Zunehmend in den Medien: das Zika Virus. Und es ist auch wirklich ein zunehmendes Problem.
Das Zika-Virus ist seit Mitte letzten Jahrhunderts bekannt und eine Infektion des durch Mücken übertragenen Virus macht meist nur leichte Symptome: ein bisschen Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl, eventuell Gelenkschmerzen oder leichter Ausschlag während ein paar Tagen. Neu ist, dass er offenbar dafür verantwortlich ist, dass Kinder von Schwangeren, die während der Schwangerschaft angesteckt wurden mit Mikroenzephalie geboren werden (das ist eine massive Unterentwicklung des Gehirns, das Kind ist behindert für den Rest des Lebens). Ausserdem vermutet man einen Zusammenhang mit dem Guillain Barre Syndrom – das ist eine Autoimmunerkrankung, wo Nerven vom eigenen Körper angegriffen werden, daraus folgen Lähmungen der Gliedmassen bis Atemlähmung. Zikavirus Infektionen sind deshalb seit März in der Schweiz meldepflichtig (ans BAG durch Arzt und Labor).
Problematisch ist, dass inzwischen in ziemlich vielen Ländern eine aktive Zikavirus-Übertragung stattfindet:
Quelle: www.cdc.gov/zika/geo) – (Stand April 16, Ausbreitung kann sich rasch ändern)
Karibik: Aruba, Barbados. Bonaire, Curacao, Dominikanische Republik, Guadeluoe, Haiti, Jamaika, Kuba, Martinique, Puerto Rico, St. Martin, St. Vincent und die Grenadinen, St. Marteen, Trinidad und Tobago, St. Thomas, Amerikanische Jungferninseln.
Zentralamerika: EL Salvador, Costa Rica, Guatemala, Honduras, Mexico, Nicaragua, Panama, Neu: Belize
Südamerika: Brasilien, Bolivien, Ecuador, Franz. Guayana, Guayana, Kolumbien, Paraguay, Suriname, Venezuela
Asien, Ozeanien: Samoa, US Samoa, Tonga, Mashallinseln, Neukaledonien, Kosrae (Micronesien) Fidschi,
Afrika: Kap Verde
Daneben gibt es Berichte von einzelnen Auftreten in Vietnam, Laos, Thailand, Malediven, Fidschi, Philippinen, Salomonen, Indonesien sowie vor 2015 Ausbrüche aus Afrika, SE Asien, den Pazifischen Inseln, Bangladesch und Papua Neu Guinea.
Wie man sieht, sind da viele Tourismus-Länder darunter … und jetzt im Sommer findet die Olympiade 2016 in Rio statt … das auch mitten im Endemiegebiet liegt.
Das bedeutet, dass ziemlich viele Personen zurückkommen werden, die sich mit dem Virus angesteckt haben (könnten). Eine Impfung gibt es noch nicht, aber man kann auf den Virus testen.
Wann soll getestet werden?
– Patienten MIT Symptomen nach Aufenthalt in Epidemie/Endemiegebiet (s. Karte)
– Personen OHNE Symptome: NUR bei schwangeren Frauen mit ZIKV-Exposition.
(dazu fällt neben dem Aufenthalt im betroffenen Gebiet auch sexueller Kontakt mit einem Mann, der sich bis 4 Wochen vorher in einem betroffenen Gebiet aufgehalten hat)
Dazu nimmt man Blut und testet im Serum und eventuell im Urin- ev. Wiederholt, da man noch nicht weiss, wie empfindlich der Test dafür anspricht und es ev. falsch negativ sein kann.
Bei schwangeren Frauen empfehlen sie ausserdem eine engmaschige Überwachung mit Ultraschalluntersuchung, damit eine Mikroenzephalie bald erkannt wird.
Besser ist die Prävention:
– Alle Reisenden: sollten bei Reisen über den anhaltenden Ausbruch informiert sein. Optimaler Mückenschutz den ganzen Tag lang (die Mücken stechen nicht nur in der Dämmerung) mittels DEET und langer, ev. imprägnierter Kleidung. Nachts Mückennetze und klimatisierte Räume.
– Frauen: Schwangere und Frauen, die eine Schwangerschaft planen sollten nicht in Endemiegebiete reisen. (In Gebiete mit sporadischer Übertragung wird noch nicht abgeraten, aber: Vorsichtsmassnahmen treffen). Nach der Rückkehr sollte man mindestens drei Menstruationszyklen (also mehr als 2 Monate) warten, bevor man schwanger wird: Schutz mittels Kondom. (das gilt auch für Frauen, die nach der Rückkehr Symptome zeigen)
– Männer: Der Zikavirus kann über Sperma übertragen werden. Wie lange ist momentan nicht bekannt. Deshalb soll nach einem Aufenthalt in einem Risikogebiet zwingend ein Kondom benutzt werden. Falls die Partnerin schwanger ist sogar während der gesamten Schwangerschaft. Falls sie es werden will: Kondom benutzen mindestens 3 Monate nach dem Aufenthalt, wenn man keine Symptome zeigte; mindestens 6 Monate wenn man Symptome einer Infektion zeigte.
– Patienten mit Immunerkrankungen und/oder schweren chronischen Erkrankungen sollen sich vor der Reise vom Arzt / Reisemediziner beraten lassen.
Zusammenfassend: Bis jetzt ist zwar der Zusammenhang zwischen Zika-Virus-Infektion und Mikroenzephalie bei den Babies nachgewiesen, wie hoch das Risiko dafür jedoch ist, ist unbekannt. Panik ist noch nicht angebracht, aber Vorsichtsmassnahmen sind bei Reisen in Endemiegebiete nötig: Schwangere sollten nicht dorthin reisen. Guter Mückenschutz den ganzen Tag lang verwenden. Kondome verwenden zum Verhüten und um eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch zu verhindern – und das lange genug. Tests auf den Zika-Virus sind nur unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll.
Quelle: tropimed / WHO
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