Strategie- und Trendscouting mit der Praxismanagement-Drohne: eHealth-Diffusion und die Organisations-Barrieren in Arztpraxen

Hohes Interesse, geringe Umsetzung
Immer mehr eHealth-Software-Lösungen, -Apps und Internet-Services drängen auf den Markt. Das Interesse an den Einsatzmöglichkeiten ist groß, die konkrete Umsetzung bislang jedoch nur gering. Hierzu tragen vor allem ungeklärte Einsatzbedingungen bei, z. B. im Hinblick auf den Datenschutz, die Abrechnungsmöglichkeiten oder auch in Form ausstehender verbindlicher Einsatzempfehlungen von Fachgesellschaften. Hinzu kommt die Frage, wie weit Arztpraxen grundsätzlich auf einen eHealth-Einsatz vorbereitet sind und ob mögliche Einsatzbarrieren existieren.

Einblicke aus der Distanz
Um diese Frage zu beantworten, ist ein grundsätzlicher, übergeordneter Blick auf die Praxismanagement-Realität in deutschen Arztpraxen notwendig, um so Trends und Zusammenhänge erkennen zu können. Das seit mehr als zehn Jahren bewährte Ferndiagnose-System „Valetudo Check-Up ©“ bietet eine solche Möglichkeit. Es wurde im Grundkonzept zur Benchmarking-gestützten 360-Grad-Untersuchung und Optimierung der Praxismanagement-Qualität entwickelt. Aufgrund seiner standardisierten Analyse-Methodik bietet es aber auch die Option, durch eine aggregierten Betrachtung der Praxis-Einzelergebnisse eine Drohnen-Funktion zu übernehmen, um so grundsätzliche Einblicke in die Arbeit, das Handeln und das Denken von Ärzten, Medizinischen Fachangestellten und Patienten zu erhalten.
Die Organisationsqualität im Fokus

Zentraler Ansatzpunkt der Implementierung und Diffusion von eHealth-Lösungen in Arztpraxen ist die Organisation, denn ihr Einsatz verlangt deutlich veränderte Strukturen und Abläufe. Stellt man die mit der Einführung von Digital-Projekten verbundenen Anforderungen den organisatorischen Voraussetzungen in Praxisbetrieben gegenüber, zeigen sich deutliche umsetzungshemmende Barrieren:
– In Arztpraxen werden – über alle Fachgruppen und Praxisformen bzw. –größen betrachtet – durchschnittlich nur 46,8% der für eine reibungslos funktionierende Praxisorganisation notwendigen Regelungen und Instrumente eingesetzt, die hieraus resultierende Patientenzufriedenheit erfüllt lediglich 58,3% der Anforderungen und Wünsche. Und selbst in Betrieben, in denen die Teams akut keine Beeinträchtigung ihrer Arbeit verspüren, existieren häufig organisatorische Risikofaktoren, die mittel- bis langfristig zu Problemen führen.
– Erst 32% aller Ärzte haben bislang eine Organisationsanalyse durchgeführt.
– In jeder Praxis finden sich durchschnittlich 18 Verbesserungsmöglichkeiten für Strukturen und Abläufe .
– Zwei Drittel der Anlässe, die in Arztpraxen Hektik, Stress und Ärger  verursachen, beruhen auf organisatorischen Defiziten.
– Knapp 60% der Gründe, die Patienten an Arztpraxen kritisieren, beziehen sich auf organisatorische Probleme.
- In kaum einem Praxisbetrieb existiert ein professionelles Monitoring des Patienten-Feedbacks zur Organisationsqualität, ebenso fehlen entsprechende Rückkoppelungs-Mechanismen zur Erhebung von Hinweisen und Vorschlägen der Medizinischen Fachangestellten.
– Die Praxis-EDV wird i. d. R. als Dokumentationshilfe genutzt und nur in geringerem Umfang zur Unterstützung der Ablaufoptimierung.
Die Berücksichtigung dieser Rahmendaten ist besonders für eHealth-Anbieter wichtig, da die mit ihren Angeboten angestrebten Verbesserungen der Praxisarbeit nur dann tatsächlich greifen können, wenn die organisatorischen Praxisvoraussetzungen hierauf angestimmt sind.

© Klaus-Dieter Thill / IFABS

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