Das Themenportal zum Mitmachen

Weber-Guido

Dr. Guido W. Weber

Dr. Guido W. Weber ist Diplom-Kaufmann und hat an der Universität Tübingen am Lehrstuhl für Marketing mit den Forschungsschwerpunkt Kundenbindung in der gesetzlichen Krankenversicherung promoviert. Seit 2002 leitet er Marketing und Vertrieb des eHealth-Unternehmens careon in Tübingen und seit Juli 2013 ist er nebenberuflicher Gründer des Themenportals Bibago.

Herr Dr. Weber, was ist Bibago genau?

Wir nennen es „Das Themenportal zum Mitmachen“. Das heißt, dass unsere Nutzer unter bibago.de zu jedem beliebigen Thema ein Themencenter anlegen können, um darin mit anderen Fachinteressierten Hinweise zu Büchern, Fachaufsätzen, Studien, Presseartikeln und Veranstaltungen strukturiert zu sammeln. Sind die Themencenter einmal angelegt, ermöglicht es die Plattform, diese stetig weiter auszubauen und zu bearbeiten.

Jeder Nutzer kann die Beiträge anreichern, zum Beispiel Inhaltsangaben und Rezensionen hinterlegen. Im Prinzip ist das unser Bewertungssystem. Andere Rankings, wie etwa durch die Vergabe von Sternchen, haben wir noch nicht. Aber die Plattform befindet sich auch noch im Aufbau und wird sich ständig weiterentwickeln.

Es gibt schon viele bestehende Wissensplattformen? Was ist das Besondere an Bibago?Neu ist, dass wir uns auch außerhalb des universitären Umfelds bewegen. Dort gibt es schon eine gute Infrastruktur für die Studierenden und Wissenschaftler. Diese Tools stehen der breiten Masse oftmals jedoch nicht zur Verfügung. Für einzelne Themen gibt es natürlich schon Fachportale und Informationsdienste, aber je spezieller ein Thema, desto schwieriger ist es, hochwertige Informationen zu finden.

Mit den Themencentern von Bibago bieten wir eine Plattform für den Austausch handverlesener Wissensquellen, die eben nicht nur von Einzelnen oder einer Organisation zusammengesucht werden, sondern von jedem ergänzt werden können. Zum Beispiel haben wir eine neue Kooperation mit dem Bundesverband für Internetmedizin, ein aktuelles und sehr junges Thema. Dazu findet man noch kaum Sammlungen von Themen und Quellen.

Wer sich also bisher mit diesem Bereich auseinandersetzen wollte, fing mit der Literaturrecherche von vorne an. Sobald es aber eine Person einmal erledigt hat und jetzt bei Bibago einstellt, ist ein Grundstock für immer gelegt. So entsteht ein Mehrwert für viele Leute, wenn nur wenige sich die Mühe machen.

Wie sind Sie darauf gekommen, dass in diesem Bereich eine Lücke besteht?

Ich habe selbst promoviert und in dem Rahmen intensiv recherchieren müssen. Dabei habe ich mir gedacht: Bin ich denn der erste der jetzt in die Datenbanken geht und selber mühevoll rausfindet, ob es dazu etwas gibt oder nicht?

Außerdem habe ich selbst Veröffentlichungen herausgebracht, die bei den Zielgruppen, wo ich gehofft hatte, dass sie dort interessant sind und gelesen werden, überhaupt nicht bekannt waren. In Fachzeitschriften und speziellen Datenbanken hätte man die schon gefunden, aber die breite Masse der Fachinteressierten nimmt diese nicht wahr. Daraus entstand die Idee: Warum kann man nicht eine Plattform bauen, auf der man sowohl Wissen zusammentragen, als auch seine eigenen Veröffentlichungen bekannt machen kann?

Wen sprechen Sie mit dem Angebot an? Was bietet zum Beispiel der Bereich „Gesundheit & Medizin“ für die Nutzer?

Bibago ist für alle, die sich für Fachthemen interessieren. Also Praktiker, Wissenschaftler, Politiker, Journalisten und Studenten. Jedes Themencenter moderiert der jeweilige Gründer. Bei einem neuem Eintrag wird der Moderator informiert und kann nachträglich eingreifen. Bislang gab es damit keine Probleme, dass die Beiträge sofort automatisch freigeschaltet werden.

