Weniger Aufwand, schneller und wirksamer: so positionieren sich die neuen digitalen Helfer für den Arbeitsalltag niedergelassener Ärzte. Einzelne Referenzen für den proklamierten Nutzen liegen vor, viele Aspekte sind jedoch noch theoretisch-perspektivisch angelegt. Im Rahmen des Projektes „eMedical Practice Insights“ wurden erste Gruppengespräche mit zufällig ausgewählten niedergelassenen Ärzten zu deren Meinung im Hinblick auf die Internetmedizin und ihre Vorteile für die eigene Praxisführung geführt. Das Resultat: die Grundeinstellung der Mediziner ist stark skeptisch gerichtet. Drei Hauptargumente werden hierfür genannt:
(1) Man fühlt sich überrannt
Die Ärzte führten an, dass sie medial in zunehmenden Umfang als Kern-Botschaften übermittelt bekämen, dass sich durch die Digital-Optionen die Arbeit in ihren Betrieben radikal verändern werde, dass die Patienten dies fordern würden und dass eine medizinische Versorgung „ohne“ bald nicht mehr denkbar sei. An Belegen hierfür fehle es jedoch.
(2) Man fühlt sich schlecht gemacht
Ein weiterer, von den Ärzten negativ wahrgenommener Informations-Mainstream besagt, dass die Patientenversorgung und -kommunikation durch die Digitalisierung deutlich besser werde. Doch, so fragen sich die Mediziner, ist denn die gegenwärtige Betreuung so schlecht?
(3) Der Weg als Ziel
Darüber hinaus äußerten sich die Gesprächsteilnehmer irritiert darüber, dass statt der medizinischen Versorgungsqualität immer mehr Kommunikations-, Kooperations- und Verwaltungs-bezogene Techniken in den Vordergrund rücken. Diese könnten zwar durchaus zu einer verbesserten Qualität beitragen, doch die Entwicklungsrichtung wäre doch sehr stark unpersönlich, ein Szenario, das für die wenigsten denkbar ist.
(4) Instrumentalisierung
Ergänzend schilderten die Praxisinhaber ihren Eindruck, durch die Absolutheit vieler Beschreibungen instrumentalisiert zu werden, d. h. keine Entscheidungsfreiheit im Hinblick auf einen persönlich-differenzierten Umgang mit den Digital-Ansätzen zu haben (Zitat eines Teilnehmers: „Wer nicht mitmacht, ist weg vom Fenster!“).
Insgesamt zeigen die Gespräche, dass die Informationsvermittlung zu den Möglichkeiten und zum Nutzen der eMedizin niedergelassene Ärzte bislang kaum erreichen, da die Inhalte zu wenig auf den Bedingungsrahmen der Praxisarbeit ausgerichtet ist.
© Klaus-Dieter Thill / IFABS
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