Fehlermanagement in Bad Dingenskirchen

Der folgende Fall ist fiktiv, könnte nicht unmöglich. Also:
Bad Dingenskirchen, Chirurgische Abteilung. Schwester Agnes kommt aufgeregt ins Arztzimmer.
„Herr Doktor? Frau Schuster auf Zimmer dreizehn hat so Schmerzen. Könnten Sie da vielleicht mal nachschauen?“
Der Doktor geht und schaut nach: Sechsunddreißigjährige Patientin, fünf Tage nach Cholezystektomie – aufgrund von Komplikationen, auch in Zusammenhang mit deutlicher Adipositas musste die ursprünglich endoskopisch begonnene Operation dann doch mit Bauchschnitt gemacht werden.
Jetzt hat sie also Schmerzen im Narbenbereich. Die Narbe ist rot, deutlich schmerzhaft, geschwollen. Sieht nicht gut aus. Die Operationswunde könnte sich infiziert haben.
Also Oberarzt geholt.
Oberarzt Biestig ist ungehalten.
„Die Patientin soll sich mal nicht so haben! Gib ihr halt was gegen die Schmerzen!“
Die Schmerzmittel wirken natürlich nicht. Außerdem hat sie Fieber.
Nach mehrfacher Nachfrage kommt der Oberarzt dann doch.
Langt auf die Narbe… läßt sich eine Pinzette geben… prockelt herum… und es entleert sich jede Menge Eiter.
Oberarzt wird rot.
„Hmmm.“
Keiner sagt was. Die Wunde wird verbunden, dann verlassen Oberarzt, Schwester und Assistenzarzt wortlos das Krankenzimmer.
„Und was machen wir?“
„Antibiotika… täglicher Verbandswechsel… Schmerzmittel….“
„Entschuldigen Sie, Herr Oberarzt, aber warum…?“
„Warum? Das fragen Sie noch? Diese fette Kuh, ist ja selbst schuld, wenn sie eine Wundinfektion bekommt! Da kann ein Chirurg gar nichts für, wenn so etwas passiert! Sagen Sie der Patientin gefälligst sie soll mindestens zwanzig Kilo abnehmen und demnächst ein wenig mehr auf Hygiene achten!“
Und mit diesen Worten rauscht der Oberarzt ab.

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