„Der Tiger im Nacken“ – Interview mit Autor Martin Otto

Martin Otto ist ein Psydonym für einen Mann, der in Berlin lebt und arbeitet; einen Mann, der an Angststörungen und Panikattacken leidet. Seit Jahren. Er ist verheiratet und hat Kinder. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er das Buch „Der Tiger im Nacken“. Es ist ein biografischer Roman, der Mut macht und der das Thema Angst aus der Isolation holt und in die Öffentlichkeit bringt.

Martin Otto: Der Tiger im Nacken. Erschienen im Kreuz Verlag.

MedPR: Herr Otto, können Sie sich eigentlich ein Leben ohne Angst vorstellen?

Martin Otto: Vorstellen ja, aber an die Zeit ohne habe ich nur schwache Erinnerungen.

MedPR: Sie haben ein Buch über Ihr Leben verfasst. Ein Leben, das von Angst geprägt ist. Was war Ihre Motivation?

Martin Otto: Der Auslöser war Selbstmitleid; vor der Veröffentlichung und das Versagen in meinem sozialen Umfeld meine Situation erklären zu können. Das Thema braucht immer noch Öffentlichkeit. Angst ist einfach noch ein Tabu-Thema. Es hat keinen anerkannten Stellenwert wie Depressionen, die heute „chic“ sind oder auch „Burn out“-Phänomen.

MedPR: In Ihrem Buch nennen Sie Ihre Angst fast schon liebevoll Ihren Tiger. Können Sie ihn noch besiegen oder wütet er wie ein wildes Tier?

Martin Otto: Besiegen geht nach soviel Jahren kaum noch, ihn füttern und hoffen, dass das den Hunger stillt. Ich muss immer auf einen Angriff gefasst sein, damit leben, kann nichts verdrängen. Ich kämpfe und finde mich damit, das man auch mal verlieren darf.

MedPR: Warum halten Sie Ihr Buch für lesenswert?

Martin Otto: Weil es jede Menge Ratgeber gibt, die vor allem nicht von Betroffenen geschrieben wurden. Es gibt hingegen aber nur wenig biografisches und für das Umfeld, die Freunde und Familie von Panikern, gibt es nur sehr, sehr wenig Informationsmaterial in Geschichtenform. Das Buch ist unterhaltsam und man kann es lesen, ohne gleich belehrt zu werden.

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