Urlaub…darunter stellt sich jeder Normalsterbliche Palmen, Karibik und Sonne den ganzen Tag vor. Vielleicht noch etwas am Strand liegen und die Ferien einfahc genießen.
Im Sommerlager der KSJ-Gruppe vom CoJoBo und der USH ist das allerdings ein Fremdwort…besonders für die Schulsanis, die jedes Jahr vom CoJoBo mitfahren. Auch ich gehörte dieses Jahr – mittlerweile zum zweiten Mal – zu der lustigen Truppe von 5 Leuten, die in den vierzehn Tagen im dänischen Rodby den Grundschutz herstellten. Nach einem ereignisreichen Sommer 2008 in Saalbach-Hinterglemm/Österreich (für einen genauen Bericht bitte auf der Schulsaniseite unter “Aktuelles” suchen) traten wir voller Erwartung von Ruhe und Entspannung am ersten Ferientag die fast 9-stündige Reise mit drei Bussen und 2 Bullis an.
Ein paar Erläuterungen zum Sommerlager und den Sanis: Das Sommerlager (auch unter der Abkürzung SoLa bekannt) findet jedes Jahr in den ersten zwei Wochen der Sommerferien statt, und zwar immer abwechselnd in Obertauern, Saalbach-Hinterglemm und – wie könnte es auch anders sein – in Robdy im Süden Dänemarks, genauer auf der Insel Lolland. Hier sind wir in einem Internat untergebracht, das Platz für knapp 180 Personen bietet.
Die einzelnen Unterbringungsorte haben dabei einen unterschiedlichen Ruf, zumindest für die Sanis: Dänemark gilt als der Entspannungs- und Ruheort, wo es kaum zu Notfällen kommt, wobei es in Österreich vermehrt zu Einsätzen kommt. Das letzte Jahr hatte zumindest die letzte These bestätigt…mit 11 Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, erkämpfte sich das Sommerlager ‘08 einen zweiten Platz auf der “Rangliste”. Auch wenn Dänemark den Ruf besitzt, dass es eher ruhiger zugeht, ging wieder alles Material mit (u.a. ein Sauerstoffsatz, eine große Sanitasche, einige Medikamente und weitere Spielereien, die doch enorm was an Platz webnehmen). Immer wieder wird die Menge an Material belächelt, doch dieses Jahr sollte es sich bewähren…
Es begann ruhig, wie wir es in Dänemark auch erwartet hatten. Zeit, den Saniraum einzurichten, aber auch, das Gelände zu erkunden und…ja, auch den Strand zu besichtigen – natürlich nur zur sanitätsdienstlichen Absicherung!
Doch der erste späktakuläre Fall ließ nicht lange auf sich warten: Bereits wenige Tage nach der Ankunft klagte ein Schüler über Unwohlsein und stärkeres Fieber, das jedoch schnell wieder nachließ und uns somit vorerst keinen Grund zur Sorge gab. Das sollte sich in der nächsten Nacht ändern: Gegen 3 Uhr meldete sich besagter Schüler bei einem Betreuer, der die Sanis alarmierte. Eine durchgeführte Tests ergaben recht eindeutig, dass es sich um eine Blinddarmentzündung handelte, zumal das Fieber wieder deutlich zugenommen hatte. Also ab ins Auto gepackt und auf in Richtung des nächsten Krankenhauses (ca. 25km entfernt). Doch welch eine Überraschung, als wir dort ankamen: Erst lässt sich die Tür nicht öffnen, nach längerer Suche finden wir dann eine Nachtschwester, die scheinbar total überfordert ist und versucht, uns auf gebrochenem Englisch daovn zu überzeugen, dass der Patient hier nicht gut aufgehoben ist. Nicht, dass das Krankenhaus schlecht sei, aber es hat sich in den letzten Jahren auf Altenmedizin spezialisiert. Eine (Kinder-)Chirurgie sei hier nicht zu finden. Also ab ins Auto und auf zum nächsten Krankenhaus. Diesmal waren es knapp 50km Autofahrt, teils schon im Morgengrauen. Vor Ort die Ambulanz aufgesucht und auch schnell gefunden, ein netter Pfleger nimmt uns in gebrochenem Deutsch und gutem Englisch auf und sorgt dafür, dass innerhalb von 15 Minuten eine Ärztin (dürfte eine Chirurgin gewesen sein) den jungen Patienten begutachtet. Nach einem kurzen Check kommt diese allerdings nicht zu demselben Ergebnis wie wir, will allerdings sichergehen und lässt den Patienten auf die Kinderstation überweisen. Dort soll sich der Kinderchirurg mal den jungen Patienten angucken…doch erstmal passierte gar nichts! Sechs Uhr, sieben Uhr,..kurz nach sieben: Eine Schwester kommt vorbei und nimmt etwas Blut ab. Und wieder Ruhe. Gegen 9 Uhr die nächste Nachricht, scheinbar ist der Bluttest unauffällig und ohne Entzündungsmerkmale. Man will uns schon fast nach Hause schicken, aber der Fachmann ist schon auf dem Weg und so will man seine Meinung noch abwarten. Und wieder vergeht eine Stunde.
Gegen halb 11 ist er dann endlich da. Ein paar Tests und darauf die klare Ansage “Der Blinddarm muss raus”. Gesagt getan, den Patienten etwas auf die OP vorbereitet (verwunderlich: Keine Aufklärung über die OP, nichts, was unterschrieben werden musste, keine Beruhigungstablette), dann gings auch schon los Richtung OP. Mit dabei unser Leiter vom Sanidienst (seines Zeichens Rettungsassistent), der bei der Einleitung dabei sein darf. Hier auch noch mal ein kleiner Unterschied zu Deutschland: Es wird direkt im – noch nicht aufgedeckten – Operationssaal eingeleitet. Eine Intubationsnarkose wird es, wir haben also frei und gönnen uns im Zimmer des kleinen Patienten ein leckeres Frühstück auf Kosten des Krankenhauses. Respekt an die Pflegekräfte: Fast alle können Deutsch, und wenn’s mit Deutsch nicht weitergeht, dann immer mit Englisch! Nach rund einer Stunde war der Spuk vorbei, wir dürfen zu dem jungen Patienten auf die Intensivstation (ITS deshalb, weil der Aufwachraum am Wochenende geschlossen ist). Insgesamt geht es dem Patienten, wie man sich halt so nach einer Bauch-OP fühlt. Mit ein bisschen Morphin wird alles besser, es dauert allerdings etwas länger, bis das Medikament anspricht. Nach zwei weiteren Stunden geht es auf die Normalstation zurück, wo der Patient auch fast schmerzfrei ist und etwas Zeit hat zum Schlafen.
Die Zeit brauche ich jetzt auch, also…to be continued
Update: Teil 2 gibt’s hier.