Baden-Württemberg muss auch im Gesundheitswesen Nummer eins werden

„Als Industrie- und als IT-Standort hat Baden-Württemberg international einen Namen, und aus seiner mittelständisch geprägten Wirtschaft sind zahlreiche Unternehmen hervorgegangen, die zu den Global Playern gehören“, charakterisiert Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, das Image des Südweststaats. „Es muss das Ziel sein, dass sich unser Land auch im Gesundheitswesen zur Nummer eins entwickelt. Die AOK wird die neue Landesregierung gerne dabei unterstützen, auch auf diesem Sektor zu einem bundesweiten Vorbild zu werden.“
Dass sich dieses Ziel nur gemeinsam erreichen lässt, unterstreicht Baden-Württembergs Minister für Soziales und Integration Manne Lucha: „Die Landesregierung hat den Anspruch, die Gesellschaft miteinander zu gestalten und nicht gegeneinander. Gerade im Gesundheitswesen sollten wir alle gemeinsam hart daran arbeiten, Partikularinteressen zu überwinden und stattdessen sektorenübergreifend Verantwortung für das große Ganze zu übernehmen.“
Die AOK Baden-Württemberg hat mit ihrer Konzeption der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) das Gesundheitswesen im Südwesten bereits nachhaltig positiv verändert. Mit den kürzlich veröffentlichten Untersuchungsergebnissen haben die Forscherteams der Universitäten Frankfurt/Main und Heidelberg die Überlegenheit der HZV im Vergleich zur herkömmlichen Regelversorgung belegt. Sie zeigen etwa für den Zeitraum von drei Jahren, dass Diabetikern durch die intensivere HZV-Betreuung mehr als 1.700 schwerwiegende Komplikationen wie Amputationen, Erblindungen oder Schlaganfälle erspart blieben. Bei Herzpatienten ließen sich allein in einem Jahr unnötige Krankenhauseinweisungen in 3.900 Fällen vermeiden. Insgesamt gelang es für die rund 1,4 Millionen Versicherten in der HZV insbesondere durch die intensivere Betreuung chronisch kranker Patienten im Jahr die Anzahl vermeidbarer Krankenhauseinweisungen um 14.000 zu senken.
„Vergleichbar erfolgreich würden wir auch gerne die Krankenhauslandschaft sehen“, erklärt AOK-Chef Hermann. „Dort beobachten wir weiterhin eine historisch gewachsene Über-, Unter- und Fehlversorgung. Im Jahr 2015 beispielsweise boten 100 baden-württembergische Krankenhäuser Operationen an Hüftgelenken an, aber nur 24 davon konnten uns mit überdurchschnittlicher Qualität beeindrucken“, führt Hermann aus. „Hier würden wir gern für unsere Versicherten mehr tun und über Selektivverträge diejenigen Kliniken unterstützen, deren Arbeit auch tatsächlich überzeugt.“ Aus AOK-Sicht empfiehlt sich eine entsprechende Steuerung auch vor dem Hintergrund der mangelnden Wirtschaftlichkeit vieler Krankenhäuser im Land. „Aus dem Krankenhaus Rating Report für 2016 wissen wir, dass gerade einmal 51 Prozent der Kliniken in Baden-Württemberg einen Jahresüberschuss erzielen. Unnötige Parallelstrukturen müssen daher durch planerische Vorgaben vermieden werden.“
Dr. Stefanie Joos, Professorin für Allgemeinmedizin an der Universität Tübingen, sieht auch Entwicklungspotenzial, wenn es um die ärztliche Versorgung in ländlichen Gebieten geht. „Der Landarzt von früher stirbt allmählich aus. Junge Medizinerinnen und Mediziner leben heute in veränderten familiären Strukturen und haben damit verbunden andere Erwartungen an ihr Arbeitsleben. Es wird auf lange Sicht nicht mehr in jedem kleinen Ort einen niedergelassenen Arzt geben.“ Stefanie Joos hält deshalb den Aufbau lokaler Gesundheitszentren nach internationalen Vorbildern für ratsam. „In solchen Zentren arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen und Gesundheitsberufe im Team miteinander und können sich, wenn es für den Patienten erforderlich ist, unmittelbar untereinander abstimmen. Die Hausarztzentrierte Versorgung ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg dahin, sowohl was die zentrale Rolle des Hausarztes angeht als auch den Einbezug medizinischer Fachberufe.“
Unverzichtbar für die Weiterentwicklung effizienter Versorgungsstrukturen ist aus Sicht der AOK Baden-Württemberg, mehr Tempo in die Digitalisierung des Gesundheitswesens zu bringen. „Wir brauchen eine digitale Agenda, für die sich alle Akteure gemeinsam an einen Tisch setzen müssen“, fordert AOK-Vorstand Hermann. Die Herausforderungen des Gesundheitswesens der Zukunft seien nur zu meistern, wenn anstelle von Modellprojekten endlich eine flächendeckende Umsetzung trete. „Dafür brauchen wir neben den erforderlichen finanziellen Mitteln aber vor allem eines: Ein klares Konzept zur Vernetzung.“
„In der Gesellschaft des langen Lebens“, fasst der AOK-Chef zusammen, „muss es im Gesundheitswesen eine flexible Versorgungslandschaft geben, die sich den veränderten Erfordernissen anpasst. Wir werden gemeinsam mit der neuen Landesregierung an dieser Versorgungslandschaft arbeiten.“
Pressemitteilung der AOK Baden-Württemberg

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