Gesundheitsförderung indigener Völker in Peru im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit

Stephanie Hildebrandt

Stephanie Hildebrandt

Prof. Dr. David Matusiewicz lehrt an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Gesundheitsmanagement. Die Studentin Stephanie Hildebrandt hat in diesem Zusammenhang einen Gastbeitrag für das Blog des Young Lions Gesundheitsparlament verfasst:

Das Thema Gesundheit wird zunehmend als zentrale Komponente der Armutsreduzierung gesehen und hat auch in der Entwicklungszusammenarbeit an Bedeutung gewonnen. Im September 2000 wurden von den Vereinten Nationen zur weltweiten Armutsbekämpfung die Millennium-Entwicklungsziele festgelegt, welche bis zum Jahr 2015 erreicht werden sollen. Auch hierunter finden sich Zielvorgaben, die explizit eine Verbesserung der Gesundheitssituation anstreben. Wie die Statistiken des jüngsten Rechenschaftsberichts zeigen, lassen sich bei der Umsetzung der Ziele in Lateinamerika bereits bis heute einige Erfolge verzeichnen. Auch die Zahl der in Armut lebenden Menschen befindet sich dort auf einem historischen Tiefstand – trotzdem gelten weiterhin etwa 167 Millionen Menschen auf diesem Kontinent als arm.

Peru ist eins der lateinamerikanischen Länder, in denen Armut und soziale Ungleichheit ein großes Problem darstellen. Besonders ausgeprägt ist die Armut in den ländlichen Regionen des Landes und betrifft in erster Linie die dort lebende indigene Bevölkerung. Diese profitierte bisher von den Fortschritten der Entwicklungshilfe deutlich geringer als die übrige peruanische Bevölkerung.
Um eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitssituation indigener Völker in den Andenregionen Perus erreichen zu können, ist es zwingend notwendig, die Gesundheitssituation der Zielgruppe zu kennen und die Problematik der medizinischen Versorgung auf dem Land zu verstehen. Viele der vermehrt auftretenden Krankheitsbilder resultieren aus den mangelhaften Umwelt- und Lebensbedingungen sowie aus der Armut der ländlichen Bevölkerung. Hierzu zählen z.B. das raue Klima der Andenregion und Faktoren wie Unter- bzw. Mangelernährung, eine defizitäre Versorgung mit sanitären Einrichtungen oder der fehlende Zugang zu sauberem (Trink-)Wasser. Aber auch die mangelhafte Qualität der Gesundheitsdienste spielt eine Rolle.

Zwar gibt es in Peru ein Gesundheitssystem, welches die arme Bevölkerung berücksichtigt, jedoch bestehen bei der Umsetzung gravierende Probleme, sodass viele Peruaner keinen Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsversorgung haben. Neben dem erschwerten Zugang durch die räumlichen Entfernungen der Medizinstationen, stehen Qualitätsdefizite bezüglich der Ausstattung sowie fehlendes Personal im Vordergrund. Die ohnehin niedrigen Investitionen des Staates in das Gesundheitswesen vernachlässigen vor allem die ärmeren Regionen des Landes. Auch die gesellschaftliche Ausgrenzung und Diskriminierung indigener Bevölkerung und ihrer Kultur fließen in die Problematik ein. Traditionelle Medizin findet in staatlichen Gesundheitsdiensten kaum Beachtung und indigene Sprachen werden von dem Personal nicht oder nur wenig gesprochen. Die Gesamtheit dieser Problematiken führt dazu, dass Indigene kaum Vertrauen in die öffentlichen Gesundheitsdienste haben und diese, selbst wenn es ihnen möglich ist, wenig in Anspruch nehmen. Harmlose, vermeidbare und kostengünstig behandelbare Erkrankungen können so zu einem hohen Gesundheitsrisiko werden.

Für eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitssituation müssen demnach mehr als nur technische Hilfen geleistet werden. Vielmehr hängt ein nachhaltiger Erfolg auch von politischen und gesellschaftlichen Faktoren ab. Es zeigt sich, dass die Entwicklungszusammenarbeit vor allem dort Erfolge erzielt, wo Länder den Ansatz der Gesundheitsförderung berücksichtigen. Bei diesem wird einerseits die nationale Gesundheitspolitik unterstützt, andererseits werden Partizipation und Empowerment in den Mittelpunkt gestellt. Die Zusammenarbeit mit der Zielgruppe stellt somit eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Armutsbekämpfung dar. Durch eine aktive Beteiligung wird die Akzeptanz verschiedener Gesundheitsprogramme gesteigert und deren Inanspruchnahme begünstigt. Auch soziokulturelle Bedürfnisse finden hierdurch Berücksichtigung, etwa bei einem Ausbau der Gesundheitsdienste, bei dem auf diese Weise die traditionelle Medizin in das bestehende Gesundheitssystem integriert werden kann. Zudem werden durch die Stärkung der Gesundheitskompetenz und dem Zugang zu gesundheitsrelevanten Wissen Selbständigkeit und Selbstbestimmung gefördert. In der Gesundheitsförderung wird Gesundheit somit als Voraussetzung für eine angemessene Entwicklung gesehen, da aus einer guten Gesundheitssituation eine höhere Arbeitsproduktivität entsteht und Gesundheit die Voraussetzung für eine bessere Nutzung von Bildungspotential sowie der Teilhabe an der Gesellschaft ist. Auch die Millennium-Entwicklungsziele müssen sich an den unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen ethnischer Gruppen orientieren. Ohne ein grundlegendes Verständnis und Respekt für die Kultur der indigenen Bevölkerung wird diese auch weiterhin nicht gleichermaßen von den Fortschritten der Entwicklungszusammenarbeit profitieren.
Die mit der Gesundheitsförderung einhergehenden Vorteile lassen sich nicht nur in der Entwicklungszusammenarbeit, sondern darüber hinaus auch in Deutschland und anderen Industrieländern zur Verbesserung der Gesundheitssituation und zur Stärkung des Gesundheitsbewusstseins erreichen.