Wenn es um die eigene Gesundheit geht, setzen die Patienten weiter auf die Kompetenz und Zuwendung ihrer Ärzte und Therapeuten: Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die auch in diesem Jahr wieder mehr als 6.000 Deutsche zu verschiedensten Aspekten rund um die Themen Gesundheit und medizinische Versorgung befragt hat.
91 Prozent der Befragten, die innerhalb der vergangenen zwölf Monate beim Arzt waren, geben an, ein „gutes“ bis „sehr gutes“ Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt zu haben – in Nordrhein liegt der Wert mit 88 Prozent nur knapp darunter. Nur sechs Prozent der nordrheinischen Arztbesucher bezeichnen das Vertrauensverhältnis als nicht gut.
Noch beeindruckender sind die Werte, wenn nach der Einschätzung der Kompetenz der Mediziner gefragt wird: 91 Prozent der Versicherten in Nordrhein schätzen die Fachkompetenz ihres Arztes als „gut“ oder „sehr gut“ ein (Bund: 92 Prozent). „Diese Ergebnisse zeigen, dass die Ärztinnen und Ärzte nicht nur großes Vertrauen genießen, sondern sie sich dieses Vertrauen auch durch Sach- und Fachkenntnis verdienen“, sagt Bernhard Brautmeier, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Die Ärztinnen und Ärzte bleiben erster Ansprechpartner in Gesundheitsfragen: Mehr als die Hälfte der Befragten möchte vom eigenen Arzt Informationen zur Vorsorge erhalten.
Wartezeiten: Objektiv betrachtet kein großes Problem
Aufschlussreich sind auch Angaben zu aktuellen Themen, nicht zuletzt mit Blick auf das neue GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG), das eine Termingarantie für den Besuch von Fachärzten enthält, um vermeintlich zu lange Wartezeiten zu verkürzen. „Abgesehen davon, dass wir in Deutschland im internationalen Vergleich hervorragend dastehen, was die Wartezeiten auf Facharzttermine betrifft, zeigt die neue Befragung, dass das Thema offenbar in Politik und Medien sehr viel dramatischer dargestellt wird, als es tatsächlich ist“, sagt Brautmeier.
Nur jeder zehnte Patient erachtet Wartezeiten als zu lang, in Nordrhein liegt der Wert bei neun Prozent. Hingegen gaben 50 Prozent der Befragten in Nordrhein an, beim letzten Praxisbesuch gar keine Wartezeiten gehabt zu haben – entweder, weil sie sofort einen Termin bekommen haben (30 Prozent), ohne Vereinbarung zum Arzt gegangen sind (15 Prozent), weil die Praxis keine Termine macht oder weil ein Termin nicht notwendig war (zusammen fünf Prozent). Zehn Prozent warteten ein, zwei oder drei Tage auf einen Termin.
Betrachtet man nur die Wartezeiten auf Facharzttermine, so hat etwa ein Drittel maximal drei Tage auf den Termin gewartet. Jeweils ein Viertel hat entweder bis zu drei Wochen oder länger gewartet. „Diese Werte wären deutlich niedriger, wenn nicht so viele Patienten, immerhin fast zwei Drittel, die Fachärzte ohne Überweisung vom Hausarzt konsultieren würden. Das würde die Wartezeiten für viele deutlich verkürzen, auch ohne Terminservicestellen“, sagt Brautmeier.
Genügend Ärzte in der Nähe – noch
Beim Thema „Ärztemangel“ zeigt sich, dass die Versorgungssituation in Nordrhein nach wie vor als gut eingeschätzt wird, insbesondere bei den Hausärzten: 82 Prozent der Befragten geben an, dass es am Wohnort genügend Hausärzte gibt; nur 14 Prozent sehen einen Mangel, wobei nur jeder Fünfte der Unzufriedenen tatsächlich ein Problem mit der Hausarztsuche hatte. „Das zeigt, dass wir immer noch eine hohe Hausarztdichte haben. Mit Blick auf die Altersstruktur der Ärzte könnte sich das allerdings perspektivisch ändern“, so Brautmeier.
Bei den Fachärzten sind zwei Drittel der Befragten mit der Verfügbarkeit zufrieden. Ein Viertel meint, dass es zu wenige Fachärzte am Wohnort gebe, davon hatte etwa die Hälfte Probleme bei der Suche nach einem Facharzt. „Das Ergebnis spiegelt wider, dass wir in Ballungsräumen und Großstädten natürlich eine andere Facharztdichte haben als in ländlichen Regionen“, sagt Brautmeier. Allerdings gebe es immense Mitversorgereffekte, da viele Menschen in die Städte pendelten und am Arbeitsort zum Arzt gingen. „Diese Effekte und das Ergebnis der Umfrage zeigen, wie abwegig das im GKV-VSG enthaltene Vorhaben der Politik ist, fachärztliche Praxissitze in größerer Zahl perspektivisch aufzugeben“, betont Brautmeier.
Mit der aktuellen Versichertenbefragung hatte die KBV die Forschungsgruppe Wahlen beauftragt, die im Frühjahr 6.089 zufällig ausgewählte Bundesbürger befragt hat.
Pressemitteilung der KV Nordrhein
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