Viele Menschen kennen es: Nach dem Verzehr eines bestimmten Nahrungsmittels werden sie von Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit oder Migräne heimgesucht. Oftmals sind Kuhmilch und Hühnereier die Auslöser, aber auch in Erdnüssen und einigen Obstsorten stecken häufige Allergene. Fast jeder dritte Deutsche leidet mindestens einmal in seinem Leben unter einer gesteigerten Reaktion seines Immunsystems. Oftmals tritt sie in Begleitung einer Kreuzallergie auf, wie z. B. einer Pollenallergie.
Kreuzallergien häufen sich
In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Allergiker verdoppelt. Besonders auffällig dabei ist, dass Menschen mit Heuschnupfen ein höheres Risiko aufweisen, auch eine Nahrungsmittelallergie zu entwickeln. Der Grund dafür liegt in den ähnlichen Eiweißstrukturen, die z. B. einige Pollen und bestimmte Früchte aufweisen. Es ist nicht das Nahrungsmittel selbst, auf das das Immunsystem mit der Ausschüttung von Antikörpern reagiert, sondern ein bestimmter Teil daraus, wie z. B. eine Eiweißkomponente der Kuhmilch.
Allergie oder Unverträglichkeit?
Zu den häufigsten Anzeichen einer Lebensmittelallergie zählen Hautrötungen und -schwellungen, Niesattacken und Blähungen, Durchfall und Erbrechen. Im schlimmsten Fall kann eine schwere allergische Reaktion einen anaphylaktischen Schock auslösen, der zu einem lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbruch führen kann. Während es bei einer Lebensmittelallergie zu einer Überreaktion des Immunsystems auf die vermeintliche Gefahrenquelle kommt, steht bei einer Unverträglichkeit die Verdauung im Mittelpunkt. Anders als bei Lebensmittelallergien findet bei den Unverträglichkeiten keine Bildung von Antikörpern statt. „Hierzu zählen die Laktoseintoleranz, bei der das spaltende Enzym Laktase nicht oder nicht mehr ausreichend vom Körper gebildet wird, und auch die Fruktosemalabsorption, der eine Transportstörung im Darm zugrunde liegt. Bei diesen Funktionsstörungen kommt es in erster Linie zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfällen“, erklärt Dr. Zuberbier, Geschäftsführender Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie und Sprecher des Allergie-Centrums-Charité in Berlin.
Kinder häufig betroffen
„Im Kindesalter treten häufig Nahrungsmittelallergien auf z. B. Kuhmilch oder Hühnerei auf, vor allem wenn die Kinder an einer Neurodermitis leiden“, so Dr. Zuberbier weiter. Erwachsene reagieren dagegen häufiger auf rohe Gemüse- und Obstsorten, bestimmte Gewürze oder auch Nüsse. Während etwa drei Viertel der Kleinkinder ihre Lebensmittelallergie in den ersten Lebensjahren verlieren, bleibt diese bei Erwachsenen in der Regel ein Leben lang bestehen.
Bestimmte Darmbakterien schützen vor Lebensmittelallergien
Eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms spielt bei der Entstehung von Lebensmittelallergien eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund verabreichten Wissenschaftler der University Chicago Mäusen allergieauslösende Stoffe aus Lebensmitteln, um den Einfluss der Darmflora zu erforschen. Sie konnten nachweisen, dass die sog. Clostridia-Bakterien den Übergang von allergieauslösenden Stoffen vom Darm ins Blut hemmten. Die Gruppe der Tiere, denen die Mikroben verabreicht wurden, wies eine geringere Sensibilität gegenüber den Allergenen auf. Möglicherweise könnten mit diesen Erkenntnissen probiotische Therapien bei Lebensmittelallergien helfen. „Jedoch gibt es zu diesem Thema noch sehr viele offene Fragen und einen hohen Forschungsbedarf, um allgemein gültige Empfehlungen geben zu können“, so Dr. Zuberbier.
Was hilft?
„Die derzeitig einzige verlässliche Therapieoption der Nahrungsmittelallergie stellt der strikte Verzicht auf den Auslöser dar. Daher ist es auch so wichtig, den genauen Auslöser zu kennen, damit unnötig einschränkende Diäten vermieden werden können“, beschreibt Dr. Zuberbier die wirkungsvollste Maßnahme.
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