Jedes Mal, wenn Sie Ihren Mitarbeitern Aufgaben übertragen, die diese eigenständig ausführen sollen, delegieren Sie. Ein solches Vorgehen ist aus zwei Gründen sinnvoll: zum einen können Sie ja gar nicht alles allein machen, dafür reicht Ihre Arbeitskapazität nicht aus. Mit Hilfe der Delegation können Sie sich entlasten und auf andere Dinge Ihrer Arbeit konzentrieren. Zweites können Sie über das Delegationsprinzip motivieren, denn Delegation wertet die Mitarbeiterinnen auf. Die Arbeit Ihres Personal wird durch fünf Grundmotive bestimmt, die personenindividuell unterschiedlich stark ausgeprägt sind: Sicherheit, Anerkennung, soziale Repräsentanz, Selbstbestätigung und Selbstverwirklichung. Über die Delegation von Aufgaben können Sie das Streben Ihrer Mitarbeiter nach Erfüllung dieser Motive unterstützen. Der Inhaber einer großen dermatologischen Fachpraxis, der über eine permanente Arbeitsüberlastung klagte, entgegnete…weiterlesen…
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Pragmatische Studien – Studien zur Routine machen
Warum gibt es noch soviel Unsicherheit bei medizinischen Entscheidungen? Warum werden nicht mehr Studien durchgeführt? Was kann dagegen getan werden?
Bei medizinischen Entscheidungen herrscht auch heute noch eine grosse Unsicherheit. Soll behandelt werden? Wenn ja, welche Behandlung ist bei einer Ausgangslage die beste?
Fundierte Entscheidungen basieren auf Wissen. Wissen basiert auf Daten. Und genau wegen den fehlenden Daten müssen medizinische Entscheidungen blind getroffen werden.
In der Medizin wird Wissen durch faire Tests gewonnen. Es ist einfach. Man vergleicht zwei Behandlungen und schaut, welche die bessere ist. Für aussagekräftige Resultate ist es wichtig, dass der Vergleich fair ist. Solche fairen Vergleiche werden als Randomisierte kontrollierte Studien (randomized controlled trials, RCT) bezeichnet.
Trotz des einfachen Prinzips der fairen Tests, werden zu wenig Vergleiche gemacht.
Ein Grund ist sicher, dass die Fairness des Vergleichs in der Praxis schwierig sein kann.
Ein anderer Grund ist die hohe bürokratische Hürde für klinische Studien. Eine Kontrolle von medizinischen Studien wurde notwendig, da in der Forschung menschenverachtende Experimente durchgeführt wurden. Doch die heutigen Regeln für Patientenstudien schiessen über das Ziel hinaus. Studien, auch bei unkritischen, zugelassenen Behandlungen sind teuer oder praktisch gar nicht durchführbar.
Abbau von bürokratischen Hürden
Das folgende Beispiel könnte nicht anschaulicher sein: Dreizehn Hausärzte wollen die Bioverfügbarkeit von zugeführtem Vitamin-D testen. Sie machen einen Selbstversuch, stellen die Resultate vor und werden gebüsst. Sie hatten nicht die richtigen Bewilligungen. Sie hätten den Versuch nicht durchführen dürfen.12
Die geltenden Regeln führen nicht dazu, dass geplante Versuche besser durchgeführt werden, sondern, dass die Versuche überhaupt nicht durchgeführt werden.
Kein Wissenszuwachs. Kein Abbau der Unsicherheit. Kein Fortschritt.
Die Studiendurchführung kann sich wegen den Kosten praktisch nur noch die Pharmaindustrie leisten. Und die Pharmaindustrie führt natürlich nur Studien durch, die in ihrem Interesse sind.
Es herrscht gerade zu eine paradoxe Situation. Ärzte dürfen alles verschreiben (Off-Label-Therapie) (was nicht schlecht ist). Doch wenn sie es zusätzlich testen wollen, ist es nicht mehr erlaubt (oder durch grosse bürokratische Hürden stark behindert).
Entscheidungen in der Medizin aufgrund von verlässlichen, wissenschaftlichen Daten wird als Evidenzbasierte Medizin (EBM) bezeichnet. Doch mangels Daten scheint die Evidenzbasierte Medizin auf halbem Weg stecken geblieben zu sein.
Kurz: Die Durchführung von einfachen medizinischen Tests ist zu kompliziert. Sie muss einfacher werden.
