Zellschutz und präventives Potenzial eines Multitalents
Der Granatapfel (Punica granatum) gilt als älteste Heilfrucht der Menschheit. Er wird seit Jahrhunderten als Nahrungs- und Genussmittel verwendet. Seine gesundheitsfördernden Eigenschaften sind dabei in vielen Kulturen bekannt und werden extensiv genutzt. Zu kaum einer anderen Pflanze wurden in den letzten Jahren mehr ernährungswissenschaftliche Studien durchgeführt. Während bisher vor allem dem grünem Tee und dem Rotwein starke antioxidative Wirkungen zugeschrieben wurden, besitzt der Granatapfel neben anderen gesundheits-fördernden Eigenschaften eine vielfach höhere antioxidative Wirkung. So werden u.a. Gesundheitseffekte auf das Herz-Kreislauf-System sowie den Lipid- und Zuckerstoffwechsel beschrieben. Studien zeigen präventive Effekte auf die Entwicklung von malignen Erkrankungen, z.B. von Prostata- und Mammakarzinomen, bei entzündlichen und degenerativen Erkrankungen sowie bei klimakterischen Beschwerden.
Oxidativer Stress – Stress für den Körper
Zu den Erkrankungen, bei deren Entstehung und Progression oxidativer Stress eine ursächliche oder die Progression begünstigende Rolle spielt, gehören kardiovaskuläre Krankheiten (Arteriosklerose), Fettstoffwechselkrankheiten, chronisch-entzündliche Krankheiten wie rheumatische Erkrankungen, degenerative und insbesondere neurodegenerative Erkrankungen (z.B. Morbus Alzheimer), Katarakt und altersabhängige Makuladegeneration (AMD). Oxidativer Stress ist ein pathogenetischer Faktor bei erektiler Dysfunktion sowie Übergewicht und Fettsucht (Adipositas), wobei die Adipositas selbst den systemischen oxidativen Stress zu steigern vermag. Auch bei der Entstehung von chronischen Lebererkrankungen, insbesondere der Fettleber, spielen oxidative Schädigungen eine entscheidende Rolle, alkoholinduzierte Schäden der Leber eingeschlossen. Auf die Entstehung und den Verlauf benigner und maligner Tumoren (z.B. Karzinomen) bzw. deren Vorstufen, sowie von zahlreichen anderen Erkrankungen haben oxidative Schädigungen – also Schäden durch die oxidative Wirkung des Sauerstoffs und seiner Metaboliten – einen teilweise wesentlichen Einfluss. Das gleiche gilt für vorzeitige Alterungsprozesse oder Schäden am Erbmaterial, etwa durch Umweltgifte.
Die Komposition der Inhaltsstoffe ist entscheidend
In den letzten sieben Jahren wurden mehr als 300 wissenschaftliche Arbeiten zu Granatapfel veröffentlicht. Zahlreiche interessante Wirkungen des Granatapfels wurden in klinischen und humanexperimentellen Studien belegt. Das Wirk-spektrum des Granatapfels ist nicht verbindungslos mit einem einzigen Inhaltsstoff assoziiert. Daher ist eine hochkonzentrierte Anwendung isolierter Inhaltsstoffe des Granatapfels – wie bei den meisten Pflanzen – nicht sinnvoll. Vielmehr liegt das Geheimnis gerade im besonderen Synergismus der zahlreichen granatapfelähnlichen polyphenolischen Inhaltsstoffe, die die natürliche Komposition der Inhaltsstoffe erfordern.
Einzigartige antioxidative Effekte
Zahlreiche Effekte werden mit den ausgeprägten antioxidativen Wirkungen von Granatapfelzubereitungen in Verbindung gebracht. Die antioxidative Wirkung von Granatapfelsaft übersteigt sogar die gleichgerichtete Aktivität von „Nahrungsmittelfavoriten“ wie Rotwein, Grüntee, Blaubeersaft und Traubensaft, aber auch von Vitamin C und Vitamin E. Dies konnte zum Beispiel am Ausmaß des Schutzes von Stickstoffmonoxid (NO) vor oxidativer Zerstörung gezeigt werden. Obwohl Blaubeersaft und Traubensaft bereits über deutliche antioxidative Wirkungen verfügen, lag die Wirkung des Granatapfelsaftes um mehr als tausendfach höher.
Schutz des Herz-Kreislauf-Systems
Die antiarteriosklerotischen Wirkungen von Granatapfelsaft werden überwiegend in Zusammenhang mit der ausgeprägten antioxidativen Wirkung gebracht. Interessanterweise führten bereits 50 ml Granatapfelsaft/d innerhalb von zwei Wochen bei hypertensiven Patienten zu einer 36-prozentigen ACE-Absenkung und zu einer fünfprozentigen Senkung des systolischen Blutdrucks.
Positive Effekte auf den Lipid- und Zuckerstoffwechsel
Bei Diabetikern treten endotheliale Dysfunktion (Funktionstörung der Zellen, die die Innenseite der Blutgefäße auskleiden) und atherosklerotische Gefäßveränderungen in Form von Mikro- und Makroangiopathien (Erkrankung der kleinen Blutgefäße / Erkrankung der großen Arterien) besonders früh auf und verlaufen beschleunigt. Oxidativer Stress ist dabei ein patho-physiologischer Schlüsselmechanismus.
Die Fähigkeit von Granatapfelzubereitungen, die intestinale Zuckeraufnahme zu senken und die postpradiale Hyperglykämie (nach der Nahrungsaufnahme auftretende Unterzuckerung) zu verbessern, ist konsistent mit den beschriebenen Wirkungen bei Diabetes.
Verträglichkeit und Unbedenklichkeit
Der aus der Frucht gepresste Granatapfelsaft wird seit Jahrhunderten als gut verträgliches Nahrungsmittel geschätzt. Spezielle Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Der Fruchtsaft ist zucker- und kalorienhaltig und deshalb für Diabetiker nur begrenzt geeignet. Er ist ferner säurehaltig, weshalb – wie bei anderen säurehaltigen Fruchtsäften – auf den Schutz des Zahnschmelzes geachtet werden sollte (eine Stunde Abstand zum Zähneputzen).
Quelle: Medizin Praxis Wissenschaft 1-2/2008, Dr. med. Stephanie Grabhorn – Foto: Weleda