Land.in.Sicht ist aktuell ein gemeinsames Projekt der bvmd und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Ziel ist es, Medizinstudierende schon während ihres Studiums von der ambulanten ländlichen Primärversorgung zu begeistern, indem eigene Erfahrungen mit Hilfe einer unterstützten und finanziell geförderten Famulatur im ländlichen Raum ermöglicht werden. Es soll einen Fokus auf Attraktivität statt auf Verpflichtungen setzen.
Nach Änderung der Approbationsordnung im Jahr 2012 wurde eine einmonatige Famulatur in einer Einrichtung der hausärztlichen Versorgung für die Medizinstudierenden im klinischen Abschnitt Pflicht. Dies war für die Kooperationspartner die Grundlage einen Pilotversuch von Januar 2014 bis Mai 2015 anzustoßen.
Dieser umfasst die Förderung von insgesamt 35 Famulaturplätzen in ländlichen Regionen Bayerns in zwei vorlesungsfreien Zeiträumen. 30 dieser Plätze standen für Famulaturen in hausärztlichen Praxen und fünf für Famulaturen in fachärztlichen Praxen zu Verfügung. Um eine qualitativ hochwertige Famulatur bieten zu können, wurden von der KVB vorher motivierte Gastgeberpraxen ausgewählt auf die die Studierenden sich für eine geförderte Famulatur bewerben konnten. Jede Praxis stellte einen Steckbrief zu Verfügung der auf der Projektwebseite (bvmd.de/landinsicht) veröffentlicht wurde.
Die KVB übernahm weiterhin die finanzielle Förderung des Projektes, die Bereitstellung der Werbematerialien, sowie die Werbung in Bayern.
Die bvmd zeigte sich für die Administration, die bundesweite Werbung unter Medizinstudierenden mittels Plakaten, Mails und Social Media, die Betreuung und Verteilung der Bewerber und die Evaluation des Projektes verantwortlich.
Interessierte Studierende konnten bei ihrer Online-Bewerbung bis zu drei Präferenzpraxen angeben und wurden nach dem Zeitpunkt der Bewerbung ausgewählt. Für die einmonatige Famulatur erhielten sie ein Stipendium von 300€ und einen anteiligen Fahrtkostenzuschuss bis maximal 216€.
Eine Zwischenbilanz
Das Projekt lief im Sommer 2014 an und die letzten Plätze der Pilotphase wurden für die vorlesungsfreie Zeit nach dem Wintersemester 2014/15 vergeben. Schon jetzt können wir rückblickend eine erfreulich gute Bilanz ziehen.
Mit über 100 Bewerbungen erreichten wir eine Quote von 3 Bewerbern pro Platz und zeigen damit, dass Land.in.Sicht eine Lücke im Angebot der Famulaturangebote und der Nachwuchsförderung füllt. Dabei zog das Projekt auch 22% Bewerber an, die in einer großstädtischen Region aufgewachsen waren. Überwiegend motivierte die Teilnehmer das Interesse an Fach und an der Region zur Teilnahme; immerhin 28% wollten mal etwas Anderes kennenlernen. Alle Teilnehmer fühlten sich gut betreut und gewannen einen positiven Eindruck vom Landleben. Dies zeigt sich auch darin, dass alle Teilnehmer das Projekt weiter empfehlen und alle Gastgeberpraxen wieder teilnehmen würden.
Die teilnehmenden Studierenden bekommen nicht nur einen realistischen Blick auf die landärztliche Tätigkeit, sondern auch auf die positiven Aspekte der ambulanten Versorgung. 97% der Studierenden können sich nach der Famulatur mehr vorstellen, in der ambulanten Versorgung zu arbeiten und 89% nun eher vorstellen in der Fachrichtung in der sie famuliert haben zu arbeiten.
Zitat eines Teilnehmers: „Ob ich später mal Hausarzt werde, kann ich noch nicht genau sagen, aber durch diese Famulatur sind die Chancen auf jeden Fall gestiegen.“
Die positiven Ergebnisse des ersten Feldversuches geben uns Anlass das Projekt weiterzuführen und auszuweiten. Denn die Bewerbungen von Medizinstudierenden auf die ausschließlich in Bayern lokalisierten Gastgeberpraxen kamen aus dem gesamten Bundesgebiet. Dazu stehen wir aktuell mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und verschiedenen Kassenärztlichen Vereinigung in Kontakt.
Zitat einer Teilnehmerin: „[…] die schönste Weise, wie man eine Allgemeinarztfamulatur nur verbringen kann!”
Wir hoffen sehr, dass es auch im Sommer 2015 für viele Medizinstudierende heißt: Land in Sicht!