„Landarztquote“ muss nicht sein – „Masterplan Medizinstudium 2020“

Zwei Reformen sind im Gesundheitswesen zurzeit in aller Munde. Über die Reform der Pflegeausbildungen haben wir bereits hier berichtet. Auch das Medizinstudium steht vor einer Reform, dem „Masterplan Medizinstudium 2020“, die aktuellen Problemen gerecht werden möchte. Welchen Problemen muss sich das Medizinstudium stellen und wie sehen Lösungsvorschläge aus?

gesundheitshelden.eu_"Masterplan Medizinstudium 2020"_hörsaal_qEin Problem des aktuellen Medizinstudiums ist die extreme Anforderung an den Numerus Clausus (NC). Nicht selten ist ein Abiturschnitt von 1,0 nötig, um das Medizinstudium direkt im Anschluss an die Schulzeit beginnen zu können. Erfüllt ein/e BewerberIn das nicht, bleibt die Möglichkeit für einen qualifizierenden Test. Der Test für medizinische Studiengänge (TMS) wird derzeit von 19 medizinischen Fakultäten bei der Bewerbung berücksichtigt, darunter Göttingen, Heidelberg und München. Alternativ bleibt das Sammeln von Wartesemestern und der Aufschub des Medizinstudiums für einige Jahre. Diese Fokussierung auf die Abiturnote wird den Anforderungen des Arztberufes nicht gerecht.

Ebenfalls problematisch sind die sinkende Zahl der Mediziner in ländlichen Gebieten und die geringe Bedeutung der Allgemeinmedizin im Vergleich zu anderen Fachgebieten im Medizinstudium. Als letztes großes Problem wird die geringe Praxisnähe des Studiums kritisiert.

„Landarztquote“, PJ-Pflichtabschnitt und Praxisnähe

Die drei oben genannten zentralen Probleme sollen durch die Reform gelöst werden. Die „Landarztquote“ ist eine Idee, die Medizineranzahl auf dem Land zu erhöhen. BewerberInnen, die sich verpflichten nach dem Studium als Allgemeinmediziner in ländlichen Gebieten tätig zu sein, sollen bevorzugt behandelt werden und auch mit schlechterem Notendurchschnitt eine Chance zum Studium erhalten; so die Idee. Die Annahme, dass Abiturienten bereits nach der Schule abschätzen können, in welcher Berufssparte sie später arbeiten wollen, ist jedoch problematisch und entspricht in der Regel nicht der Realität. Die Medizinstudierenden des Hartmannbundes sind gleicher Meinung, wie aus ihrem offenen Brief anlässlich des „Masterplan Medizinstudium 2020“ hervorgeht. Sie sehen in einer Landarztquote die Gefahr der Entstehung eines zweitrangingen Arztes, der „nur wegen seiner Zusage, aufs Land zu gehen, studieren konnte“ und einer Abwertung des Hausarztes. Die Landarztquote ist also in zweierlei Hinsicht problematisch:

Zum einen löst sie nicht das Zugangsproblem zum Medizinstudium, da sie keine Aussagekraft über die Eignung von BewerberInnen besitzt. Hier erscheinen verpflichtende standardisierte Tests, ähnlich dem TMS, und die „stärkere Berücksichtigung von zusätzlichen Qualifikationen wie fachbezogene Berufsausbildungen“, wie der Hartmannbund hervorhebt, sinnvoller. Die Abiturnote eignet sich ebenso wenig, da sie ebenfalls wenig aussagekräftig ist.

Zum anderen ist die „Landarztquote“ nicht der einzig mögliche Weg, der Allgemeinmedizin einen höheren Stellenwert zu verleihen. Viel wichtiger ist es, ihre Präsenz im Studienverlauf zu erhöhen. Der Hartmannbund betont hierzu, dass es bereits positive Entwicklungen gab, die z.B. die Anzahl der Lehrstühle betrifft. Auch plädieren seine studentischen Mitglieder gegen einen PJ-Pflichtabschnitt in der Allgemeinmedizin. Vielmehr streben sie an, freiwillige Maßnahmen zu etablieren und Wahlveranstaltungen zur Allgemeinmedizin anzubieten.

Die Praxisnähe eines Studiengangs ist seit jeher ein heißdiskutiertes Thema und stellt auch einen Bestandteil des „Masterplan Medizinstudium 2020“ dar. Frontalveranstaltungen mit einem hohen Pensum zum Auswendiglernen sind im Medizinstudium gang und gäbe. Was dem Studiengang vielerorts fehlt, ist der Bezug zum Patienten und das, obwohl er die zentrale Figur der ärztlichen Tätigkeit ist. Der Hartmannbund schlägt deshalb „die Einbindung Studierender anderer Gesundheitsberufe während des Studiums“ vor, „um frühzeitig klinische Abläufe und vor allem die Kommunikation miteinander zu schulen“. Außerdem sollten die Lerninhalte von facharztspezifischem Wissen befreit werden, um den nötigen Freiraum für neue Möglichkeiten zu schaffen.

Bald ist es soweit!

In wenigen Monaten soll der „Masterplan Medizinstudium 2020“ vorliegen. Dann wird sich zeigen, wie die Schwächen durch eine Reform des Studiums beseitigt werden sollen. Wir halten Euch diesbezüglich in diesem Artikel auf dem Laufenden. Am Besten erstellt Ihr direkt ein Lesezeichen.

Die verwendeten Zitate stammen aus dem offenen Brief der Medizinstudierenden des Hartmannbundes zum „Masterplan Medizinstudium 2020“. Hier gelangt Ihr direkt zu dem Dokument, um weitere Informationen zu den Vorschlägen zu erhalten.

Bild: University of Liverpool old surgery lecture theatre, Bildausschnitt, liverpoolhlsCC BY-SA 2.0

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