Kurze Mitteilung

“Nein, Frau Meier, ich kann ihn leider nicht einfach so Rect.o.delt Zäpfchen aufschreiben, auch wenn Sie privat versichert sind. Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Das wissen Sie, gut, und deshalb wollen Sie auch ein Rezept, klar. Ihr Kind hat keinen Pseudo-Krupp, keine akute Bronchitis, kein Asthma, keine Allergieveranlagung, die das Rezeptieren eines Cortison-Präparates rechtfertigen würde. Ich kann verstehen, dass Sie für alle Eventualitäten bereit sein und dieses Medikament gerne in der Hausapotheke vorrätig haben wollen. Trotzdem kann man nicht jedes Medikament zur Verfügung haben, das auf dem Markt ist. Sie würden für sich ja auch kein Nitrospray in den Schrank legen, nur weil Sie eventuell in zwanzig Jahren einen Herzinfarkt bekommen könnten. Das sei ein Unterschied? Schließlich, sei Pseudo-Krupp bei Kindern deutlich häufiger als ein Herzinfarkt bei Erwachsenen? Ja, das ist richtig. Aber er ist auch deutlich harmloser. Sie müssten bei einem Pseudo-Krupp Anfall dann in die Kinderklinik fahren, da Sie ja nun kein Zäpfchen zu Hause haben? Ja, auch das ist richtig. Warum dann alle Eltern, deren Kinder bereits einen Pseudo-Krupp Anfall hatten, diese Zäpfchen zu Hause haben? Nun, weil ihre Kinder mal einen Pseudo-Krupp Anfall hatten. Sie wollen die Praxis wechseln, weil diese Banalität für Sie ein Bruch des Vertrauensverhältnisses darstellt? Das ist schade, aber jeder muß wissen, welche Prioritäten zu setzen sind. Schade auch, daß ich Ihnen keine frohen friedvollen Weihnachtstage mehr wünschen kann, weil Sie sich nun wortlos umdrehen und das Zimmer verlassen. Trotzdem: Frohes Fest.”