Das Umweltbundesamt (UBA) warnt vor dem bedenkenlosen Einsatz der Nanotechnik und möglichen Gefahren von Nano-Partikeln. So lange die Risiken nicht bekannt seien, solle auf die Verwendung von Nanomaterialien möglichst verzichtet werden, so das UBA in einer Presse-Information.
Willkommen in der Nano-Wunderwelt: In einer Größendimension, in der Haare viele hundert Meter breit erscheinen und Tuchfühlung mit Viren möglich ist, werden Moleküle sichtbar, begreifbar. Die Nano-Welt ist kein Paralleluniversum, sondern unsere Welt aus einer ungewohnten Sicht. Und doch gelten hier andere Gesetze als in der sperrigen Wirklichkeit des Menschen.
Nano-Partikel sind keine menschliche Erfindung – sie sind eine neue Sichtweise. Schon immer schlägt sich der Mensch mit Viren herum und atmet nanometerkleine Staubpartikel ein. Auch nutzt er, wohl lange Zeit unbewusst ihrer physikalischer Gesetze, seit mehreren hundert Jahren Nanopartikel, um Farben den besonderen Glanz zu geben. Doch recht neu ist die Erkenntnis um die Nano-Dimension und ihre Erforschung. Schnell eröffnete sich ein Feld an potenziellen Anwendungen: Völlig neue Werkstoffe, Medikamente, Computer sind mit dem Wissen um die Nano-Welt möglich.
Da sehen Nano-Schalter wie umgeknickte Baumstämme aus oder samtglatte Oberflächen bestehen – genau betrachtet – aus einer Ansammlung dicht gepackter Röhren. Mit der Nanotechnik erschafft der Mensch etwas nie Dagewesenes. Im kleinsten Maßstab herrschen die Gesetze der Quantenmechanik, die in „unserer“ Makrowelt selten bemerkbar sind. Das Ergebnis der Nanotechnologie sind beispielsweise nicht klebrige Sonnencreme, selbstreinigende Oberflächen, kratzfeste Autolacke und antibakteriell ausgestattete Textilien und Kühlschränke. Leichte Werkstoffe in Autos helfen Sprit sparen, LED-Leuchten Energie sparen und Katalysatoren Autoabgase entgiften.
Nanotechnik soll Segen spenden: Medikamente der Zukunft könnten eine völlig neue Wirksamkeit zeigen und zum Beispiel bis in den Zellkern eindringen. Nanobots, Roboter im Nanoformat, könnten nach Ansicht einiger Visionäre im Körper verkalkte Arterien frei putzen oder Tumoren vor Ort bekämpfen.
Dass Nanopartikel nicht den bekannten Gesetzen der Makrowelt gehorchen und auch bis in den Zellkern eindringen, erfüllt Kritiker mit Sorge. Die Risiken für Mensch und Umwelt sind nicht überschaubar. Möglicherweise verändern die Nanopartikel das Erbgut, verursachen Krebs und reichern sich im Gewebe an. Fresszellen (Makrophagen), eine Art Gesundheitspolizei des Körpers, können die kleinsten Partikel nicht erkennen und daher nicht beseitigen.
So hat die Bundesregierung 2006 eine NanoKommission eingerichtet, welche Nutzen und Risiken der Nanotechnologie bewerten soll. Hierin sind auch Fachleute des Umweltbundesamtes (UBA) vertreten. Aktuell hat das UBA in einer Presse-Information vor den Risiken der Nanotechnologie gewarnt. Allein in Deutschland arbeiten derzeit mehr als 800 Unternehmen in diesem Sektor, doch es fehlen gesetzliche Regelungen. Daher fordert das UBA unter anderem ein Meldesystem für Nanomaterialien in Form eines Produktregisters. So lange die Risiken der Nanomaterialien nicht bekannt seien, solle die Verwendung von Produkten möglichst vermieden werden.
Inwieweit Firmen die Warnung ohne den gesetzlichen Rahmen Ernst nehmen werden, ist fraglich. Nanomaterialien sind fest in unsere Alltagswelt integriert und werden so lange produziert und verkauft werden, wie die boomende Materialforschung Gewinn abwirft.
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Umweltbundesamt (UBA)