Heute ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Ein Tag, der von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde, um das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Behinderung wach zu halten und den Einsatz für Würde, Rechte und das Wohlergehen dieser Menschen zu fördern.
Wir wollen mit all’ unseren Kräften mit anpacken. Dafür haben wir gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), der Ärzte Zeitung, Lifeline.de und einfach-teilhaben.de das Projekt „Barrierefreie Praxis“ ins Leben gerufen.
Barrierefrei ist mehr als rolli-gerecht
Barrierefreiheit allerdings, ist eine vielgestaltige Angelegenheit. Da reicht es nicht, einen Fahrstuhl im Treppenhaus zu haben. Damit der Zugang als barrierefrei gilt, müssen Behindertenparkplätze gekennzeichnet sein, ein stufenloser Zugang gewährleistet und der Zugang rollstuhlgerecht sein. Das heißt, alle Türen innerhalb der für Patienten bestimmten Praxisräumlichkeiten müssen eine Mindestdurchgangsbreite von 80 cm aufweisen, die Türschwelle dabei nicht höher als 3 cm. Zudem bedeutet barrierefrei mehr als rollstuhlgerecht. Sehbehinderte und blinde Menschen brauchen beispielsweise Orientierungshilfen, wie taktile Bodenelemente, die mit dem Tastsinn deutlich wahrnehmbar und kontrastreich gestaltet sind. Schilder müssen gut lesbar und mit kontrastreicher Beschriftung in Augenhöhe angebracht sein. Auch die Untersuchungsmöbel müssen höhenverstellbar und flexibel sein, zum Beispiel müssen sich die Armlehnen wegklappen lassen, damit ein Rollstuhlfahrer ausreichende Bewegungsfläche für das Umsetzen hat. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern möchten wir über diese ganzen Details informieren.
Darüber hinaus stellen wir die Informationen, welchen Grad der Barrierefreiheit die jeweiligen Praxen bieten, für jedermann im Rahmen der Arzt-Auskunft zur Verfügung: auf der kostenlosen Telefonhotline der Arzt-Auskunft, im Internet, bei unseren Partnerportalen und auch den Krankenversicherungen, die die Arzt-Auskunft Professional routinemäßig für ihre Versicherteninformation nutzen.
Doch auch hier wird es uns nicht gelingen, es allen recht zu machen. Da schimpft doch tatsächlich ein Rollifahrer, ausgiebig in einem Brief über drei Seiten: Als unerträgliche Zumutung empfindet er persönlich, dass in der Arzt-Auskunft doch tatsächlich Arztpraxen verzeichnet sind, die nicht rolligerecht sind – und dies übrigens auch gar nicht behaupten (für die anderen Komponenten der Barrierefreiheit hat er keinen Blick). Da winke ich mal zurück und gebe zu bedenken, dass die Arzt-Auskunft für alle Patienten da ist.
Und dann noch das liebe Geld: Mal eben 50.000 Euro, das kostet es schnell mal, eine Praxis barrierefrei umzubauen. Damit werden die Ärzte alleingelassen. Auch keine gute Lösung! Oder sie bekommen vom Vermieter nicht die Genehmigung, oder die Denkmalschutzbehörde legt ein Veto ein, weil die Hausfassade denkmalgeschützt ist.
Es gibt noch richtig viel zu tun.