Von der Schwanzgröße der Chirurgen

Nachdem die Diskussion um diesen Beitrag von Sternenmond in den letzten Tagen wieder aufgeflammt ist, muss ich doch noch eine kleine Geschichte zum Besten geben.
Ort der Handlung: Notaufnahme des Kreiskrankenhauses Bad Dingenskirchen, wie üblich.
Die Akteure: Frau X. mit Bauchschmerzen und schlechten Venen, Dr. Medizynicus, und last not least unser allgemein bekannter chirurgischer Oberarzt Dr. Biestig.
* Vorhang auf *
Auftritt Patientin und Dr. Medizynicus. Patientin stöhnt vor Schmerzen, hat ihren linken Arm von sich gestreckt. Auf dem rechten Arm und Handrücken prangen bereits zahlreiche Pflaster. Der Fachmann erkennt: Hier hat jemand mehrfach vergeblich versucht, einen venösen Zugang zu legen.
Dr. M. steht angestrengt über Frau X.’s linkem Arm gebeugt, Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn.
Endlich! Ein Freudenschrei! Dr. M. fühlt sich wie ein Goldgräber, der irgendwo in Klondike nach jahrelanger vergeblicher Schürferei endlich auf eine Goldader gestoßen ist. Er hat eine Vene gefunden, die Nadel liegt und die Infusion läuft. Dr. M. ist glücklich.
* Auftritt Dr. Biestig *
Mit offenem Kittel über blutbefleckter OP-Kluft stürmt er herein, in der einen Hand die Kaffeetasse, in der anderen Hand… nee, keine Zigarette, das traut selbst der sich nicht, aber sein Atem riecht eindeutig nach gerade beendeter Rauchpause.
Kurzer Blick auf die Patientin, dann auf Dr. M.
„Bist Du schwul, oder was?“
Dr. M. wird rot (nein, ich bin nicht schwul!).
„Wieso?“
„Die Nadel!“
„Was ist mit der?“
„Die Farbe!“
„Ist rosa…“
„Also Junge, ich sage Dir mal etwas: Rosa ist was für Schwuchteln. Grün ist für Internisten, Warmduscher und andere Weicheier. Ein Chirurg nimmt weiß. Okay?“
Sagt’s und ist auch schon wieder draußen.
Und Dr. M. ist wieder mal sprachlos.

p.s.: für Nicht-Insider: Die Farben stehen für die unterschiedlich großen Durchmesser der Nadeln. Eine weiße Kanüle ist also ein ziemlich dicker Brummer –

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