Und immer wenn man denkt, es geht nicht mehr weiter nach unten, wird man eines besseren belehrt.
Ich biete in den letzten beiden Tagen mehr Überstunden (je Tag wohlgemerkt), als ich letztendlich im Bett verbringen konnte. Fast genauso viele Überstunden wie ich tatsächlich tariflich festgelegte Arbeitszeit habe. In jeder anderen Branche ein Unding. Aber bei uns fast schon Normalität. In jeder anderen Branche würden Entrüstungsstürme losbrechen, aber hier? Nicht mal ein Danke, im Gegenteil, aber mehr dazu später.
Den Schwestern, die penibelst genau drauf achten, daß jede ihre Pause (das Wort musste ich gerade im Pschyrembel nachschlagen, aber der kennt es auch nicht) auch wirklich genau einhält, ist es piependrecksegal, ob ich in der 1., 2. 3. oder 5. (!) Überstunde mein Dasein friste. Angequatscht wird man immer, no mercy. Andersrum geht das natürlich nicht: “Nee, bin schon weg, Soundso hat jetzt die Station.” Wenn ich sowas sage heißt es nur: “Ist mir egal, brauche hier eine Entscheidung.” Und das sind teilweise so weltbewegende Fragen und Entscheidungen wie z. B., welches Abführzäpfchen der Pat. haben soll oder ob er mit ATS nach Hause entlassen werden kann… Achja..
Absolut und richtig motivierend war jedoch die Ansage eines OA (nachdem ich wieder zwei Funktionsbereiche alleine bestreiten muss aufgrund der Unterbesetzung), daß zur Belohnung für meine Bereitschaft, den Laden am Laufen zu halten, die neuen in der Abteilung nun operieren dürfen!! Oh, ich war so wütend! Ich wäre fast geplatzt! Was soll denn das ein Signal an mich sein? Get out! Your screwed anyways. For life, if you’re staying.
Aus irgendeinem Vernunftsgrund (letzten Funken Verstand) konnte ich mein südländisches Temperament genug zügeln, um dem OA nicht an den Hals zu springen. Mamma mia, impossibile! Da fehlen mir heute immer noch die Worte.
Und dann muss ich mir noch anhören, ich stünde doch so oft auf dem OP-Plan! Ja, hallo? Ich sag’ nur Nicht-Meine-OP-Operationen en masse! Aber DAS sieht natürlich wieder einmal keiner.
Ich weiß echt nicht, wohin der Wahnsinn mich hier noch führen soll. Nach allem, was ich bisher so gehört habe (teilweise klingt das ja auch aus den wenigen Feedbacks heraus), scheinen woanders ja auch keine goldenen Zustände zu herrschen. Nacher komme ich noch vom Regen in die Traufe.
Fest steht, ich werde mal meine Fühler etwas mehr in Richtung Ausland ausstrecken, wir sind doch alle Cosmopoliten, da sollten Landesgrenzen uns nicht aufhalten. Und von anderen Ländern hört man zum einen viel Gutes und – was ich viel bezeichnender finde – eigentlich nie so katastrophales, wie das, was ich jeden Tag selbst erleben kann/darf/muss/werde.
Doc Blog