Schutz durch Therapie klappt auch „down under“

HIV-Positive sind bei erfolgreicher Therapie für Sexpartner nicht infektiös. Für Heterosexuelle gibt es dafür viele Belege aus Studien. Aus Australien kommen nun auch Daten zu schwulen Männern. Armin Schafberger hat sie sich angeschaut.

Es war eines der Highlights auf der internationalen HIV-Konferenz CROI im letzten Jahr: die Zwischenergebnisse der europäischen PARTNER-Studie zur Schutzwirkung der HIV-Therapie bei Sex ohne Kondom.

Bei 767 beobachteten hetero- und homosexuellen serodifferenten Paaren (serodifferent heißt, ein Partner ist HIV-positiv, der andere -negativ), die kondomlosen Vaginal- und Analverkehr hatten, kam es zu keiner HIV-Übertragung.

In der Studie musste der HIV-positive Partner durch die antiretrovirale Therapie eine Virusmenge von weniger als 200 Kopien pro Milliliter Blutplasma haben und die HIV-Medikamente konsequent einnehmen.

Zu wenige schwule Paare in der PARTNER-Studie

Da aber zu wenige schwule Paare in der Beobachtung eingeschlossen waren, wurden neue Paare rekrutiert, und die Studie läuft weiter.

Auf der diesjährigen CROI in Seattle haben nun australische Forscher in einer Poster-Präsentation die brandaktuellen Zwischenergebnisse der „Opposites Attract“-Studie vorgestellt. Auch den Australiern geht es in ihrer Beobachtung um die Schutzwirkung der HIV-Medikamente, nur haben sie sich dabei ganz auf schwule Paare festgelegt.

Zu welchen Ergebnissen kommt man „down under“? Aus den Daten der 234 Paare aus Australien (Sydney, Melbourne, Brisbane) sowie Bangkok und Rio de Janeiro sieht man nach insgesamt fast 6.000 Sexualakten ohne Kondom (3.569 einführend, 2.337 aufnehmend) keine Infektion durch den Partner. Allerdings ist das Ergebnis statistisch gesehen noch nicht genügend abgesichert.

Keine Infektion durch den Partner auch in Australien

Studienleiter Andrew Grulich will nun weitere Paare in die Studie aufnehmen. Mit 700 bis 900 Paaren soll in drei bis vier Jahren ein belastbares Ergebnis vorliegen. Die Daten sollen dann auch mit denen der PARTNER-Studie zusammengerechnet werden.

Zwar haben sich HIV-negative Partner im Studienzeitraum mit HIV infiziert, Untersuchungen der Viren konnten jedoch belegen, dass nicht der feste, mit antiretroviralen Medikamenten behandelte Partner die Quelle war, sondern andere Sexpartner außerhalb der Beziehung. Wie in der PARTNER-Studie schweigt man derzeit über die Zahl dieser Infektionen.

Als Obergrenze für die Virusmenge bei den HIV-positiven Partnern wurden in der australischen Studie ebenfalls 200 Kopien pro Milliliter Blutplasma festgelegt. Bei 5.656 der knapp 6.000 kondomlosen Sexualakte lag die Zahl der Viren auch bei der nächsten Messung darunter (man spricht dann von einer „Viruslast unter der Nachweisgrenze“), bei 237 darüber. Genaueres zur Viruslast wird man erfahren, wenn die Studie abgeschlossen ist.