Unsere Haut muss sehr viel leisten. Und als „Multitalent“ tut sie das auch: Sie schützt, sie fühlt und sie atmet gleichzeitig. Uneingeschränkt allerdings nur, solange sie selbst auch gesund und unversehrt ist. Wir muten ihr sehr viel zu, wenn wir beispielsweise auf ständige Bräune großen Wert legen. Schon ein leichter Sonnenbrand oder kleinere Irritationen wie ein juckender Mückenstich oder der unfreiwillige Griff in eine Brennnessel sorgen unmittelbar dafür, dass wir uns in unserer Haut – zumindest an der betroffenen Stelle – nicht mehr wohl fühlen. Wie können wir unsere schützende Hülle selbst schützen? Was hilft schnell, wenn wir nicht aufgepasst und uns verletzt haben? Dr. Lüder Jachens, Hautarzt, Allergologe und Arzt für anthroposophische Medizin, hat ein Buch über dieses Thema geschrieben1 und gibt kompetenten Rat.
Mit knapp zwei Quadratmetern Ausdehnung und 15 Kilogramm Gewicht ist die Haut unser mit Abstand größtes Organ. Dr. Jachens, sind die Aufgaben dieses Körperteils ebenso groß?
Ja, die Haut ist ein Universalorgan! Sie schützt uns, grenzt uns nach außen ab und sorgt durch die intensive Durchblutung der Lederhaut für die konstante Regulation der Körpertemperatur. Sie ist wichtiger Bestandteil unserer Atmung und ebenso wichtiges Sinnesorgan. Unzählige freie Nervenendigungen in der Oberhaut sorgen dafür, dass wir jederzeit wissen, wo unser Organismus aufhört, wo wir unsere Grenze haben. Talg- und Schweißdrüsen tragen zum Schutz vor Hautkrankheiten, Krankheitserregern und Chemikalien bei.
Babyhaut ist besonders empfindlich, Seniorenhaut auf andere Weise auch. Wie verändert sich die Haut im Laufe unseres Lebens?
Bei Säuglingen und Kleinkindern ist zu bedenken, dass deren Haut noch unreif, noch sehr „offen“ ist. Dies bedeutet, dass noch keine ausreichende Temperaturregulation stattfinden kann, also mehr auf adäquate Kleidung zu achten ist. Auch bräunt sich Kleinkinderhaut nur wenig, intensiver Sonnenschutz ist deshalb vonnöten. Andererseits gehen Inhaltsstoffe von Salben etc. viel schneller ins Blut über als bei Erwachsenen. Generell ist die Hauterneuerung in den jungen Jahren am schnellsten und verlangsamt sich mit zunehmendem Alter. Bei Senioren verliert die Lederhaut an Bindegewebe, die Haut wird dünn und trocken. Ein Zuviel an Waschen intensiviert bei vielen Älteren den Grad der Austrocknung. Folge ist, dass Altershaut sehr fragil wird und oft schon bei Bagatellverletzungen einreißt.
Was ist für unsere Haut besonders schädlich?
Rauchen ist ein wesentlicher Faktor für die Hautalterung. Nikotin verengt die peripheren, oberflächlichen Gefäße, führt dadurch zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und verstärkt die frühzeitige Faltenbildung. Einen starken Raucher erkennt der Hautarzt schon beim ersten Ansehen. Eine ähnliche, aber schwächere Wirkung ist durch Schlafmangel, durch schlechte Ernährung und durch zu viel Sonneneinstrahlung zu erzielen. Einen Australier beispielsweise nimmt der erfahrene Dermatologe anhand seines Hautbildes sofort wahr. Insgesamt wird die Hautalterung durch genannte Komponenten sichtbar beschleunigt. Dieser Alterungsprozess kann durch Körperpflege auch nur in sehr engen Grenzen aufgehalten werden.
Was ist also zu tun? Einerseits, um unsere schützende Hülle zu stärken und andererseits, wenn es bereits zu Läsionen gekommen ist?
Generell sind drei Dinge soweit wie möglich zu vermeiden: Nikotinkonsum, Stress und Schlafmangel. Wer Wert legt auf eine rhythmische Lebensführung, auf genügend Schlaf achtet sowie auf regelmäßiges, gesundes Essen aus dem Bioladen, hat schon viel richtig gemacht. Ausreichendes Trinken gehört ebenfalls dazu, wird jedoch häufig überbewertet.
Welche Fehler werden in diesem Zusammenhang häufig gemacht?
Weil befürchtet wird, dass Bakterien und andere Krankheitserreger eindringen könnten, werden häufig antibiotische oder desinfizierende Salben angewendet. Solche Infektionen sind zum einen glücklicherweise nicht die Regel, zum anderen muss bedacht werden, dass solche Medikamente die natürliche Wundheilung bremsen. Wer hier einer natürlichen Vorgehensweise den Vorzug lässt, tut etwas Gutes!
Bei welchen Verletzungen ist also wie zu verfahren?
Grundsätzlich kommt es bei Sonnenbrand, Insektenstichen sowie Schürf- und Stichwunden und stumpfen Verletzungen zu entzündlichen Reaktionen, die gekühlt werden sollten. Eine Wärmezufuhr wäre hier kontraproduktiv. Ebenfalls immer zu bedenken ist, dass sich unter anaeroben Bedingungen, also unter Ausschluss von Sauerstoff, in den „Taschen“ der Wunden Tetanuserreger halten können. Tetanusschutz ist also zu überprüfen. Geimpft werden muss nur, wenn kein ausreichender Schutz vorhanden sein sollte.
Bei allen juckenden, quaddeligen Zuständen – z.B. Sonnenbrand und -allergie, Mückenstiche – sind Brennnessel Präparate zu empfehlen. Bei stumpfen Verletzungen wie Prellungen und Verstauchungen helfen Arnika-Präparationen. Ringelblumen-Extrakte sind vor allem wirksam bei offenen Verletzungen wie Schnitt-, Kratz oder Schürfwunden.
Quelle: Dr. Lüder Jachens. Hautkrankheiten ganzheitlich heilen. 3. Aufl., 2009, aethera® Verlag freies Geistesleben, Stuttgart