Greenpeace (Vorsorge ist besser) kommt mit einer Botschaft der besonderen Art: Fische in deutschen Märkten beinhalten ein Pestizid, welches in Europa eigentlich gar nicht gibt. Das Pestizid heißt Ethoxyquin und ist in der Europäischen Union seit 2011 vom Markt verbannt. Dies geschah ungeachtet der offen verkündeten Einstufung als gesundheitsschädlich bei oraler Aufnahme (http://www.aquakulturinfo.de/index.php/Ethoxyquin.html#top).
Aber jetzt kommt das Unglaubliche: Als Futtermittelzusatz darf es noch eingesetzt werden! So benutzen die Produzenten von Fischmehl und Fischfutter Ethoxyquin als eine Art Konservierungsmittel für ihre Produkte. Ethoxyquin gelangt dann über das Fischfutter in die Fische und reichert sich in den Tieren an – und das reichlich…
Laut Greenpeace sind die Rückstandsmengen noch nicht so hoch, dass sie als gesundheitsgefährdend gelten. Auf der anderen Seite gibt es keine Langzeitstudien, die den Einfluss von Ethoxyquin auf den menschlichen Organismus untersucht hätten. Also auch hier: unser Name ist Hase – wir wissen von nichts.
Greenpeace hat eine Untersuchung gestartet, bei der Tiefkühlprodukte, Räucherlachs und frischer Fisch aus Supermärkten und Biomärkten auf das Pestizid untersucht worden waren. Von 54 Fischprodukten beinhalteten 45 das Pestizid, wovon 32 Produkte Konzentrationen aufwiesen, die über der Höchstgrenze für Fleisch lagen, die 50 Mikrogramm beträgt. Ohne Ausnahme, alle Proben, die aus der konventionellen Fischzucht getestet wurden, waren belastet.
Ein Lachs aus norwegischer Aquakultur war der einsame Spitzenreiter. Zu kaufen gibt es den Giftfisch im Supermarkt von Real. Greenpeace ermittelte einen Wert von 881 Mikrogramm Ethoxyquin pro Kilogramm. Das ist das 17-fache der Höchstmenge für Fleischprodukte. Regenbogenforelle von Netto enthielt immerhin achtmal so viel Pestizid wie in Fleisch erlaubt. Die Bioprodukte zeigten bessere Werte, obwohl es hier auch einen Ausreißer gab: Tiefkühllachs von Edeka mit 155 Mikrogramm.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Analyse, die der Bayerische Rundfunk 2015 in Auftrag gab. Von 65 Proben enthielten 60 das Toxin mit der unbekannten Langzeitwirkung auf den Menschen. Oft wird hier das Argument ins Feld geführt, die gesunden Omega-3-Fettsäuren im Lachs kompensierten die wahrscheinlich gefährliche Wirkung von Ethoxyquin. Allerdings gehen die Betreiber von Aquakulturen mittlerweile zur Verfütterung pflanzlicher Futtermittel über. Bei vegetarischer Ernährung produzieren die Lachse allerdings geringere Mengen der essentiellen Fettsäuren. Ob das pflanzliche Futter ebenfalls Ethoxyquin enthält, ist unklar.
Die Ausnahmeregelung
Hier kommt der Treppenwitz, der kaum fassbar ist. Höchstwerte gibt es für fast alles, was bei Drei nicht schnell genug auf den Bäumen sitzt. So gibt es auch Höchstwerte für Ethoxyquin in Milch, Honig, Eiern, Avocado und so weiter und sofort. Die Erbauer von Höchstwerten haben sogar an Absonderlichkeiten gedacht wie Durian, Portulak oder Känguru. Aber es gibt keine Höchstwerte für Fisch.
Greenpeace vermutet, dass der Einfluss der Lebensmittelindustrie hier die Interessen der Fischproduzenten schützt, gleichgültig ob das Pestizid beim Verbraucher gesundheitliche Konsequenzen hat oder nicht.
Ethoxyquin
Die Substanz ist ein synthetisches Antioxidans, das seit 50 Jahren als Konservierungsmittel für Futtermittel eingesetzt wird. Heute wissen wir, dass die Substanz sich im menschlichen Fettgewebe anreichert und in die Muttermilch übergeht. Tierversuche haben gezeigt, dass die Substanz zum Beispiel bei Ratten die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann. Zwar gibt es alternative Antioxidantien, die scheinen aber zu teuer zu sein. Eine andere Möglichkeit wäre der Schutz des Fischmehls durch eine Stickstoff-Atomsphäre, die einen Schutz vor aeroben Bakterien bieten würde. Transportunternehmen bräuchten sich dann auch über Brand- und Explosions-Gefahr keine Gedanken mehr zu machen. Denn viele Spediteure verlangen bislang noch den Einsatz von Ethoxyquin als Sicherheits-Maßnahme.
