Unterwegs mit der Rolling Clinic

Ein Bericht von Dr. Alexandra Stumm über ihren Einsatz auf Mindanao/Philippinen

Nach zwei Wochen Einsatz im Krankenhaus in Valencia auf der philippinischen Insel Mindanao führte mich meine erste Rolling Clinic für zehn Tage nach San Fernando. Während der erste Tag nur aus der Anreise ins Einsatzgebiet bestand und der zweite Tag „nach Plan“ verlief, hielt der dritte Tag vielfältige Herausforderungen für uns bereit, denen mein Team sowie viele freiwillige Helfer als auch Patienten mit außerordentlicher Flexibilität und Hilfsbereitschaft sowie großer Lebensfreude begegneten.

Rolling Clinic Mindanao

Ein LKW versperrte uns den Weg

Bereits nach einer halben Stunde Fahrt zu unserem Behandlungsort stand auf der nicht asphaltierten Straße ein scheinbar unüberwindliches Hindernis – ein liegen gebliebener LKW. Das Fahrzeug war bereits gesichert, Fahrer und Beifahrer hatten sich schon erfolglos an einer Reparatur versucht, ein Reparaturteam sollte um 12 Uhr kommen – was auch immer das heißt in einem zeitlosen Land – und es war erst 9 Uhr. Während Mopeds und Fußgänger ohne größere Schwierigkeiten passieren konnten, gelang dies Doy Doy, unserem Fahrer, nicht, da der Pickup sich im Schlamm immer wieder fest fuhr. Also packten er und das halbe Dorf mit an, um den Hang zu begradigen, was aber auch nicht zum gewünschten Erfolg führte.

Mindanao Rolling Clinic

Umladen auf ein anderes Fahrzeug

Ayan, unsere Koordinatorin im Einsatzgebiet, hatte in der Zwischenzeit mit dem Barangay Captain des nächsten Behandlungsortes telefoniert und Frau Bürgermeisterin schickte uns ein Jeepney zur Weiterfahrt. Also packten alle umstehenden mit an, um unsere Ausrüstung vom Pickup in den Bus umzuladen und nach knapp zwei Stunden Aufenthalt waren wir mit dem Jeepney unterwegs, bis auf Doy Doy, der bei unserem Fahrzeug blieb.

Rolling Clinic Philippinen

Die Fahrt kann weiter gehen

Wir machten einen kurzen Zwischenstopp bei der Bürgermeisterin, um uns für die Hilfe zu bedanken und fuhren dann weiter, allerdings nicht bis zu unserem geplanten Ziel. Der Fluss, den wir hätten durchqueren müssen, war zu tief. Wir konnten unsere Patienten nicht erreichen. Also wurde wieder umdisponiert: Neben dem Haus des Busfahrers in einem Unterstand bauten wir unser „Notfallsprechzimmer“ auf.

Behandlungszimmer Rolling Clinic

Ein provisorisches Behandlungszimmer

Jetzt mussten die Patienten den Fluss durchqueren, was anscheinend ganz gut möglich war, denn bereits nach kurzer Zeit konnte man die ersten von ihnen in der Ferne am diesseitigen Ufer des Flusses erkennen. Eine Frau, die zu schwach war zu gehen, wurde von ihren Angehörigen getragen. Gegen 12 Uhr konnten wir dann endlich mit der Sprechstunde beginnen. Privatsphäre konnten wir den Patienten an diesem Tag nicht bieten, dafür aber trotzdem eine Behandlung – zumindest für diejenigen, die es über den Fluss geschafft hatten. Als es zwischendurch anfing zu schütten, setzte sich eine der Patientinnen neben mich und hielt mir mit ihrem Regenschirm den Rücken trocken. Die letzten Patienten musste ich dann mit Stirnlampe behandeln, weil es dunkel wurde und wir kein Licht hatten. Trotz aller Widrigkeiten verbreiteten sowohl Mitarbeiter als auch Patienten den ganzen Tag gute Laune.

German Doctors auf Mindanao

Immerhin war so die Behandlung der Patienten möglich

Eigentlich war geplant an unserem Behandlungsort schlafen, den wir aber gar nicht erreicht hatten. Doch auch dafür gab es eine Lösung: Ayan, die nur eine gute Stunde entfernt wohnte, lud uns alle zu sich nach Hause ein. Ich durfte im Bett ihrer neunjährigen Tochter schlafen, während diese mit dem Rest des Teams auf den Dachboden zog, wo jeder seinen eigenen kleinen Verschlag hatte, wenn auch kein Bett. Da wir nicht wussten, ob es uns am nächsten Tag möglich sein würde, den Fluss zu durchqueren und somit unseren nächsten Behandlungs- und Schlafplatz zu erreichen, beschloss Ayan spontan, dass wir alle übrigen Nächte bei ihr verbringen würden.

German Doctors Philippinen

Danke für die Gastfreundschaft!

So hatten wir ein vorübergehendes Zuhause, und während die nächsten Tage noch weitere, teils größere Herausforderungen für uns bereit halten sollten, so kehrten wir zumindest jeden Abend zur selben, äußerst komfortablen Unterkunft zurück.

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