…aber nur was die Zeit betrifft.
50 Millionen Impfdosen gegen das Schweinegrippen-Virus sind von der Bundesregierung bestellt worden. Man stelle sich nur einmal vor, die würden tatsächlich gebraucht und verbraucht werden. Abgesehen vom Lieferengpass wäre das ein Riesen-Zeitproblem.
50 Millionen Impfungen verbrauchen pro Impfung, sagen wir mal 5 Arzt-Minuten und 5 Assistenz-Minuten. Das ist äußerst knapp kalkuliert, denn darin enthalten sind Zeitfresser, wie Impfberatung, Aufklärung über Nebenwirkungen und die Impfung selbst. Dazu kommt Verwaltungsaufwand wie: Listenführung für Impfwillige, Bestellung des Impfstoffes, Lagern, Aufruf zur Impfaktion, Vorbereitung des Impfaktes, Dokumentieren der Impfung und Abrechnung auf dem Krankenschein.
Wenn man also 10 Minuten pro Impfung rechnet, ergibt das einen Zeitaufwand von:
50 Millionen x 10 Minuten = 500 Millionen Minuten = eine halbe Milliarde Minuten
= 8.333.333 Stunden : 60.000 Hausärzte mit 8 Stundentag ~ 18 reine Impftage ohne sonstige medizinische Behandlung.
Das hieße, wenn man diese Arbeit komplett als zusätzliche Arbeit sieht (und das muss man, da alle anderen Krankheiten kein Rücksicht auf H1N1 nehmen), wären das von 9 Wochenenden jeweils die Samstage und Sonntage oder von 18 Wochenenden “nur” die Samstage als reine Impfarbeit. Dies gilt aber nur, wenn die Samstage und Sonntage frei sind, also kein hausärztlicher Notdienst anfällt.
Was also hat sich die Bundesregierung dabei gedacht, als sie 50 Millionen Impfungen bestellte und nichts weiter organisierte, zum Beispiel Bundeswehreinsatz, Impfaktion des Deutschen Rotes Kreuz u.a.m.? Ich biete zwei wenig schmeichelhafte Antworten:
1. sie hat sich nichts dabei gedacht (die wahrscheinliche Variante)
2. sie hat gedacht, so schlimm wird’s schon nicht werden. Womit sie Recht gehabt hätte. Das Volk will kaum geimpft werden und deswegen wird’s nicht so schlimm. Allerdings dies hieße, die Bundesregierung hätte von vornherein damit gerechnet, das Geld zum Fenster hinauszuwerfen.
Ich gebe zu, die Rechnung weiter oben ist nicht sehr genau, schließlich gibt es hier und da zusätzliche Impfaktionen, die nicht von uns Hausärzten durchgeführt werden. Aber es bleibt ein Wust an Mehrarbeit in den Praxen, der an die Grenzen des Machbaren stößt, vor allem an die Grenzen der Leistungsfähigkeit des Praxispersonals. Die Damen bei uns in der Praxis tun mir von Herzen leid, und das trotz des schleppenden Impfstarts, wegen Lieferengpass und geringer Impfmotivation. Was am Empfangstresen und am Telefon abläuft, wäre einen eigenen Artikel wert. Aber dafür ist keine Zeit.
Auf www.der-andere-hausarzt.de wird bis auf weiteres nur ein Artikel die Woche erscheinen. Das Schweinegrippen-Virus ist halt ein Killer.