„Na, an der Sache ist ja doch was dran!“ strahlt Jenny.
Wie schnell sich solche Nachrichten doch verbreiten! Vorhin, bei der allmorgendlichen Frühbesprechung war Oberarzt Biestig nicht anwesend. Chef war ungewohnt wortkarg gewesen, hatte nur etwas von „Urlaub“ gemurmelt und war rasch zum Tagesgeschäft übergegangen.
„Weiß nicht, ob an der Sache wirklich etwas dran ist!“ sage ich und nehme mir einen Kaffee, „jeder hat schließlich das Recht auf Urlaub. Sogar ein Oberarzt!“
„Urlaub und Beurlaubung sind aber zwei verschiedene Sachen.“
„Wieso Beurlaubung?“
Mit riumphierendem Blick knallt Jenny eine Zeitung auf den Tisch.
Als ich den Artikel im Lokalteil des „Dingenskirchener Anzeigers“ lese, hätte ich mich ast erneut verschluckt.
„Herrn Dr. Biestig wurden von der Krankenhausverwaltung Unregelmäßigkeiten in seinem Privatleben vorgeworfen. Er wurde aufgrunddessen bis zur Klärung der Angelegenheit beurlaubt und vom Dienst suspendiert.“
Jenny funkelt mich an.
„Da sagst Du nichts mehr, oder?“
„Selbst wenn dem so wäre… was der in seiner Freizeit anstellt, ist allein seine Sache. Selbst wenn er jeden Abend in den Puff geht!“
„Das stimmt nicht ganz,“ mischt sich jetzt Schwester Gaby ein, „denn immerhin geht es auch um das Ansehen des Krankenhauses. Als Oberarzt steht er schon in einer herausragenden Position. Als Arzt soll er schließlich Vorbild sein!“
„Und das gilt auch für Dich!“ sagt Jenny, wirft mir einen zuckersüßen Blick zu und steht auf, weil es irgendwo geklingelt hat, „Immer schön Vorbild sein, mein Lieber, und vor allem nicht so viel rauchen und die Schweinegrippeimpfung nicht verweigern!“
Womit wir wieder beim Thema wären.