Vielleicht klafft die Schere zwischen Regelversorgung und medizinischem Forschungsstand nirgendwo so weit auseinander wie in der Zahnmedizin: Die Implantologie leistet viel – ist aber für immer mehr Menschen unerschwinglich. Daher hat der Implantologe Dr. Steffen Köhler die Stiftung dentilegus mitbegründet: Durch sie sollen einkommensschwache Personen von den Möglichkeiten des modernen Zahnersatzes profitieren. Aber auch für junge Zahnärzte ist das Stiftungsmodell interessant.
„Wir wollen keine Luxusversorgung anbieten, sondern Leidensdruck mindern“, meint Köhler, der in seiner zahnärztlichen Tätigkeit immer wieder Patienten betreut hat, die mit herausnehmbarem Zahnersatz erhebliche Probleme hatten. „Viele Patienten bräuchten eigentlich Implantate, damit sie gut essen und sprechen können. Manche von ihnen tun ihr Äußerstes, um das irgendwie zu finanzieren – für die meisten sind die Kosten aber einfach zu hoch.“
Praktische Erfahrung für junge Zahnärzte
Abhilfe schaffen soll „dentilegus® – DEUTSCHE STIFTUNG FÜR ZAHNGESUNDHEIT“: Die 2015 gegründete Stiftung hat das Ziel, ein deutschlandweites Netzwerk aus Stiftungspraxen zu etablieren, in denen einkommensschwache Menschen kostenfrei Implantate erhalten können. Gleichzeitig möchten die Gründer ein zweites Problem lösen: „Viele junge Kollegen in Deutschland sind zwar gut ausgebildet, aber haben nach ihrer zahnärztlichen Spezialisierung kaum praktische Erfahrung.“ Im Rahmen der ebenfalls gegründeten dentilegus-Akademie können sie die ausgewählten Patienten in den Stiftungspraxen operieren. Damit die Qualität stimmt, werden sie von erfahrenen Kollegen überwacht – und bezahlen dafür auch eine Gebühr, über die sich die junge Stiftung maßgeblich finanziert.
Das Netzwerk soll wachsen
Bereits jetzt gebe es allerdings mehr Patienten als fortbildungswillige Kollegen. „Die Ärzte unserer Partnerpraxen wollen sie aber dennoch kostenfrei operieren“, freut sich Köhler. Momentan gebe es vier Praxen, die dem Stiftungsnetzwerk angehören. Bis Ende April sollen es 15 bis 20 werden. Die ersten Eingriffe sind bereits erfolgreich verlaufen: Anfang März hat der erste Patient in einer Hamburger Praxis ein Zahnimplantat bekommen – wenn es nach Köhler geht, sollen es schnell mehr werden: „Die Gründung von weiteren Partnerpraxen ist natürlich möglich. Außerdem können Zahnärzte uns gerne auf Patienten aufmerksam machen, die eine Behandlung verdient hätten.“