….. Wie kann man sich Ihre Therapie vorstellen bzw. welche Schritte werden durchlaufen? Das Prinzip der homöopathischen und schulmedizinischen Behandlung ist sehr unterschiedlich. Die
schulmedizinischen Therapie versteht das Problem des ADHS isoliert als Stoffwechselstörung des Gehirns und wirkt zur Behandlung konkret mit Medikamenten wie zB. Ritalin direkt auf den
Gehirnstoffwechsel des Kindes ein…..
Was kann man unter ADHS verstehen?
ADHS ist keine moderne Erkrankung überlasteter Kinder des Computerzeitalters. Schon 1855 beschrieb der Deutsche Nervenarzt Dr. Heinrich Hoffmann in seinem beliebten Kinderbuch „der Struwelpeter“
mit dem Zappelphillip, Hans Guck in die Luft und Friedrich der Wüterich, typische AD(H)S Symptomatiken. Damals wurde strikte Erziehung und Psychotherapie als Behandlungsmethode angeraten. Erst
mit der Entwicklung der Kinderpsychiatrie im 20.Jahrhundert hat sich Diagnostik und Behandlung von ADHS deutlich geändert.
Das ADHS besteht aus einer Kombination aus Aufmerksamkeitsstörung und Hyperaktivitätssymptomen bzw. Impulsivitätssymptomen. Einzelne oder alle Bereiche der funktionellen Wahrnehmungsbereiche wie
Sehen, Hören, Tastsinn, Gleichgewicht, Tiefensensibilität sowie Geruchs- und Geschmackssinn scheinen in verschiedenen Ausprägungen gestört zu sein. Es handelt sich demnach wahrscheinlich nicht um
eine Störung der peripheren Sinnesorgane, sondern um eine Verarbeitungsstörung im Gehirn. So kann einerseits eine Reizüberflutung durch ungenügende Reizselektion oder auch eine mangelnde
Reizweiterleitung vorliegen.
Pathophysiologisch ist ADHS bis heute nicht vollständig geklärt und kann bisher nur hypothetisch erklärt werden. Es gibt CT-Untersuchungen des Gehirns, bei denen bestimmte gehirnanatomischen
Unterschiede zu Gesunden gefunden wurden. (in Bezug auf Größe untersuchter Gehirnbereiche)
Auf neurochemischer Ebene gibt es Hinweise vor allem auf einen gestörten Hirn-Stoffwechsel, der so auch bei Erwachsenen mit Persönlichkeitsstörung festgestellt werden konnte. Da die oft
eingesetzten Methylphenidate einen positiven Einfluss auf den Monoaminoxidase (MAO) Stoffwechsel besitzen, geht man inzwischen davon aus, dass dieser MAO Stoffwechsel bei ADHS gestört sein muss.
Was ist bei Menschen mit ADHS auffällig und anders als bei Menschen, die nicht davon betroffen sind?
Je nach Ausprägung der Störung gibt es wenig bis starke Auffälligkeiten. Oft leiden jedoch die Betroffenen und deren Umfeld unter den Symptomen. Durch die fehlerhafte Reizverarbeitung kommt es zu
diversen unterschiedlichen Symptomen. Die Hyperaktive Variante macht sich schon früh in der Kindheit mit Unruhe bemerkbar. Als erstes Warnzeichen gelten übermäßiges Schreien bei Säuglingen und
Schlafstörungen.
Später kommen meist fehlende Frustrationstoleranz, fehlende Ausdauer sowie motorische Ungeschicklichkeit hinzu. Mit Beginn der Einschulung kommt es häufig zu einer Zuspitzung der Symptomatik, da
es den Kindern sehr schwer fällt sich an vorgegebenen Regeln und Strukturen zu halten und sich das Lehr- bzw. Erziehungspersonal überfordert fühlt.
Die Kinder neigen im Vergleich zu anderen Kindern häufiger zu einer Bewegungsunruhe und für sie selbst nicht kontrollierbare Impulsivität. Die Konzentration ist oft gestört. Dieses Verhalten wird
in den meisten Fällen negativ beurteilt, so dass sich die Kinder abgelehnt und nicht gemocht fühlen.
