Mir war schon seit einiger Zeit klar, dass ich dem DRG-Wahnsinn mit der Flucht in die Schweiz nur vorübergehend entgangen bin. Aber es scheint, als würde man hier den Esel noch kräftig melken wollen, während man ihn zur Schlachtbank führt. Bekomme ich doch heute eine E-Mail von meiner Berufsvertretung, der FMH, mit einem Angebot für […]
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Fieber?
“If you don’t take a temperature you can’t find a fever” (Rule #10, “House of God” by Samuel Shem).
Dieses zehnte Gesetz aus Shems Klassiker ist so einfach wie wahr: Wenn Du keine Temperatur misst, wirst Du kein Fieber feststellen. Hierzulande kann man es auch folgendermaßen formulieren: “Ein gesunder Mensch ist auch nur ein Mensch, der nicht gründlich genug untersucht wurde”.
Natürlich ist das Fieber-Gesetz im übertragenen Sinne gemeint: Als Arzt steht man, gerade zu Beginn der Weiterbildung, häufig vor der Frage, welche Untersuchungen denn bei welchen Beschwerden und Konstellationen wirklich sinnvoll sind. Je unsicherer der Berufsanfänger desto mehr apparative Untersuchungen wird er einleiten. Schrotschuß-Diagnostik: Irgendwo wird sich schon irgendwas zeigen. Anderenfalls fühlt sich der junge Arzt auf der sicheren Seite und darf in seinem Entlassungsbrief all die aufwendigen Proceduren aufzählen die ohne Ergebnis blieben. Zuguterletzt dient dieses Vorgehen auch der juristischen Absicherung. Schließlich stehen wir alle immer “mit einem Fuß im Knast”.
Der erfahrene Arzt hingegen wird Untersuchungen sparsamer und gezielter einsetzen. Nicht nur, weil ihn seine Erfahrung viele Differentialdiagnosen ausschliessen läßt. Sondern auch weil er weiß, daß viele Untersuchungsergebnisse im individuellen Fall gar keine Konsequenzen hätten.
Aber das Fieber-Gesetz hat auch eine wortwörtliche Richtigkeit: Wie oft wurde der Arzt schon in Alten- oder Pflegeheime gerufen weil es einem Bewohner “nicht gut ging”? Irgendwie. Ganz diffus. Kein Appetit, große Müdigkeit, wollte gar nicht aufstehen. Oder noch krasser: Erbrechen, Unruhe, Delirium. Manchmal sogar Zittern am ganzen Körper, Zähneklappern. Das wird gelegentlich sogar als “Krampfanfall” interpretiert.
Pflegerinnen messen dann meist Blutdruck und Blutzucker, mit verheerenden Ergebnissen. Spätestens dann wird der Notarzt gerufen. Ihm werden ein Wust an Beobachtungen und einige Messwerte geschildert. “Dem Bewohner gehts nicht gut.” “Hat der Bewohner vielleicht Fieber?” (Fühlt mit dem Handrücken an der Wange des Betroffenen) “Nein.” “Haben Sie gemessen?” “Nein.” Oder “Da muss ich in der Kurve nachsehen.”
Seit kurzem hat der Arzt ein Schläfenthermometer im Koffer (10 Euro bei Aldi). Und siehe da: Der Bewohner hat doch Fieber. Oft sogar richtig hohes. Das erklärt dann all die Auffälligkeiten der letzten Tage. Jetzt nur noch die Fieber-Ursache abklären (meist Bronchien oder Harnwege) und schon kann eine kausale Therapie beginnen.
Vor zwölf Jahren, als der Arzt mit seinen Notdiensten anfing, hoffte er, daß das Fiebermessen VOR dem Notarztrufen bald zur Selbstverständlichkeit werden würde. Viel zu oft ist der Besuch im Pflegeheim seither nach dem oben geschilderten Muster abgelaufen. Heute hofft der Arzt nichts mehr.
Aber auch im häuslichen Bereich ist das Fiebermessen in Vergessenheit geraten. Gerade männliche Kranke aus südöstlichen Ländern verweigern das rektale Fiebermessen (Goldstandart) oft mit Empörung. Abgesehen davon ist in vielen Haushalten auch kein Fieberthermometer mehr vorhanden, selbst wenn dort mehrere kleine Kinder leben.
Und das Fazit? Unklare Verschlechterungen des Allgemeinzustandes gehen oft mit Fieber einher. Und Fieber kann man eben nur feststellen, wenn man die Temperatur misst.
ROSETTA: And the winner is ….. “J”!
Heute wurde der aus der Shortlist von fünf Kandidaten ausgewählte Zielort für die (hoffentlich) letzte Ruhestätte des Philae-Landers bekanntgegeben. Dort wird die Rosetta-Kometensonde am 11. November (um 11:11?) das Landegerät aufsetzen lassen, während sie selbst in sicherem Abstand vorbeiziehen wird. Ewig wird Philaes Ruhe dort aber nicht währen, denn eine Kometenoberfläche verjüngt sich bei jedem Periheldurchgang und was man dort abgesetzt hat, kann dabei problemlos weggepustet werden.
Kalt?
Es war Sommer. Die Sonne tauchte gewisse Teile der Erdoberfläche in gleisendes Licht und das Klinikum Beteigeuze City stand direkt darunter.
Ein guter, ach was der beste Aufenthaltsort war hier die Intensivstation, denn dort gab es eine funktionierende Klimaanlage. Während der Rest des Krankenhauses sich schwitzend bei 30°C im Schatten durch den Tag quälte, arbeitete ich nun tatsächlich welche Freude glückseelig im Drift jener Klimaanlage.
„Also“, sagte Frau Klompmaier nachdem wir die Herzinfarktbefunde von allen Seiten beleuchtet hatten, „hier ist es ganz schön kalt, auf dieser Intensivstation!“
„Oh, öh, wir haben eine gute Klimaanlage“, sagte ich, „da haben wir normale Raumtemperatur. So 20 bis 21°C. Im restlichen Krankenhaus ist es sehr viel wärmer. Ihr Mann hat also zumindest diesbezüglich Glück, hier zu sein.“
„Hmhm, ich weiss‘ nicht!“ Frau Klompmaier schien dies nicht zu überzeugen, „ich finde es zu kalt Frau Dr. äh Dings. Vielleicht bringen sie meinem Mann lieber eine Extradecke. Da sollten sie mal lieber aufpassen“, schloss sie dann noch mit einem wichtigen Tipp, „nicht dass ihre Patienten hier alle eine Lungenentzündung bekommen, bei dieser Kälte!“