Heute Morgen – ich war nach Dienst noch gar nicht richtig wach und trank meinen ersten Kaffee mit meinem weltbesten Kollegen noch vor der Frühbesprechung. Der Rettungsstellen-Funker geht. Gnah. Ich rufe zurück. Der Pfleger am Telefon klingt irgendwie komisch. Er sagt eigentlich nur “Komm mal eher bald”, aber das in einem Tonfall, der mich irgendwie nervös macht. Ich lasse also meinen Cappu Cappu sein und wetze Richtung Ambulanz.
Da steht noch der überbringende Notarzt, der mich grinsend mit den Worten begrüßt: “Ich bringe euch einen kerngesunden jungen Mann…” ja klar. Gefühlte 132 Diagnosen, allein zwei Malignome in der Anamnese, zig Medikamente, jetzt Bauchschmerzen. Der Internist guckt auch ganz neugierig und hört zu, zusammen schauen wir uns den Patienten an. Ich will gerade mein Stethoskop auf den -doch tendenziell peritonitischen – Bauch halten, da guckt mich der Patient plötzlich ganz starr an. In dem Moment dreht sich mein Kollege weg und sagt: “Ich hol mal Atropin”. Urplötzlich ist die eher tachykarde Herzaktion auf 30 gesunken. Ich bin gefangen von den Augen dieses kranken Mannes, erwidere seinen Blick, frage “Alles in Ordnung?” und er schüttelt den Kopf, und währenddessen zeigt das EKG eine Nulllinie und dieser Mann schaut mir in die Augen und ich sehe seine Verzweiflung und denke das kann nicht sein sein Herz bleibt gerade stehen. Ich bin überhaupt nicht fähig zu reagieren und blicke nur in die dunkelbraunen erschrockenen Augen dieses alten kranken Mannes. Und denke dass er mich fixiert während sein Herz aufgehört hat zu schlagen und nix mehr in Ordnung ist und sein Gehirn vielleicht noch Sauerstoff für ein paar Sekunden hat. Gefühlte Ewigkeiten starren wir uns stumm an, dann geht alles ganz schnell, mein Kollege ist plötzlich da, das REA-Team ist plötzlich da, und dann gibt es auch schnell wieder eine Herzaktion und der Patient verlässt die Ambulanz in Richtung Intensivstation.
Ich verlasse die Klinik in Richtung nach Hause und kann nicht aufhören an diesen Blick zu denken.