Der Qualitätscheck erfolgt also durch die Moderatoren. Die sind zwar nicht immer Experten, aber wenn ich nach Fachzeitschriften suche, habe ich ja schon eine externe Qualitätssicherung garantiert. Dadurch sind die Ergebnisse auf jeden Fall hochwertiger als die Suche bei Google. Jeder bekommt auch die Gelegenheit zu Stellungnahmen im Form von Rezensionen, die öffentlich einsehbar sind. Ein Themencenter bietet das, was die Nutzer selbst einstellen. Im ersten Schritt ist das natürlich vor allem. vom Gründerteam gepushed. Zu einigen Themen, bei denen wir selbst eine gewisse Expertise haben, sind die Themencenter schon gut gefüllt, wie zum Beispiel zum E-Health-Gesetz oder zu Themen der gesetzlichen Krankenversicherung.

Was ist der Reiz, bei Bibago als Autor, Moderator oder Scout mitzumachen?

Es wird unterschiedliche Nutzertypen geben, die mitmachen, wie man auch in sozialen Netzwerken sehen kann. Einige wollen die eigene Sichtbarkeit erhöhen – denn man sieht bei jedem Eintrag, wer ihn erstellt hat. Andere wiederum haben einfach Spaß am Mitmachen oder wollen up-to-date bleiben und etwas lernen.

Aber das Ganze geht gerade erst los. Seit einigen Wochen sind die ersten Nutzer aktiv, die auch etwas einstellen. In der Perspektive kann man sehen: Von 100 Nutzern haben zwei schon etwas eingestellt. Wenn wir dieses Verhältnis dauerhaft halten können, wäre das natürlich bombastisch. Man muss es ausprobieren und das ist ja auch der Reiz an einem Startup. Wenn sich die ersten Leute positiv zurückmelden, macht das einfach unheimlich viel Spaß und motiviert auch, den Weg weiter zu gehen.

Aktuell ist die Beta-Version online. Welche Features soll es in Zukunft noch geben?

Wir sind erst seit September 2014 online. Hier und dort beheben wir noch kleinere Fehler; daher nennen wir die Version auch noch Beta. In seiner Grundstruktur ist Bibago aber weitgehend fertig. Da sich die Plattform ständig weiterentwickeln soll, haben wir noch viele Features in der Pipeline: Zum Beispiel soll die Erfassung der Medien einfacher werden, damit man nicht mehr alles manuell eintippen muss.

Eine eigene Wissensbibliothek im persönlichen Account zusammentragen zu können, wäre auch eine interessante Funktion. Außerdem haben wir ein Rezensionsprogramm gestartet: Dafür haben wir über Fachverlage Rezensionsexemplare angefragt. Bisher war die Resonanz sehr positiv und da kommt sicherlich noch mehr.

Es gibt einen Bibago-Twitter- und Facebook-Account. Sollen soziale Netzwerke zu der Wissensvermittlung in den Gesundheitswissenschaften beitragen?

Wir nutzen soziale Netzwerke derzeit vor allem, um die Plattform bekannter zu machen. Aber das muss man themenspezifisch betrachten: Mein Mitgründer kümmert sich viel um den Themenbereich Startups. Dazu findet man viel in den sozialen Netzwerken, vor allem auf Twitter. Zu Gesundheitsthemen gibt es wiederum auf LinkedIn und Xing viele größere Gruppen, aber die Aktivität ist nicht besonders groß. Uns geht es eher darum, dort präsent zu sein, als sie zu beleben.

Bei Bibago selbst sehen wir eine andere Motivation. Der Nutzer will aktiv etwas zugeschickt bekommen, wie bei einem Newsletter. Deshalb kann man ein Wissenscenter abonnieren, zu dem man dann wöchentlich, monatlich etc. eine Übersicht mit den Neueintragungen zugeschickt bekommt. Gerade für die Randthemen, zu denen pro Jahr nur eine Handvoll Aufsätze veröffentlich werden, ist das besonders interessant.

Wenn die Plattform genügend Nutzer hat, ist die Wahrscheinlichkeit immer größer, dass z.B. ein neu erschienener Aufsatz oder eine Studie von einem Nutzer entdeckt und bei Bibago eingetragen wird. Andere Fachinteressierte werden dann hierüber per E-Mail informiert. Und genau darin besteht unsere Mission: Den Wissenstransfer unterstützen, für Praktiker und Wissenschaftler. In welche Richtung genau das geht und welche Bereiche wie stark ausgeprägt sind, wird sich zeigen. Jetzt geht es uns zunächst darum, erste Nutzer zu gewinnen und vieles auszuprobieren. Wir freuen uns daher über jeden, der bei Bibago mitmacht und sich anmeldet.