulla jetzt wieder Geld ausgibt. Gratulation.

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