Es ist eigenartig den Ausführungen der Schulmedizin zu lauschen. Sie feiert sich als evidenzbasierte Heilkunst, deren Einsatz von Medikamenten das ultimative Heilgeschehen darstellt. Das Gros der Medikamente gilt als sicher und effektiv, alles evidenzbasiert versteht sich. Dass dies kaum der Realität, sondern Legoland entspricht, habe ich bereits in einigen Beiträgen diskutiert:
Jetzt kommt eine weitere Variante der Verunsicherung hinzu, die direkt von der evidenzbasierten Schulmedizin selbst kommt: Das Umfüllen von Medikamenten aus ihren Originalbehältnissen in Medikamentendosierer (sog. Dosetten) für Arzneimittel scheint nicht ohne Probleme zu sein – zumindest für einige Medikamente.
Diese Medikamentendosierer sind eine gute Hilfe für Patienten, die über den Tag verteilt etliche Medikamente zu sich nehmen müssen. In Altenheimen, Krankenhäusern und auch zu Hause helfen diese Dosetten, die einzunehmenden Medikamente vorab zu sortieren, welche Tablette um welche Zeit eingenommen werden muss. Unter Medikamente & Wechselwirkungen – ein Fall für evidenzbasierte Unkenntnis hatte ich bereits gezeigt, dass eine Großzahl an älteren Menschen mit einem herrlich bunten Cocktail an Tabletten durch den Tag gefüttert wird, und dass dieser Cocktail einer organisierten Verwaltung bedarf.
Jetzt scheint diese „Errungenschaft“ der Schulmedizin aber auch nicht besonders evidenzbasiert zu sein. Denn es besteht der Verdacht, dass das bloße Umfüllen von der Originalverpackung in diese Medikamentendosierer zu Qualitätsverlusten bei bestimmten Medikamenten führen kann (Dosetten für Arzneimittel – Umfüllen nicht immer angebracht von der Online-Ausgabe der Deutschen Apotheker Zeitung). Denn, so argumentieren die Online-Apotheker, wird die Stabilität der Arzneimittel von den Herstellern ausschließlich für die Originalverpackung getestet und garantiert, nicht aber für ein Umfüllen in Medikamentendosierer und andere Behältnisse.
Da fragt man sich sofort sorgenvoll, um welche Medikamente es sich denn handelt, die man nicht so ohne Weiteres umfüllen sollte. Und wenn doch, was hat man als Patient zu erwarten? Noch mehr Nebenwirkungen? Oder noch weniger Wirkung?
In Großbritannien ist man uns in dieser Beziehung einen Schritt voraus, wie es aussieht. Denn hier gibt es einen Online-Informationsdienst, das UKMi. Es handelt sich hier um eine Datenbank, die von den Apotheken des National Health Service, also den britischen Gesundheitsbehörden, aufgestellt und angeboten wird. Unter UKMi – UK Medicines Information kann man, nachdem man bestätigt hat, die Hinweise gelesen zu haben, nach Medikamenten suchen, ob es Untersuchungen gibt zum Umfüllen in Dosetten und wenn ja, mit welchen Ergebnissen man zu rechnen hat. Die Ergebnisse werden als Rot-Gelb-Grün-Ampel angegeben, deren Farben nochmals zwei oder drei Sub-Ergebnisse abliefern.
Grob eingeteilt bedeutet „Grün“, dass ein Umfüllen keine Probleme mit der Qualität des Medikaments erwarten lässt. „Gelb“ heißt, dass es keine Untersuchungen zu diesem Thema gibt, was ein Umfüllen „riskant“ macht. Und „Rot“ bedeutet, dass das Umfüllen mit qualitativen Veränderungen des Medikaments verbunden ist, und daher zu unterlassen ist.
Ob die Frage nach Qualitätsverlusten nach Umfüllen wirklich so signifikant ist, dass man für jedes Medikament eine Anfrage starten sollte, halte ich für fraglich. Viel interessanter ist, dass die Schulmedizin sich hier einen Kopf macht. Statt prinzipiell die Qualität ihrer Produkte in Frage zu stellen (siehe Beitragsliste weiter oben), knibbelt man an Krümelfragen herum. Denn die beträchtlichen Nebenwirkungen von Vioxx, Avandia, Xarelto und die vielen anderen sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auf ein fehlerhaftes Umfüllen dieser Medikamente in Dosetten zurückzuführen.
Fazit
Statt sich die Nebenwirkungen von Medikamenten als unvermeidbare Wirkungen von chemischen Präparaten auf biologische Systeme zu erklären, werden hier von der Schulmedizin nahezu lächerlich zu nennende „Ursachen“ untersucht, die mit den eigentlichen Ursachen nichts zu tun haben. Und wenn sie etwas damit zu tun haben, dann nur, um die eigene Praxis zu legitimieren und reinzuwaschen. Denn das Umfüllen von nebenwirkungsträchtigen Medikamenten in Medikamentendosierer ist mitnichten die Ursache für häufig beobachtete Nebenwirkungen. Bestenfalls wird durch das Umfüllen die Wirkung herabgesetzt, was aber auch von originalverpackten Medikamenten bekannt ist. Unwirksam? Auch ohne Umfüllen? Gibt es so etwas? Hier ein paar nicht umgefüllte und damit hoffentlich besonders (neben)wirksame Beiträge dazu:
- Chemotherapie – eine Therapie, die keine ist?
- Krebsbehandlung: Aus für die nebenwirkungsreichen Chemotherapien?
- Cholesterinsenker: Fette Gewinne – Gesundheitsnutzen fraglich
- Grippeimpfung – nichts als ein schlechter Marketingwitz?
- Der Fluch der Antibiotika – ein besonders krasses Beispiel: Wer Antibiotika gegen Virusinfektionen einsetzt, der kann auch das Umfüllen nicht als Ursache für eine erfolglose Therapie als Erklärung angeben.
Dieser Beitrag Medikamentendosierer – Vorsicht beim Umfüllen wurde erstmalig von Yamedo.de (René Gräber) auf Yamedo BLOG veröffentlicht.