Wie digitalfähig sind Arztpraxen?
In Anbetracht der Möglichkeiten, die eHealth- und mHealth-Lösungen zukünftig für die Arbeit von Arztpraxen und die Arzt-Patienten-Interaktion bieten können und des Hypes, der hierzu entfacht wurde, ist es hilfreich, einen Blick auf die gegenwärtigen digital-bezogenen Fähigkeiten bzw. Verhaltensweisen von Praxisteams und deren Professionalität zu werfen.
Fallbeispiel „E-Mail-Kommunikation“
Ein Ansatzpunkt ist die E-Mail-Kommunikation. Fast alle Praxisbetriebe verfügen inzwischen über einen Internetauftritt oder zumindest über eine Präsenz und bieten Seitenbesuchern hierüber auch eine Kontaktaufnahme an. Die technischen Anforderungen dieser Kommunikationsart sind nur gering und stellen damit keine Barriere für eine professionelle Umsetzung dar.
Nachrichten ins Leere
In einer Exploration wurde 130 Praxisbetriebe verschiedener Fachrichtungen per Mail mit Anfragen zu den auf ihren Seiten beschriebenen Leistungen kontaktiert. Was nach Absenden der Informationsbitten für inzwischen fast jedes Unternehmen obligatorisch ist, erfolgte seitens der Praxen in keinen Fall: der Versand einer Bestätigungs-Mail zum Erhalt der Anfrage. Das ist nicht nur unter Dienstleistungs- und Marketingaspekten schädlich, sondern wirkt sich auch bei denjenigen Patienten, die sich im Umgang mit Praxen und / oder der Technik eher unsicher fühlen, negativ aus.
Nur geringe Response
Darüber hinaus hatten nach vier Wochen erst 48 Praxen geantwortet. Telefonische Nachfragen bei den Non-Respondern führten dazu, dass in 21 weiteren Fällen die Nachrichten auffindbar waren. Die übrigen Teams hatten nach eigenen Angaben keine E-Mails erhalten.
Auch das Praxismanagement beachten
Die Untersuchung verdeutlicht, wie wichtig es ist, im Kontext der Entwicklung digitaler Ansätze für den ambulanten Bereich den Fokus – wie es gegenwärtig geschieht – nicht allein auf die technischen Möglichkeiten zu lenken, sondern in gleicher Intensität die Umsetzungs-Voraussetzungen des Praxismanagements im Auge zu behalten. Diese sind gegenwärtig dadurch gekennzeichnet, dass in Arztpraxen – über alle Fachgruppen und Praxisformen bzw. –größen betrachtet – durchschnittlich nur 53% der für ein reibungslos funktionierendes Praxismanagement notwendigen Regelungen und Instrumente eingesetzt werden.
Weiterführende Informationen zum Thema „Praxismanagement-Optimierung“
: Stufenschema zur Therapie des Praxismanagement-Fehlfunktionssyndrom
© Klaus-Dieter Thill / IFABS