In Frankreich soll ab 2016 die medikamentöse Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) zum Schutz vor HIV unter bestimmten Bedingungen von der Krankenversicherung finanziert werden.
Dies kündigte Gesundheitsministerin Marisol Touraine am 23. November vor der französischen Nationalversammlung an.
Bei einer PrEP nehmen HIV-negative Menschen vorbeugend ein HIV-Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen. 2015 belegten Studien bei schwulen Männern eine Senkung des HIV-Übertragungsrisikos von mindestens 86 Prozent – eine ähnlich gute Schutzwirkung wie Kondome.
Touraine sagte, eine „temporäre Gebrauchsempfehlung“ (recommendation temporaire d’utilisation, RTU) für das HIV-Medikament Truvada zur HIV-PrEP werde voraussichtlich in der ersten Dezemberhälfte veröffentlicht. Eine solche Empfehlung ist nötig, weil Truvada in Europa bisher nur zur HIV-Behandlung, aber nicht zur PrEP zugelassen ist.
Empfohlen wird die PrEP in Frankreich vor allem HIV-negativen Männern, die Sex mit Männern haben und
- in den zurückliegenden sechs Monaten mit mindestens zwei verschiedenen Partnern Analverkehr ohne Kondom hatten oder
- bei denen bereits mehrfach sexuell übertragene Infektionen wie Syphilis, Chlamydien, Gonorrhö, Hepatitis B oder Hepatitis C festgestellt wurden oder
- die mehrfach pro Jahr eine Post-Expositions-Prophylaxe (eine vierwöchige Behandlung mit HIV-Medikamenten zur Verhinderung einer Ansteckung nach einem Risikokontakt) gemacht haben oder
- die bei sexuellen Begegnungen psychoaktive Substanzen konsumieren.
Die Gesundheitsministerin betonte, Kondome seien nach wie vor das beste Mittel zur Vermeidung von Ansteckungen mit HIV sowie anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Die PrEP sei aber eine gute Antwort auf Situationen, in denen Präservative nicht zur Anwendung kämen, und für Personen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht systematisch Kondome verwenden könnten.
Die Expertengruppe der Französischen Gesellschaft zur Bekämpfung von Aids geht davon aus, dass mehrere zehntausend Personen von der PrEP profitieren könnten.
Verschrieben werden darf die PrEP nur von spezialisierten Ärztinnen und Ärzten in einem kontrollierten Rahmen, die Patienten werden engmaschig begleitet und beobachtet.
Touraine schloss ihre Ausführungen im französischen Parlament mit einem Dank an die Forscherinnen und Forscher der PrEP-Studien sowie die HIV-Organisation AIDES, die bereits vor fast drei Jahren eine RTI bei der zuständigen nationalen Behörde für Medikamentensicherheit beantragt hatte.
(hs)
Quellen/weitere Informationen
Protokoll der Rede Marisol Touraines in der französischen Nationalversammlung am 23.11.2015 (PDF in französischer Sprache)
Meldung der französischen HIV/Aids-NGO AIDES vom 23.11.2015 (in französischer Sprache)
Meldung der französischen Tageszeitung „Libération“ vom 23.11.2015 (in französischer Sprache)