Ja, in so einem lebe ich. Die Straßen sind sauber, die Müllabfuhr kommt regelmäßig, es gibt viele Schulen und Spitäler, man fühlt sich auf den Straßen auch nachts relativ sicher, es gibt rund um die Uhr Strom und sauberes Wasser, und in meinem Beruf verdient man pro Monat netto umgerechnet mehrere tausend Euro. Man geht ins Kino und auswärts essen und fährt in den Urlaub und lauter so Späße.
Ich sitze also in der proktologischen Sprechstunde, da geht es um Popo-Probleme. Die gibt es häufig, auch bei jungen Menschen, und dazu zählen Abszesse, Fisteln, Analvenenthrombosen, Hämorrhoiden, und so weiter und so fort.
Mir gegenüber sitzt Herr Tontechniker, jung, von Beruf selbstständiger Tontechniker und hat ein schmerzhaftes Popo-Problem, weswegen er jetzt schon zum vielten Male zu uns kommt. Ich erkläre ihm, dass nun leider eigentlich eine operative Versorgung des Problems anstehen würde, da es mit konservativer Therapie (also Tabletten, Salben, usw…) anscheinend nicht geht.
Nun ist es so, dass Herr Tontechniker zwar monatlich einige hundert Euro an Krankenversicherung zahlt, aber, wie es hier in diesem reichen Land so üblich ist, trotzdem noch zusätzlich ein Selbstbehalt zu blechen ist. Hinzu kommt, dass er selbsständig ist und kein bezahlter Krankenstand in Aussicht ist. Da er im Dezember bereits bei uns war und dort viel Geld (Selbstbehalt) an die Krankenversicherung, bzw. an das Spital überwiesen hat, und es jetzt halt leider nach dem Jahreswechsel ist, müsste er für eine Operation wieder einen Haufen Geld zur Verfügung stellen. Was er nicht kann und deswegen unverrichteter Dinge wieder nachhause geht. Mit einem schmerzhaftem Popo-Problem.