Hersteller von Ethoxyquin ist ein alter Bekannter – die Firma Monsanto. Selbstverständlich wartete die Firma mit einer Reihe von Arbeiten auf, die schlüssig zeigten, dass ihr Produkt absolut sicher ist. Die EFSA dagegen spricht von einem Mangel an Daten, was im Widerspruch zu den Behauptungen des Herstellers steht. Die EFSA spricht sogar von Metaboliten der Mutter Substanz, die möglicherweise mutagenen Charakter besitzen. Ethoxyquin: EFSA safety assessment inconclusive
Zuchtlachs ist als ehemals gesund geltendes Lebensmittel längst in Verruf geraten. Manche nennen es mittlerweile das ungesündeste Lebensmittel überhaupt. Der norwegische Umweltschützer Kurt Oddekalv inspizierte mit Tauchrobotern den Untergrund der Auquakulturn. Er fand eine 15 Meter dicke Dreckschicht aus Schlamm und Miikroorganismen. Es ist kein Wunder, dass Forscher an geflohenen Tieren grauenhafte Mutationen fanden. Die in viel zu engen Käfigen gehaltenen Tiere stecken sich gegenseitig mit zahlreichen Krankheiten und Parasiten an und gefährden damit auch ihre frei lebenden Artgenossen. Der Bestand an Wildlachs geht besorgniserregend zurück. Lachs aus dem Ostseeraum entält zudem Quecksilber und radioaktive Isotope aus den anliegenden Artomkraftwerken. Rückstände an PCB und Dioxin sind da schon fast „normal“.
Sogar das Nervengift Endosulfan (Thiodan) wird in Zucht- und Wildlachs regelmäßig gefunden, obwohl es in der EU schon lange verboten ist. Doch über den norwegischen Lachs kommt es auch bei uns immer noch auf den Teller. Das Toxin wird kaum biologisch abgebaut und beeinträchtigt die Fruchtbarkeit, weil es als Disruptor wikrt. Disruptoren sind Chemikalien, die den Hormon-Haushalt stören, weil sie teils ähnliche Effekte im Körper haben wie die biologischen Botenstoffe. Sicher ist auch, dass Endosulfan Krebs auslöst. Um den Verkauf von Zuchtlachs weiterhin zu ermöglichen, hat die Lobby erreicht, dass der Grenzwert für das Gift gleich um das Zehnfache angehoben wurde. Vorher galt eine Konzentration von 0,005 mg/kg noch als akzeptabel, seit 2013 darf der Fisch noch in den Handel kommen, wenn er bis zu 0,05 mg/kg Endosulfan enthält. Das Insektizid gerät über die Nahrungskette in die Lachse. Die globale Landwirschaft spült die Chemikalie tonnenweise in die Ozeane.
Die in engen Netzen gehaltenen Wassertiere wie Lachse, Forellen und Garnelen leiden ähnlich wie die Käfighühner unter einem enormen Ansteckungs-Risiko. Daher werden in den Auquakulturen in vielen Ländern Antibiotika zur vermeintlichen Gesunderhaltung der Bestände eingesetzt. Ein kleiner Teil der Biozide gelangt in das Fleisch, der größte Teil wird aber in die Umwelt ausgebracht und fördert die Resistenz-Bildung pathogener Keime. Das ist wohl das größte Problem für uns Menschen, die irgendwann kaum noch wirksame Antibiotika zur Verfügung haben werden, wenn wir an lebensgefährlichen Infektionen leiden. So bringen die Produzenten Oxytetracyclin, Ormetropin und Sulfadimethoxin ohne Skrupel in unsere Umwelt aus.
Fazit
Es sind wieder einmal die Bestimmungen der Bürokraten und Interessenvertreter, die festlegen, was giftig ist und was nicht. Ethoxyquin in Fleisch darf die 50 Mikrogramm Marke nicht überschreiten, während der Wert für Fisch ins Unendliche gehen darf. Es gibt weder Langzeitstudien zur Wirkung von Ethoxyquin auf den Organismus, noch gibt es Studien, die zeigen, dass Ethoxyquin in Fisch ungiftiger ist als in Fleisch und daher unendlich hohe Werte annehmen darf. Die willkürliche Festlegung der Grenzwerte nach wirtschaftlichen Interessen sollte der Verbraucher nicht länger hinnehmen. Zumindest die riskantesten Lebensmittel sollte der Konsument komplett boykottieren.
Fazit vom Fazit: Wenn Sie auf der sicheren Seite sein wollen, dann essen Sie mehr Känguru als Fisch.
Dieser Beitrag wurde erstmalig im Dezember 2016 veröffentlicht und am 12.1.2018 ergänzt.
Dieser Beitrag Gift im Fisch – Ethoxyquin in Lachs und Co. wurde erstmalig von Yamedo.de (René Gräber) auf Yamedo BLOG veröffentlicht.