Derweile sind es vor allem diese Kinder, die sehr Kreativ Unterrichtsinhalte mitgestalten wollen und können, wenn man sie anleitet und animiert sowie zu außergewöhnlich sportlichen Leistungen
fähig sind. Nur bei ca. 30% legen sich die Symptome des ADHS mit dem Erwachsensein. Wegen ihrer Vielseitigkeit und Kreativität arbeiten diese Erwachsene oft als Selbstständige im Buisness und IT
Bereich.
Die ADS Variante zeichnet sich vor allem durch ein deutlich gedämpftes Verhalten aus. Es kommt zwar auch zu Konzentrationsstörungen, Ungeschicklichkeit und Lernstörungen. Doch diese Kinder sind
oft zurückgenommen, verträumt und abwesend, werden durch ihr stilles Verhalten deutlich weniger abgelehnt.
Was ist die Ursache von ADHS?
Auch hier gibt es bisher nur Erklärungsansätze. Einerseits soll es familiäre Häufungen geben, daher scheint es sich um eine genetische Disposition zu handeln. Sauerstoffmangel in der
Schwangerschaft und während der Geburt werden ebenso in Betracht gezogen, wie Verletzungen des Kopfes und des Zentralen Nervensystems.
Es wird ja gesagt, dass es unterschiedlich Typen von ADHS gibt, könnte Sie diese vielleicht zusammenfassen?
Je nachdem in welchem Bereich die Wahrnehmungsstörung besondere Defizite zeigt, kommt es zu verschiedenen Typen des ADHS. Mischformen werden häufig angetroffen.
Ist das visuelle System betroffen, kommt es zu Problemen mit Formerfassung und Formwiedergabe. Hier werden die Kinder zugeordnet, die Schwierigkeiten haben zu lesen und zu schreiben, und zB.
lange seitenverkehrt schreiben.
Liegen die Störungen vor allem im taktilen Bereich, finden sich vermehrt Symptomen der Über- bzw. Unterempfindlichkeit. Das sind zum Beispiel Kinder, die ihren Körper nicht gut spüren, sich
anstoßen, oder anderen Kindern unabsichtlich Schmerzen zufügen, weil sie zu sehr zudrücken etc. Im Gegensatz dazu reagieren taktil überempfindliche Kinder (für Außenstehende) unangemessen heftig
auf Berührung.
Störungen der Tiefensensibilität zeigen sich vor allem durch manuelle und grobmotorische Unsicherheit. Diese Kinder haben häufig Probleme mit ihrer Stellung im Raum und zeigen Ungeschicklichkeit
bei grobmotorischen Aufgaben. Der Muskeltonus ist oft schwer einzuschätzen.
Ist die Hörverarbeitung betroffen, kann es zum Beispiel zu einer Spracherwerbsstörung kommen. Später schalten viele ADHS Kinder bei Über-empfindlichkeit des Hörens einfach ab.
Kinder die eine Störung der Weiterleitung im Bereich Geruch und Geschmack aufweisen, neigen zum Beispiel zum Nachwürzen oder zur Ablehnung von Essen, weil dieses zu würzig schmeckt.
Liegen Verarbeitungsstörungen vor, können diese die Selektion der Sinneseindrücke betreffen. Es werden zu viele Informationen aufgenommen, bzw. abgeblockt. Die eingehenden Informationen können
nicht richtig zugeordnet werden. Es kommt zu verlangsamten Denken und schlechter Gedächtnisleistung. Die Kinder erscheinen Zerstreut und Unkonzentriert.
Sind grundlegende Wahrnehmungen stark bzw. gleichzeitig gestört, leiden die Kinder unter leichten bis ausgeprägten Ängsten, da sie zB. bestimmte einfache Bewegungsmuster unsicher ausführen. Diese
Kinder neigen vermehrt zu Unfällen mit anschließender Vermeidungshaltung.
Ist der Zirkadianrhythmus (innere Uhr) gestört, kommt es zu Schlafstörungen. Zb. Häufiges Erwachen, oder Einschlafproblemen.
Fazit: Je nachdem, welche Wahrnehmungsstörungen genau vorliegt, ob zu viel oder zu wenig Verarbeitung und Selektion stattfinden kann, finden wir Auswirkung auf das Verhalten der Kinder. Entweder
handeln die Kinder unangemessen übertrieben, oder unverständlich gedämpft. Mischformen treten auf.