Die Forderungen sind:1
- Pro Studie eine zuständige Ethikkommission, nicht mehr ein Dutzend Ethikkommissionen.
- Vereinfachungen bei bereits zugelassenen Medikamenten
- Vereinfachungen bei harmlosen Tests
- Angebot von praxisrelevanten Kursen zur Studiendurchführung, z.B. an Ärztekongressen
- Einfache Formulare für Studienteilnehmereinverständnis
- Einfacher Abschluss von Studienhaftpflichtversicherungen
- Vergünstigungen für nicht-kommerzielle Studien
Der Schutz der Studienteilnehmer soll und wird durch diese Massnahmen nicht verringert. Die Studien sollen nach wie vor überwacht werden. Die Information und Einverständnis des Patienten bleibt eine Voraussetzung.
Diese Forderungen bedeuten keinen Abbau an der wissenschaftlichen Vorgehensweise. Alle Studien sollen auch hier vorgängig registriert und anschliessend publiziert werden.
Studien zur Routine machen
Einen Schritt weiter geht die Idee von Ben Goldacre und seinen Kollegen. Bei jeder Verschreibung, wo zu wenig gesichertes Wissen vorhanden ist, soll beim Arzt auf dem Computer ein rotes Lämpchen aufleuchten und automatisch eine Studienteilnahme vorschlagen.3 Wenn es beispielsweise für die gleiche Diagnose zwei Medikamententypen gibt, aber keine Daten vorhanden sind, welcher Typ besser ist, soll der Typ zufällig gewählt werden. Der Zufall verhindert Verzerrungen (bias), dass z.B. ein Medikament zu Beginn einseitig, z.B. an die „Gesünderen“, vergeben wird.
In den häufigen Krankheiten könnten wegen der grossen Anzahl Patienten die Wissenslücken in kurzer Zeit gefüllt werden.
- Bessere Heilungen,
- weniger Nebenwirkungen,
- weniger unnötige Behandlungen und
- tiefere Kosten wären die Folge.
Fazit
Es müssen mehr medizinische Studien durchgeführt werden um die Unsicherheit bei medizinischen Entscheidungen zu verkleinern. Klinische Studien müssen einfacher durchgeführt werden können.
Am besten werden medizinische Studien bei ungenügender Datenlage automatisch durchgeführt. Wir müssen pragmatischer werden. Die Verbesserung der Datenlage sollte zur Routine werden.
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Markus Gnädinger, Frank Bossert, Felix Eichmann, Bruno Haug, Martin Krüsi, Markus Nadig, u. a. Ceci n’est pas une étude, Schweizerische Ärztezeitung, Feb. 2013, 94(2013):261–3 ↩ ↩
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Mit Vitamin D gegen die Bürokratie, Tages-Anzeiger, 18. März 2013 ↩
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Staa TP, Goldacre B, Gulliford M, Cassell J, Pirmohamed M, Taweel A, Delaney B, & Smeeth L. Pragmatic randomised trials using routine electronic health records: putting them to the test, BMJ, 7. Feb. 2012 BMJ (Clinical research ed.), 344 PMID: 22315246 ↩
Pfizer: Achtung Baustelle
Bei Pfizer wird weiter umgebaut. Letzte Woche hat der (noch) weltgrösste Pharmakonzern die Konzentration auf ausgewählte Forschungsfelder verkündet. Nun ist die Organisation an der Reihe. Statt den traditionellen geographisch aufgeteilten Units, wie es auch bei anderen Pharmaunternehmen üblich ist, soll es drei Breiche geben, die eigene Verantwortung für Gewinn und Umsatz haben: Einer für Primary Care, also den Hausarztbereich, einer für den Facharzt-/Klinikbereich und nur noch eine geographisch zusammengefasste Unit, die aufstrebende Märkte umfasst, gemeinhin die “BRIC-Staaten” – Brasilien, Russland, Indien, China. CEO Kindler hatte schon vor einiger Zeit die Onkologie, Biotech-Medikamente und Tierarzneimittel als eigene Geschäftsbereiche ausgegliedert.
Zur Beruhigung der Mitarbeiter wird verkündet, dass dies keine weiteren Stellenkürzungen bedeutet. Bis zur nächsten Runde. Gemäss dem neuen Forschungsfokus und die in den nächsten Jahren auslaufenden Patente dürfte sich die “Primary Care Unit” bald erledigt haben.