Ein Beitrag von Dr. Susanne Weinbrenner MPH, Leitende Ärztin & Leiterin des Geschäftsbereiches Sozialmedizin und Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung Bund.
Viele Experten sind sich einig: Psychische Störungen sind die größte Herausforderung für die Gesundheitsversorgung des 21. Jahrhunderts. Längst hat die Debatte um psychische Krankheiten auch den gesellschaftlichen Diskurs erreicht. Viele vermuten, dass berufliche Belastungen für die Zunahme psychischer Störungen verantwortlich sind. Sicher ist, dass psychische Erkrankungen die Beschäftigungsfähigkeit beeinträchtigen. Die positiven Aspekte von Arbeit geraten aus dem Blick, gefragt wird nur: Macht die moderne Arbeitswelt psychisch krank?
In Fachkreisen wird die reale Zunahme psychischer Störungen bezweifelt. Die Entwicklung wird vielmehr einer Sensibilisierung für das Thema in der Fachwelt und der Öffentlichkeit und einer nachlassenden Stigmatisierung der Betroffenen zugeschrieben. Psychische Störungen werden klarer benannt und verbergen sich nicht mehr so häufig hinter unspezifischen Beschwerden. Zugespitzt formuliert: früher Rücken – heute Psyche?
Psychosomatische Reha als wichtiger Teil der Behandlungskette
Die psychosomatische Rehabilitation stellt ein effektives und unverzichtbares Therapieangebot dar. Dies belegen zahlreiche Wirksamkeitsstudien. Rehabilitandinnen und Rehabilitanden sind nach einer Reha leistungsfähiger, aktiver und stressresistenter. Auch für die Gesellschaft zahlt sich die Rehabilitation aus: Weniger Krankenhausaufenthalte, sinkender Medikamentenkonsum, geringere Arbeitsunfähigkeitszeiten und weniger vorzeitige Berentungen sind die positiven Faktoren.
Die psychosomatische Rehabilitation ist aber nur ein Teil der Versorgungskette. Häufig wird der Reha-Antrag erst in einem chronischen Stadium der Erkrankung gestellt. Also zu spät! Uns geht es darum, dass alle Akteure im Gesundheitswesen enger kooperieren, um eine frühzeitige bedarfsgereichte Intervention und schnelle berufliche Integration zu erreichen.
Die Deutsche Rentenversicherung sieht daher drei große Diskussionsfelder:
(1) Welche Aufgaben muss die ambulante und stationäre Krankenbehandlung bei psychischen Störungen vor und nach der Rehabilitation erfüllen?
(2) Wie kann die Rentenversicherung dazu beitragen, die Teilhabe am Arbeitsleben zu erhalten oder wiederherzustellen?
(3) Wie kann die Arbeitswelt gestaltet werden, damit psychische Störungen vermie-den oder zumindest frühzeitig erkannt werden und Arbeitnehmer ihre Berufstätigkeit fortführen können?
Wie denken Sie über das Thema „Psychosomatische Versorgung – Vernetzung als Erfolgsfaktor“? Kommen Sie mit uns ins Gespräch.
Auf dem Hauptstadtkongress 2015 („Tag der Versicherungen“, 11. Juni 2015, 11:30 bis 13:00 Uhr), stellt die Deutsche Rentenversicherung ihre Vernetzungsstrategien anhand von Best-Practice-Modellen vor.