Erste Ergebnisse der europäischen Online-Umfrage zur HIV-PrEP

Anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember sind erste Zahlen zur Studie „Flash! PrEP in Europe“ veröffentlicht worden – verbunden mit dem Appell, die medikamentöse HIV-Prophylaxe allen gefährdeten Gruppen zugänglich zu machen.

Bei einer PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe, auf Deutsch etwa „Vorsorge VOR einem Risiko-Kontakt“) nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Diese Medikamente schützen ähnlich zuverlässig vor HIV wie Kondome, sie bieten aber keinen Schutz vor anderen Geschlechtskrankheiten.

Um mehr über das Wissen über die PrEP, die Einstellungen ihr gegenüber, das Interesse, sie zu nutzen, und die tatsächliche Nutzung der PrEP in Europa zu erfahren, fand vom 15. Juni bis zum 15. Juli 2016 in zwölf europäischen Ländern die Online-Umfrage „Flash! PreP in Europe“ statt. Koordiniert wurde die Studie durch die französische HIV-Organisation AIDES, Coalition Plus und die Universität Amsterdam, in Deutschland wurde sie von der Deutschen AIDS-Hilfe und der Gemeinnützigen Stiftung Sexualität und Gesundheit unterstützt.

Insgesamt nahmen 15880 Menschen an der Umfrage teil, der Großteil davon (10.522) in Deutschland lebende schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Diese Männer wurden zum größten Teil über eine Direktnachricht der Dating-Plattform PlanetRomeo erreicht.

37 Prozent der deutschen Teilnehmer wussten nach eigenen Angaben schon vor der Umfrage, was die PrEP ist, und etwa 80 Prozent von ihnen verfügten über zutreffendes Wissen. Etwa die Hälfte (44 %) der Befragten hatte nach eigenen Angaben Interesse, die PrEP zu nutzen, und ebenso viele Teilnehmer gaben an, die PrEP erfülle ihre Präventionsbedürfnisse.

Fast 80 Prozent sagten, die PrEP solle Teil eines umfassenden Präventionspakets sein (mit regelmäßigen Tests auf HIV und andere Geschlechtskrankheiten und gegebenenfalls Angeboten zur Behandlung).  40 Prozent der Befragten aus dieser Gruppe fanden, dass die PrEP für diejenigen, die sie brauchen, kostenlos sein sollten, 41 Prozent meinten, die Krankenkassen sollten zumindest einen Teil der Kosten erstatten.

Von denjenigen Befragten, die schon vor der Umfrage wussten, was die PrEP ist, nahmen knapp unter 4 Prozent (147 Männer) eine PrEP auf eigene Faust – mit Medikamenten, die sie sich auf informellen Wegen beschafften und in der Regel ohne die notwendige regelmäßige medizinische Betreuung.

Zur PrEP eingesetzt wird bisher das Medikament Truvada®. Es ist seit Oktober 2016 in Europa für Menschen mit besonders hohem HIV-Risiko verschreibungsfähig, muss jedoch mit Ausnahme Frankreichs bisher in allen Ländern selbst bezahlt werden. Norwegen hat aber angekündigt, sie schwulen Männern mit hohem HIV-Risiko kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Auch die Deutsche AIDS-Hilfe fordert seit Langem, die PrEP denjenigen Menschen verfügbar zu machen, die sie zum Schutz vor einer HIV-Infektion brauchen. Zuletzt hatte sie am 28. November gemeinsam mit der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) die Einführung der HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe in Deutschland gefordert.

Die Ergebnisse der Umfrage in zehn Sprachen finden sich hier.

(hs)