Eltern, die keinen Kinder- und Jugendarzt mehr für ihr Kind finden oder die monatelang auf einen Untersuchungstermin warten müssen – das Thema Kinder- und Jugendärztemangel erreicht inzwischen auch die täglichen Nachrichten (z. B. https://www.tvnow.de/rtl/rtl-aktuell/sendung-vom-06-11-2017/player). Dem Berufsverband der Kinder-und Jugendärzte (BVKJ) bereiten der Frust und die Verzweiflung der Eltern gleichfalls Sorgen. BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach: „Wir versuchen, so viele Kinder medizinisch zu betreuen wie nur irgend möglich, viele Kolleginnen und Kollegen gehen dabei weit über ihre Belastbarkeitsgrenzen hinaus. Wir brauchen dringend mehr Kinder- und Jugendärzte, um mit dem Babyboom der letzten Jahre Schritt halten zu können. Allein 2016 wurden 776.883 Kinder in Deutschland geboren, 18,7 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Vor allem in den großen Städten steigen die Geburtenraten stark. Die Zahl der Kinder- und Jugendärzte hat damit nicht Schritt gehalten – ein Fehler der starren Bedarfsplanung, bei der entscheidende Entwicklungen übersehen wurden, etwa die zunehmende Zahl der Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen. Dann die Überalterung des Berufsstandes: Derzeit verabschiedet sich ein großer Teil unserer Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand und in den nächsten fünf Jahren werden noch einmal ein Viertel aller Kinder- und Jugendärzte in Rente gehen. Immer mehr Pädiater spezialisieren sich zudem auf Fachgebiete wie Allergologie oder Rheumatologie. Solche Praxen fallen dann für die normale medizinische Grundversorgung aus. Und natürlich der Babyboom dank Elterngeld, besserer Betreuungsmöglichkeiten und allgemein wachsender Kinderfreundlichkeit der Gesellschaft.“ Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert schon seit langem deutlich mehr Kinder- und Jugendärzte. Dr. Thomas Fischbach: „Die Bedarfsplanung muss endlich an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Und sie muss flexibler werden. Kinder- und Jugendarztpraxen müssen dort sein, wo Eltern sie brauchen, vor allem in den dicht besiedelten Großstadtvierteln oder auch auf dem Land. Dazu müssen auch deutlich mehr junge Mediziner in unserem Fach ausgebildet werden. Pädiatrie muss als vertiefender Teil im „Masterplan Medizinstudium 2020“ berücksichtigt werden. Die Weiterbildung in den ambulanten Kinder- und Jugendarztpraxen muss analog zu den Allgemeinärzten finanziell gefördert werde. Hierzu hat der BVKJ bereits ein aktuelles Forderungspapier an die Politik erstellt und den verantwortlichen Politikern übersendet. Wir brauchen außerdem auch mehr Freiheit, Ärzte in unseren Praxen anstellen zu können, und die Mehrarbeit durch mehr neue Vorsorgen und Impfungen muss ebenfalls entsprechend vergütet werden. Es ist höchste Zeit, dass die Politik jetzt handelt, denn unsere Wartezimmer sind überfüllt, der Unmut der Eltern wächst und wir Kinder- und Jugendärzte arbeiten am Limit.“ Pressemitteilung des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte (BVKJ)
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